***Tyler***
Sonnenstrahlen kitzelten mich an der Nase und holten mich somit langsam, aber sicher aus meinen Träumen. Meine Träume, die immer den selben Inhalt haben. Mein Engel lebt noch, hält mich in den Armen, ist bei mir und unterstützt mich. Er war so ein aufgeweckter Junge, doch die Zeit im Keller hat ihn fertig gemacht. Sie war sein Untergang und wahrscheinlich war es nicht mal der Schmerz, den er erfahren hat, der ihn psychisch zerstört hat, sondern mein psychischer Schmerz, den er durch unsere Verbindung als Zwillinge, auch hatte spüren können. Unsere Verbindung war tiefer gewesen, als bei ganz normalen Zwillingen. Wir hatten einander perfekt ausgeglichen! Wenn mein Beschützerinstinkt zu sehr hervorstach, beruhigte er mich.
Bei den vielen Gedanken von meinem Engel lief mir eine Träne die Wange hinab und ich zeigte wieder einmal einen Teil meines Inneres. Zeigte wieder einmal Schwäche, dabei sollte ich doch stark bleiben. Für meinen Engel, der immer auf ich aufpasst!
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich eine Bewegung neben mir spürte. Jemand kuschelte sich an mich.
In der Hoffnung, ich hätte vielleicht doch nur geträumt, dass all dies passiert war, öffnete ich die Augen, doch ich fand nicht wie erwartet meinen Engel neben mir wieder, sondern Nikolas, der sich immer mehr an meine Seite quetschte. Er suchte meine Nähe und rückte fast auf mich drauf, doch dann schreckte er wimmernd hoch. Wieso hatte er gewimmert? Was war mit ihm? All meine Gedanken, die sich bis eben noch um meinen Zwilling gedreht hatten, konzentrierten sich nun ganz allein auf den schwarzhaarigen jungen Mann neben mir, der mir nun langsam wieder seine unglaublichen Augen zeigte. Diese bunten Augen, die ich jedes Mal, wenn ich hineinblickte von neuem entdeckte. Sie waren ein Kunstwerk, von dem man, wenn man nur ein Bild davon sehen würde, niemals glauben würde, es wäre real. Doch sie waren so real, wie er selbst.
Er streckte seine Muskeln kurz aus und ich beobachtete das Tattoo, welches mir vorher nie aufgefallen war. Es war an seiner linken Schulter. Es war ein majestätisches Schwert, in welchem ein Datum geschrieben stand. Es stand der 24.11.2009. Es war der Tag, vor meinem 10. Geburtstag. Es war der Tag, an dem ich Jack das letzte Mal sah.
"Guten Morgen." hauchte er mir, mit seiner tiefen Stimmer zu, die von der Nacht noch etwas rauchig war. Beim Klang seiner Stimmer stellten sich meine Härchen zu einer Gänsehaut auf. Wie konnte eine Stimme so verdammt sexy klingen? Es war mir ein Rätsel.
"Guten Morgen." gab ich schüchtern von mir und realisierte erst jetzt, dass wir noch immer am Strand lagen. Der weiche Sand unter mir hatte sich von meiner Körperwärme aufgeheizt und es war angenehm. Der Sand war um einiges komfortabler, als der Stein des Kellers. Allein die Betten waren dort weich gewesen.
"Hast du gut geschlafen?" fragte er mich und wurde erst langsam richtig wach. Das er sich nach meinem Wohlbefinden erkundigte, erwärmte mir erneut das Herz und es pumpte, wie nach einem Marathonlauf. Oh. Mein. GOTT! Er machte sich Sorgen um mich! Ich konnte Freudensprünge vollführen, ließ es aber doch lieber sein. Vertieft in meine Gedanken vergaß ich zu antworten.
Er tickte mich mehrfach an und sprach zu mir, bis ich mich endlich wieder gefasst hatte und antworten konnte. "Ja sehr gut." Ich meinte es ernst! Ich hatte nur neben meinem Engel besser geschlafen! Wieder stahl sich eine Träne aus meinem Augenwinkel den Weg über meine Wange. Erschrocken weiteten sich seine Augen und er wischte sie schnell weg. "Sag mir bitte die Wahrheit! Was ist los?" fragte er sanft. "Nichts." Erwiderte ich ehrlich lächelnd. Seine dichten Augenbrauen zogen sich zusammen und er spaltete seine zarten Lippen, um ein paar Worte hinaus zu lassen. Der Anblick seiner Lippen überforderte mich total. Das erste Mal hatte ich das Verlangen jemanden wirklich zu küssen!
Bevor ein paar Worte aus seinem perfekten Mund schlüpfen konnten, machte er diesen wieder zu und drehte uns mit einer schnellen Bewegung, sodass er nun über mir lag.
"Sag mir bitte die Wahrheit." hauchte er mir entgegen. Es war schön ihn über mir zu spüren, doch ich hatte Angst. So wahnsinnige Angst davor, er würde mich missbrauchen ohne dass ich es wollte, wie es die Werter immer getan hatten. Ich wusste, dass er nicht so ein Mensch war, der dies tun würde, doch ich hatte nun mal noch immer meine Vorurteile.
Er hielt seine Position und kam mir nicht näher, was mir Sicherheit gab. "Ich dachte nur wieder an meinen Engel. Als ich aufgewacht bin und dich in meinen Armen gespürt habe, habe ich kurz gehofft ich hätte alles nur geträumt." antwortete ich ehrlich, da ich das Gefühl hatte, er verdiene meine Aufrichtigkeit.
"Du hast jetzt schon oft von deinem Engel gesprochen. Nie hast du gesagt, wer dein Engel ist, also ... wer ist dein Engel?" fragte er vorsichtig. Eine erneute Träne verließ meinen Augenwinkel und ich sagte nur: "Jemand ganz besonderes.
Ich traute mich endlich diesen Schritt zu machen, den ich gefürchtet hatte, doch ich wollte es jetzt unbedingt und ich wollte nicht, dass er noch weitere Fragen stellte, also streckte ich mich nach oben und drückte meine Lippen sanft gegen die seinen. erst war Nikolas überrascht und erstarrte, doch nach ein paar Sekunden erwiderte er meinen zögerlichen Kuss. Er überließ es das Tempo zu bestimmen, was mir wieder Sicherheit schenkte.
Es gab bereits eine Überbevölkerung an Schmetterlingen in meinem Bauch, die ordentlich Rabatz machten und es kamen immer neue hinzu. Seine Lippen waren so weich, wie ich noch nie etwas gefühlt hatte. Es war ein ganz anderer Kuss, als die, die ich bis jetzt gehabt hatte.
Das Rauschen des Meeres war im Hintergrund zu hören. Er schmeckte nach Erdbeeren mit einem eigenen Beigeschmack. Er schmeckte so gut und machte mich so süchtig, doch ich traute mich nicht, meine Zunge einzusetzen. Überall an meinem Körper hatte sich eine Gänsehaut gebildet und mein Herz wummerte in meinen Ohren.
Wegen dem Luftmangel mussten wir uns nach einer Zeit voneinander lösen und er lächelte mich glücklich an.
"Danke! Das war der perfekte erste Kuss!"
Ohoh! Nikolas erster Kuss...
DU LIEST GERADE
Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*
Teen FictionMit 6 Jahren wurde ich aus meiner kindlichen Realität gerissen und sah eine der schrecklichsten Seiten des Lebens. Dies war mein neues Leben, mein Leben auf dem Sklavenmarkt. Der Kampf ums Überleben fristete mein Dasein 11 lange Jahre lang und mit d...