4. Kapitel:

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Ich merke wie ich langsam aufwache während mich mein Instinkt zur Jagd zu treiben beginnt.
Wieder blendet mich Licht, denn die Tür steht immer noch offen.
Ich rege mich nicht, bleibe ganz ruhig am Boden liegen, jetzt aber auf dem Rücken und mit ausgestreckten Gliedern, anstatt verkrampft auf dem Bauch beziehungsweise auf der Seite zu liegen.
Ich spüre ihre Anwesenheit, sie ist ganz in meiner Nähe...
Sie hat Angst, riesige Angst. Doch ihr Geist lässt sich nicht beirren, bleibt ganz ruhig und wachsam... Auch ich bin ganz ruhig und wachsam. Mit meinem inneren Auge beobachte ich all ihr tun, obwohl sie sich kaum rührt. Um ihre Reaktion zu testen bewege ich mich leicht. Sichtbar wäre wohl nichts passiert, aber innerlich zuckte sie zusammen. Es ist klar, dass sie mich genau im Auge behält. Der Geruch nach frischem Blut hat nachgelassen, wahrscheinlich weil ihre Wunde angefangen hat zu verschorfen. Ich bin wieder ich, die Macht ist wieder eingeschlafen und lässt mich in Ruhe.
Da ich mich immer noch nicht bewegt habe beruhigt sich das Mädchen langsam, aber sie scheint zu spüren, dass ich endgültig erwacht bin. Zitternd geht sie in einigem Abstand in die Knie und streckt ihre Hand nach mir aus...
Das ist zu viel!
Blitzschnell springe ich auf, meine Ruhe ist dahin. Aufschreiend macht sie ein einen Satz zurück und bringt sich "in Sicherheit". Hektisch atmend starrt sie mich an. Ich bin nicht weit gekommen..., nur mit wenigen Metern Abstand stehen wir uns gegenüber und schauen uns tief in die Augen. Wieder spielt sich ihr Leben vor meinem geistigem Auge ab, inklusive ihres Erwachens und den Augenblicken in denen sie mich angestarrt hat.
Kurz überkommt mich eine Art Vision: Eine wunderschöne weiße Stute hetzt wie gejagt im wilden Galopp durch die Gegend. Ganz ruhig stelle ich mich ihr in den Weg. Plötzlich scheint alles in Zeitlupe zu sein beispielsweise wie sie wild schnaubend weiter galoppiert, kurz vor mir anhält und sich wiehernd aufbäumt.

Als sie wieder auf den Beinen steht, ich ihr die Hand entgegenstrecke und sie zögernd ihre Nüstern hinein legt ist alles wieder bei der normalen Geschwindigkeit, da diese Bewegungen sowieso langsam sind

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Als sie wieder auf den Beinen steht, ich ihr die Hand entgegenstrecke und sie zögernd ihre Nüstern hinein legt ist alles wieder bei der normalen Geschwindigkeit, da diese Bewegungen sowieso langsam sind. Die Bilder sind unscharf und gleichzeitig grell und mit Licht überflutet.
Jetzt jedoch, also in der Realität, ist sie ein ganz normales Mädchen. Ihre Augen sind wunderschön und wegen des Schocks geweitet. Sie ist ein elegantes und zartes Wesen das hilflos und zerbrechlich wirkt, aber alleine schon durch ihre Haltung beweist sie unheimliche Kraft und Willensstärke. Sie wäre die geborene Anführerin. Das einzige was dieses machtvolle Bild trübt sind die Tränen die ihr in silbernen Flüssen die Wangen hinunter fließen. Wieder überkommt mich der Drang sie zu trösten, irgendetwas Nettes zu sagen und ihr zu helfen, aber die Angst, die sie vor mir hat, hindert mich daran. Mehr als anstarren geht nicht, keiner von uns rührt sich.
Ihre Lider zucken, sie hat die ganze Zeit nicht geblinzelt. Zum Glück muss ich das nicht mehr. Sie scheint müde zu werden, schließlich wird es langsam Nacht. Meinesgleichen geht bald auf die Jagd... Wie lange sie wohl schon wach ist? Wenn ich doch nur wüsste wann sie hergekommen ist..., jedoch schweifen ihre Gedanken ab, ich kann sie nicht mehr klar sehen.
Eine Art Schleier bedeckt ihren Geist.
Sie schwankt leicht, droht umzufallen oder einzuknicken. Rechtzeitig auffangen könnte ich sie, aber ob ich mich rühren könnte weiß ich nicht.
Der Hunger wird stärker, der Jagdtrieb kehrt zurück..., trotzdem bleibe ich stehen wo ich bin.

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt