Ich höre Schreie die mich schaudern lassen.
Mir wird eiskalt, was nicht nur an den niedrigen Temperaturen liegt. Die Schreie locken sofort die Bilder der Leichen in diesem verfluchten Haus in meine Gedanken. Wie konnte ich nur auf die dumme Idee kommen von zu Hause wegzulaufen?
Mein Vater hätte ganz bestimmt humorvoll gesagt:
"Eine Schocktherapie ist sehr wirksam."
Jedoch ist dieser Schock keineswegs zum Belächeln oder zum Lachen geeignet. Zu allem Übel kann ich nicht wirklich mit irgendjemanden darüber reden ohne als verrückt oder geisteskrank rüber zukommen.
Was war das für ein seltsames Wesen?
War es wirklich nur ein einfacher Junge der ganz normales Selbstbewusstsein ausgestrahlt hat?
Nein, ganz sicher nicht.
Das war ganz sicher nicht nur Selbstbewusstsein.
Im Übrigen hatte er nicht wirklich den Anschein eine starke Persönlichkeit zu haben, denn er wirkte eher geduckt und schüchtern.
Trotz allem fürchtete ich mich vor ihm und tue es immer noch. Ich habe seine Kraft am eigenen Leib erfahren, eine Kraft, die kein durchschnittlicher Mensch jemals haben wird.
Also, was ist er dann?
So einem wie ihm bin ich noch nie begegnet und werde es höchstwahrscheinlich nie wieder.
Hatte ich wirklich so große Angst vor ihm wie ich es mir einzureden versuche? Ich bin mir nicht sicher, alles ging viel zu schnell. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich genauso hätte enden können wie die neuen Mitbewohner, die sich mit der Asche des Hauses vermischt haben.
Ich wurde verschont, er hat mir nichts getan, ich lebe noch. Egal ob ich mir sicher bin oder nicht, ob jemand wie der Junge dahinter steckt, nur sein Handeln zählt.
Vielleicht war er es der mich zu diesem Versteck gelockt hat, um mich vor meinen Verfolgern zu beschützen.
Dann hat er mir also das Leben gerettet...
Ein wohlig-warmes Gefühl breitet sich in mir aus, denn er hat mich gerettet, obwohl er mir genauso gut sehr großen Schaden zufügen könnte.
Er hat es nicht getan.
Gut, er hätte mich alleine gelassen, aber ganz bestimmt hätte er es nicht getan, hätte er gewusst, dass das Haus bald zu Asche werden wird.
Ich bin völlig im Zwiespalt.
Soll ich wegen der Wirkung, die er auf mich hat, Angst vor ihm haben oder soll ich ihm vertrauen weil er mir nichts getan hat? Ich bin verwirrt und kann nicht klar denken, was sicherlich an dem Mangel an Nahrung und Schlaf liegt.
Es wird heller, jedoch lässt die Kälte nicht nach, gefühlt ist es sogar noch kälter geworden.
Hinter mir raschelt es wieder, diesmal aber gibt es keine nahe gelegene Aussicht auf Rettung. Ich bin völlig auf mich alleine gestellt und habe ganz ehrlich keine Ahnung wo ich mich momentan befinde. Scheinbar irgendwo mitten in irgendeinem Wald.
Das ist nicht wirklich hilfreich.
Die Bäume sehen alle gleich aus, die Wege sind kaum zu erkennen. Zu allem Übel lassen die Äste kaum Licht durch, was das Zurechtfinden um ein vielfaches erschwert.
Komme ich jemals wieder in die Nähe irgendeiner Zivilisation? Komme ich jemals wieder nach Hause?
Schluss mit dem Bemitleiden!
Dahin zurück will ich sowieso nicht mehr.
Aber wohin soll ich dann?
Was liegt am Ende des Waldes?
Werde ich überhaupt Obdach finden?
Ich weiß nicht genau ob ich ihn vermisse, trotzdem würde ich mich über seine Anwesenheit freuen, schließlich wäre ich nicht mehr alleine und er könnte mich durchaus beschützen.
Aber vor was?
Was genau verfolgt mich?
Was passiert mit mir wenn ich erwischt werde?
Mir reicht es!
Was bringt es, wimmernd und ängstlich durch den Wald zu schleichen, wenn ich durchaus schneller das Ende erreichen könnte?!
Ich muss realistisch bleiben.
Ich bin zu schwach um annäherungsweise rennen zu können.
Ich kann ja kaum laufen und eigentlich nicht einmal das.
Es ist eher ein Taumeln inklusive des Versuchs nicht hinzufallen oder umzuknicken, dass ich momentan an den Tag lege.
Wie kann ich da an Rennen denken?
Ich muss dringend eine Gelegenheit finden, um essen und schlafen zu können, obwohl trinken mittlerweile ebenfalls angesagt wäre.
Letztendlich versagen mir meine Beine den Dienst und ich falle hin. Noch mitten im Versuch aufzustehen schließen sich meine Augen und ich schlafe ein.
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Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*
VampireAnfangs bin ich wie tot, ausgelaugt und geschwächt von den Kämpfen zwischen mir selbst und der Macht, die in mir haust und mich zu dem gemacht hat wer bzw. was ich jetzt bin - ein Vampir. Doch dann kam sie, meine Kerze, mein Licht in der Dunkelhei...