***Tyler***
Nikolas wollte sich tatsächlich mit mir treffen. Mit MIR! Wir hatten uns eine Zeit und einen Treffpunkt ausgemacht, da er nicht sofort konnte. Er hatte noch irgendwas zu tun, was, hatte er nicht gesagt.
Zuhause durchwühlte ich meinen kompletten Kleiderschrank nach etwas, was ich anziehen könnte, doch ich hatte nicht viel. Nur weite Pullis, ausgewaschene Jeans und ein paar Jogginghosen. Es war viel mehr als ich die letzten Jahre hatte. 11 Jahre lang hatten wir täglich gefroren, nackt in dem Keller, doch wir hatten andere Probleme gehabt, als uns auf etwas wie die Temperatur zu konzentrieren. Ja anderes. So konnte man es nennen.
Kein Kleidungstück war schön genug, für das Treffen mit Nikolas. Keine Jeans neu genug, kein Pully eng genug. Alle waren sie weit und abgetragen, da ich es liebte meinen Körper nicht zu zeigen. 11 Jahre lang hatte ich jedem alles davon präsentieren müssen, dass würde ich nicht mehr machen. Ich wollte mich vor niemandem mehr nackt zeigen!
Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah erschrak ich. Ich musste los, also mit Klamotten wechseln wurde das wohl nichts mehr. Um schöne Klamotten zu finden hätte ich in der Kiste gucken müssen, die ich seit Daniels Tod hortete. Niemals würde ich auch nur ein Teil davon anziehen. Daniels Kleidung war mir heilig, da es das einzige war, das mir von ihm blieb und ich wollte nicht riskieren, eines davon kaputt zu machen, oder seinen süßlichen Geruch, der noch immer daran haftete, mit meinem eigenen zu überdecken. Auch hatte ich Angst, jemand könnte meinen schrecklichen Körper sehen und mich für ein Monster halten, so wie Jenny es getan hatte. Mir würden die Sachen sowieso nie so stehen wie ihm!
In meinen vorherigen Klamotten also, machte ich mich auf den Weg zu dem vereinbarten Treffpunkt.
Wir erzählten und lachten viel. Es war schön! Ich konnte endlich ein wenig runter touren und mich entspannen. Seit dem ... dem T-tod von Daniel, war ich nicht mehr so befreit gewesen. Nikolas nahm mich mit an den Strand und wir spazierten am Wasser entlang. Diese unglaubliche Ruhe des Meeres floss auf uns über und ich fühlte mich so wohl im untergehenden Schein der Sonne.
Als wir gerade wieder diese angenehme Stille zwischen uns einkehren lassen hatten, knurrte mein Magen lautstark und dürstete nach Füllung. Beschämt sah ich in den warmen Strand, denn ich hatte kein Geld, um mir Essen zu kaufen. Er lachte und fragte: "Wollen wir Pizza bestellen?" Ich war verwirrt. Was war Pizza? Noch nie hatte ich dieses Wort gehört. Ich hob meinen Blick zu seinen packenden Augen, die mich, wie mit angenehmen Ketten gefangen hielten. "Was ist Pizza?" konnte ich noch hervorquetschen, denn ich war vollkommen in dem blau seiner Augen versunken. Sein liebevoller Ausdruck wandelte sich in Entsetzen. "Ok. Das ist dann beschlossen würde ich sagen! Jeder muss mal Pizza gegessen haben!" sagte er in einem Ton, der keine Wiedersprache zuließ. Jetzt konnte ich mir wenigstens sicher sein, dass man dieses "Pizza" essen konnte!
Er rief irgendwen an und fragte, ob der Lieferservice uns "Pizza" auch an den Strand liefern würde. Ich verkniff mir die Frage, was denn "Lieferservice" schon wieder war, denn er würde mich wahrscheinlich für einen Marsmenschen halten. Er bestellte 2 "Pizza" und beschrieb den Teil des Strandes, an dem wir uns befanden.
Wir suchten uns eine Ecke, von der aus wir das Meer beobachten konnten und breiteten uns aus. Der "Lieferservice" brachte die 2 "Pizza" und ich beäugte meine skeptisch. Dieses runde platte Etwas mit Käse, roter Sauce und Fleischscheiben konnte man tatsächlich essen? Riechen tat es schon mal ganz gut. Es hatte einen sehr intensiven Geruch. Vorsichtig nahm ich eines dieser dreieckigen Stücke aus "Pizza" heraus und biss einen Mäuschenhapps von der Spitze ab. Meine Geschmacksknospen schienen zu explodieren. Das war das leckerste was ich je gegessen hatte! Genussvoll schloss ich meine Augen und konzentrierte mich auf den Geschmack von "Pizza". Ohne es stoppen zu können fing ich an zu stöhnen, gab Laute von mir, die ich noch nie von mir gegeben hatte, doch es schien schon fast zwanghaft. Ich konnte einfach nicht aufhören zu stöhnen, während ich auch den Rest des Stückes vernichtete.
Als ich gerade zum Nächsten greifen wollte, bemerkte ich das Nikolas seine "Pizza" nicht angerührt hatte. Er zog die Decke über seine Beine, bis zum Bauchnabel. War ihm Kalt? Wieso sagte er denn nichts?
"Ist dir kalt?" fragte ich, da er eigentlich nicht so aussah. Eher als wäre ihm zu warm, denn ein leichter Rotschimmer hatte sich auf seine wunderschönen Wangen geschlichen. Er sagte nichts und sah auf das Meer. Erst jetzt sah ich, was er da gerade in seinem Schritt versuchte, verschwinden zu lassen. Augenscheinlich funktionierte es, denn seine Beule wurde zunehmend kleiner. Er hätte mich jetzt zwingen können, ihn zu befriedigen, doch scheinbar war er wirklich nicht wie die Männer, die mich im Keller gefangen gehalten hatten. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus und schien lauter Schmetterlinge zu wecken, die in meinem Bauch rumorten. Ich fühlte mich sicher und fasste etwas mehr vertrauen zu ihm.
Vorsichtig kuschelte ich mich an seine Seite und legte einen Arm um seine Schultern. Ich tat so, als hätte ich sein kleines oder auch großes Problem nicht bemerkt und wolle ihm nur Wärme schenken. Mein Herz wummerte in meiner Brust und ich versuchte mich irgendwie zu beruhigen.
Die roten Fühler der untergehenden Sonne erstreckten sich nach und nach mehr am Horizont und er kuschelte sich in meine Armbeuge. Wir fingen wieder an zu mampfeln und verschlangen unsere "Pizza" eng aneinander gekuschelt.
Es war einfach wunderschön und ich genoss die Ruhe. Nach und nach dämmerten wir ein. Kalt war uns nicht, denn wir hatte einander um uns zu wärmen. Normaler Weise wäre ich sofort zurückgeschreckt und hätte meine Mauern errichtet, doch ich hatte nicht das Gefühl Mauern errichten zu müssen. Ich fühlte mich vollkommen und verstanden!
Ich hoffe es gefällt euch!
DU LIEST GERADE
Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*
Teen FictionMit 6 Jahren wurde ich aus meiner kindlichen Realität gerissen und sah eine der schrecklichsten Seiten des Lebens. Dies war mein neues Leben, mein Leben auf dem Sklavenmarkt. Der Kampf ums Überleben fristete mein Dasein 11 lange Jahre lang und mit d...