Übelkeit

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***Jenny***

Alle waren glücklich, dass die Familie wieder zusammengefunden hatte, doch ich konnte mich nicht freuen. Zu sehr war ich in den Gedanken bei meinem "Freund". Ob ich ihn noch so nennen konnte? Eigentlich nicht wirklich. Er hatte sich in der Zwischenzeit nicht einmal bei mir gemeldet. Wie hatte ich auf ihn reinfallen können?

Jack erzeugte mit jedem Blick, den er mir schenkte eine Gänsehaut auf diesen Stellen und mein Verstand setzte kurzzeitig aus, wenn er mir in die Augen sah. Ständig musste ich mir vorstellen, wie es wäre, würde er mich mit seinen starken Armen halten, mich küssen, einfach da sein. Mein Herz schlug unwiderruflich schneller, sobald er mich kurz berührte.

Gerade saßen wir alle in der Stube und unterhielten uns. Wieder einmal lag Jacks Blick auf mir und in mir rumorte es ordentlich. Doch dann merkte ich eine Übelkeit in mir aufsteigen. Ich versuchte sie zu unterdrücken und zu ignorieren, doch das Gefühl, mich übergeben zu müssen, wurde immer stärker. Auch mein Bauch und Unterbauch taten weh. Ich kniff die Augen zusammen und schluckte angestrengt und konzentriert, doch wurde es nicht besser. Meine Hände schlossen sich wie von selbst um meine Bauchgegend und versuchten mir dort Wärme zuzuführen und das Gefühl wegzudrücken. Mir wurde ganz heiß und ich bekam Panik. Sie durchlief meinen ganzen Körper. Nahm mich ein. Als ich schon die Säure in meiner Speiseröhre hinaufkriechen spürte, sprang ich auf und rannte wie von der Tarantel gestochen zur Toilette, wo ich dann zusammenbrach und meinen Mageninhalt von mir gab.

Ich hing über der Toilette und versuchte krampfhaft meine Gedärme beisammen zu halten. Bekam nichts mehr mit, nicht einmal die warme Hand, die mir beruhigend über den Rücken strich oder die, die mir die Haare aus dem Gesicht hielt. Als ich merkte, dass mein Magen nun leer war und ich mich wieder beruhigte, drehte ich mich langsam zu der Person um, die mir Trost zu spenden versuchte. Es war Jack der beruhigend lächelnd hinter mir saß, nun ein Handtuch nahm, es anfeuchtete und mir damit zögerlich den Mund abwischte. "Es ist alles gut. Hast du was Falsches gegessen oder kamst du mit der Situation nicht klar? Bist du krank?" Ohne mich sprechen zu lassen, lag seine Hand bereits auf meiner Stirn und er fühlte meine Temperatur. Kurz stockte er und senkte den Blick, doch sah er sofort wieder auf und hatte sich gefasst. "Also Fieber hast du nicht. Kann es sein, dass du... Also dass du deine Periode nicht bekommen hast?" Sein Blick war verlegen, besorgt und fachlich zugleich. Wie konnte er so leichtfertig über eine Periode reden? Er fragte mich schließlich gerade ob ich schwanger... OH SCHEIßE! Ich war wirklich über meine Periode... meine bis eben roten Wangen wurden nun von den ersten Tränen überschwemmt, während ich ihn weiterhin nur anglotzen konnte.

Sein Blick wurde weicher und seine Hand strich erneut beruhigend über meinen Rücken.

Er zog mich leicht an sich und flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr. Nun waren meine Dämme gebrochen und ich konnte nicht anders als in seinen Armen zusammen zu brechen. "Es war doch nur ein einziges Mal!" schluchzte ich in sein T-Shirt. "Weißt du denn, ob er sich darum kümmern wird? Willst du es überhaupt behalten?" fragte er einfühlsam.

Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. "Ja. Ich will es definitiv behalten egal was er sagt! Und ich hoffe, dass er es tun wird!" schluchzte ich entschlossen. Angst kroch mir in die Knochen und besetzte meinen ganzen Körper. Wie sollte ich ein Kind ernähren? Es versorgen, pflegen? Wie konnte ich eine gute Mutter sein, wenn ich scheinbar schon eine schlechte Freundin und Tochter war? Aber ich wollte es versuchen. Niemals könnte ich ein Leben auslöschen. Niemals könnte ich ein Kind, so klein es auch noch war, töten. Aber... Vielleicht war ich ja gar nicht schwanger! Ich musste mir sofort einen Schwangerschaftstest kaufen. Ich musste es wissen. Jetzt sofort!

Ich sprang auf, ignorierte Jacks verstörend Blick, der scheinbar noch mit mir geredet hatte und lief aus dem Bad mit nur einem Gedanken. Ich brauche jetzt einen Schwangerschaftstest! Ich brauche Gewissheit!

***

An der Apotheke angekommen stürmte ich zu den Tests und stand nun ratlos davor. Wieso muss es auch so viele verschiedene geben? Welcher ist der Beste? Bei welchem kann ich mir sicher sein, dass er stimmt? Viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf, doch fand ich keine Antwort. Alle anderen Menschen, die mich inzwischen komisch ansahen, blendete ich aus und schaute mir jeden Test einzeln an.

Erst als eine Hand meine Schulter berührte, schreckte ich aus meinen Gedanken und bemerkte die Person, die schon etwas länger neben mir zu stehen schien. Sie hielt mir einen der Tests hin und murmelte: "Dieser ist sehr genau und sagt dir auch, wie lange schon. Es wird alles gut. Ich habe es auch geschafft." Das Mädchen mit den rotbraunen Haaren, braunen Augen und Sommersprossen sah mich lächelnd an. Sie schien gerade mal 17 zu sein. "Danke. Aber wenn es stimmt, weiß ich wann." flüsterte ich ihr zu, nahm ihn aber dennoch entgegen.

"Dein erstes Mal?" fragte sie einfühlsam. Ich nickte. Sie war sehr nett. "War es freiwillig?" fragte sie weiter, worauf ich erneut nickte. "Das ist gut. Bei mir war es das nicht." sagte sie traurig lächelnd. Schnell schloss ich sie in die Arme und versuchte ihr Trost zu spenden. Danach ging ich zur Kasse, bezahlte den Test schnell und machte ihn dann auf der Toilette. Das Mädchen, dessen Namen ich noch immer nicht kannte, war noch immer bei mir und versuchte mich zu unterstützen. Ich hoffte sie als Freundin gewinnen zu können.

Ich las die Beschreibung und tat genau das, was auf dem Test stand. Dann musste ich warten. Ich nahm den Test und ging aus der Toilette zu dem Mädchen. "Und?" fragte sie dann, doch ich traute mich nicht hinaufzusehen. "Kannst du nachsehen?" fragte ich flehend. "Ja klar." entgegnete sie und nahm den Test. Traurig lächeln blickte sie wieder auf und nickte nur.

SCHEIßE!


Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt