Und Leon?

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***Nikolas***

"Kleiner. Wie läuft es eigentlich mit Leon?" fragte ich meinen Bruder.

Als ich ein Schluchzen neben mir hörte, drehte ich mich erschrocken zu ihm. Tatsächlich! Er weinte. Ich schloss meine Arme um seinen zerbrechlichen Körper und hielt ihn. Ich sagte nichts, tat nichts anderes als ihm Halt zu geben. Seine zarten Arme schlangen sich um meine Taille und er kuschelte sich auf meinen Schoß. Es schmerzte ihn so verletzt zu sehen. Wut kochte in mir hoch und steckte meinen Körper in Brand. Das Feuer breitete sich aus und brannte so heiß, wie es nur ging, wenn es darum ging, meinen Bruder zu beschützen. Wenn es darum ging, könnte ich alles und jeden zusammenschlagen. Ich hatte nur ihn, er hatte nur mich! Er war doch mein kleiner Gnom! Niemand sollte ihm weh tun! Niemand! 

"I-Ich... E-Er..." fing er an hicksend zu stottern. "Fynn! Atme tief durch. Ein.. und aus. So ist es gut! Und jetzt noch mal." versuchte ich ihn zu beruhigen und wie jedes Mal funktionierte es. Ich wollte meinen kleinen Bruder lächelnd und glücklich sehen!

Er holte tief Luft und berichtete mir dann davon. "Ich wusste nicht, wie ich es ihm sagen soll, also habe ich ihn mal zur Seite genommen und habe ihm gesagt, dass ich ihn lieb habe. Er hat nur gesagt, dass das doch klar ist und das er mich auch lieb hat. Er hat es falsch verstanden... Er dachte, ich meinte, ich würde ihn halt auch freundschaftliche Weise lieb haben. Ich habe mich nicht getraut, ihn zu berichtigen..." Ach mein Kleiner! "Kleiner. Sicher hat er einfach nicht daran gedacht, dass du ihn so mögen könntest. Du bist doch soo mutig! Versprichst du mir, dass du es ihm sagst?" fragte ich ihn, wissentlich, dass es ihm Angst machte.

"Meinst du er mag mich dann noch?" fragte er verunsichert und sah aus großen Augen zu mir hoch.

Ich strich ihm die Haare aus dem Gesicht und küsste ihn auf die Stirn, bevor ich ihm antwortete. "Wie könnte er es denn nicht? Das schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass er sagt er ist hetero." versuchte ich ihm die Angst zu nehmen. Das war zwar eigentlich nicht das schlimmste, was passieren könnte, aber mir waren Leons Blicke schon aufgefallen. Er stand auf Fynn!

Fynn fing an spitzbübisch zu Grinsen. "Ok! Ich sage es Leon, wenn du Tyler sagst, dass du in ihn verliebt bist!" stellte er die Bedingung.

Mein Lächeln verebbte und ich sah traurig zu meinem Kleinen. "So einfach ist das nicht. Ich erzähle dir später mal, warum..." deutete ich die Umstände an, in denen er war.

"Ich bin kein Kind mehr! Du kannst es mir auch jetzt sagen!" hielt er trotzig dagegen.

"Weißt du noch, wenn wir immer bei Mom, Dad, Jack und Josephine waren?" Traurig nickte er. "Du weißt doch noch, was Jack passiert ist oder?" fragte ich vorsichtig. Wieder bekam ich ein trauriges Lächeln. "Jack wurde entführt und gefangen gehalten, bis er gestorben ist. Da, wo er gefangen gehalten wurde, war Tyler auch. Aber er war da länger." sagte ich, ohne ins Detail zu gehen.

Eine kleine Träne rann mir über die Wange und Fynn drückte sich an mich. Es war schön ihn zu haben. Er war der einzige, der noch da war. Niemand, der mir früher etwas bedeutet hatte, war mehr am Leben, außer er! Mom und Dad, Jack, ... ja sogar Josephine... Niemand mehr da!

Wir gaben uns gegenseitig den Halt, den wir sonst schon längst verloren hätten. Wäre er nicht da gewesen, gäbe es mich nicht mehr...

"Ich verstehe, aber zeig ihm, dass du ihn magst! Beweise es ihm! Er tut dir gut! Lass ihn nicht los und schiebe ihn nicht von dir!" riet er mir und ich schwor mir, auf meinen Bruder zu hören und Tyler meine Liebe und die Schönheit, dieser Welt zu zeigen!

***

Ich hatte in der Nacht nur daran gedacht, wie ich Tyler, alles Schöne, was ich kannte aus dieser Welt zeigen könnte. Am nächsten Morgen rief ich ihn an und bereitete alles vor. Heute würde ich mit ihm durch die Gegend fahren und ihm alles, was er jemals sehen wollte, zeigen.

Ich packte alles, was ich vorbereitet hatte und verfrachtete es ins Auto. Fynn setzte ich bei Leon ab. Er hatte mir gesagt, dass er es ihm erzählen würde und wenn es schlecht lief würde er mich anrufen.

Nervös kam ich bei Tyler an. Ich war voller Adrenalin, Tatendrang und ich war nervös. Sehr nervös. Würde er es mögen? Ich hatte mir mühe gegeben, aber würde er es mögen? Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich spürte das Pulsieren in meinen Ohren. Fast wäre ich einfach wieder gegangen, ohne geklingelt zu haben oder hoffte Fynn würde anrufen und mir sagen, er würde es nicht mehr aushalten, doch wie sagte man so schön? 'Um seine Angst zu besiegen, muss man sich ihr stellen.' Also stellte ich mich ihr und klingelte.

Sekunden wurden zu Minuten und mit der Zeit hörte ich hektische Schritte, die an die Tür eilten. Er war so knuffig!

Die Tür öffnete sich schwungvoll und da stand er. Erleuchtet, wie ein Schatz. Sein braunes Haar schimmerte leicht karamellfarben. Seine sonst so kalten Augen wurden wärmer, als er mich sah und ein rosaner Schatten überzog seine Wangen. Sie waren so sanft, wie sein ganzes Erscheinungsbild. Noch immer war er sehr dünn, doch er baute langsam Muskelmasse auf.

"Hi!" begrüßte er mich.

Es geht weiter!

Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt