die Engel rufen

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***Nikolas***

Seine Geschichte, war das Schrecklichste, was ich je gehört hatte. Sicher gab es viele Geschichten, die sehr Schlimm waren, aber keine ging mir so nah, wie Tylers. Es lag nicht daran, dass die anderen nicht auch schlimm gewesen wären, sondern daran, dass die Anderen von Leuten erzählt wurden, die ich nicht kannte, doch das war etwas total anderes. Zu wissen, dass er das alles wirklich erlebt hatte und das auch mein Bruder ein Teil seiner Geschichte war, ging mir nah. So nah.

Mein Bruder, mein Held, wie ich ihn gesehen hatte, konnte ich nicht mit dem Typen vereinbaren, der Tyler etwas so schreckliches angetan hatte. Niemals wollte ich glauben, dass mein Bruder so etwas schlechtes getan haben sollte, aber wieso sollte Tyler mich anlügen! Wieso hatte mein Bruder das getan? Wieso?

Ich wusste zwar, dass mein Bruder kein Engel war und sicher auch Fehler gemacht hatte, aber ich hätte niemals glauben können, dass er solch schwerwiegende machte.

Die Tränen rannen mir über die Wangen und ich konnte meinen Blick nicht von Tyler lassen, der am Rand der Klippe saß und ebenfalls heulte, aus Angst, er könnte sich jeden Moment hinunterstürzen um bei seinem Bruder zu sein, was ich auch oft schon überlegt hatte, doch es wegen Fynn nicht getan hatte. Ich hatte noch Fynn, doch wen hatte Tyler? Es schien nicht so, als wären seine Eltern wirklich für ihn da. Ich hatte sie noch nie gesehen!

Meine Schuldgefühle holten mich ein und ich konnte nicht anders, als ihm die Wahrheit zu sagen.

"Ich muss dir etwas beichten..." setzte ich an und nun schwenkte sein Blick, der die ganze Zeit am Himmel gehangen hatte, zu mir. "Was denn?" fragte er neugierig.

"Bitte sei nicht sauer auf mich, aber ich habe etwas nachgeforscht. Ich wollte mehr über dich wissen und habe dich gegoogelt." gestand ich. Ich rechnete mit allem, dass er einfach gehen würde, mich anschreien würde, sogar damit, dass er mich verprügeln würde oder heulen, doch niemals damit. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er lachen würde!

Verwirrt sah ich ihn an und fragte: "Wieso lachst du?"

"Mich hat noch niemand gegoogelt! Was kam denn bei raus?" Er schien es lustig zu finden. Was daran lustig war, wusste wohl nur er.

"Ich habe 2 Zeitungsartikel gefunden. In dem einen hieß es, es wären Jugendliche entführt worden und auch du selbst. Das war vor 7 1/2 Jahren. In dem anderen wurde die Entführung deines Zwillings preis gegeben." sagte ich vorsichtig.

Gelangweilt zuckte er mit den Schultern. "War ja klar, das so etwas bei der Presse landet."

"Es gibt noch ein Video." setzte ich an. Nun wurde Tyler hellhörig. "Was für ein Video?"

"Warte." sagte ich zu ihm, zog mein Handy hervor und suchte es. Als ich es gefunden hatte, zeigte ich es ihm. Tränen rannen seine Wangen hinab. "Wer hat das hochgestellt?" fragte er und schniefte zwischendurch. "Ein bekannter von mir, aber es nicht so schlimm. Das ist doch alles ok, oder?" versuchte ich ihn abzulenken, doch das war keine gute Idee.

"Nicht so schlimm ja?"

Er schrie auf und machte Anstalten von der Klippe in die Tiefe zu rutschen. In dem Moment, sah ich alles in Zeitlupe an mir vorbeigleiten. Er rutschte dem Abgrund der Klippe immer näher. Fast fiel er schon. Geschockt griff ich nach seinem Arm und versuchte ihn oben zu halten. Zum Glück gelang es mir. Ich schloss ihn in meine Arme und hielt ihn fest, damit er nicht noch einmal runterstürzte.

"Ich w-will n-nicht! I-Ich w-will b-bei ihm sein!-" schrie er. "A-Aber i-ich habe es ihm geschworen... Habe ihm v-ver-versprochen zu bleiben." Seine Stimme wurde immer mehr zu einem Flüstern.

Ich wusste nicht, wieso ich das tat, aber ich begann zu singen. Es kam einfach aus mir heraus und so sang ich. (Lied oben)

Von hier - nach da.
Von mir - zu dir.
Bleib hier - bin da.
Sind hier - gefangen.

Ich in deinen, du in meinen, du in meinen, ich in deinen Armen.
Du am schlafen und ich immer, und ich immer noch hellwach.
Ich in deinen, du in meinen und wir zwei in unseren Armen.
Du am träumen - ich am warten
Bis die Tage wieder werden, wie sie früher mal waren.
Bis wir die Farben wieder sehen und der Regen einen Bogen macht.

Regenbogen
Regenbogen
Und der Regen einen Bogen macht,
Regenbogen

Fang an - hör auf.
Von gehen - zu stehen.
Aus an - wird aus.
Es brennt - wach auf.

Ich in deinen, du in meinen, du in meinen, ich in deinen Armen.
Du am schlafen und ich immer, und ich immer noch hellwach.
Ich in deinen, du in meinen und wir zwei in unseren Armen.

Du am träumen - ich am warten
Bis die Tage wieder werden, wie sie früher mal waren.
Bis wir die Farben wieder sehen und der Regen einen Bogen macht.

Regenbogen
Regenbogen
Und der Regen einen Bogen macht,
Regenbogen.
Regenbogen
Und der Regen einen Bogen macht,
Regenbogen.

"Wo hast du das denn hergeholt?" fragte er mit einem Glitzern in den Augen. "Ich weiß nicht."

Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt