Ich bin wach und gleichzeitig nicht wach.
Ich sitze wie in alten Zeiten einfach nur da und habe die Augen geschlossen. Ich traue mich nicht sie zu öffnen, der momentane Einfluss der Macht ist zu allgegenwärtig. Wenn ich die Augen dann doch für einen kurzen Moment öffne, ist alles verschwommen und in den verschiedensten Farben und Formen.
Ich weiß nicht wie lange ich schon in dieser Astgabel sitze. Bewegen kann ich mich sowieso nicht.
Ich kann nicht behaupten, dass ich in letzter Zeit mehr zum Menschen geworden bin, es passiert wohl eher das Gegenteil.
Die Macht hat begonnen die Erinnerungen an das Mädchen und an meine Schwäche aus meinem Geist zu löschen. Ich beginne zu zucken und zu krampfen, denn diese "Reinigung" benötigt die Kraft meines Körpers. Ich weiß nicht was passieren wird wenn es vollendet ist. Bin ich wieder ich selbst oder irgendjemand fremdes? Wenn die Macht mit mir fertig ist, wird es mir wahrscheinlich sowieso egal sein, als was ich erwachen werde.
Sie muss trickreicher werden, das ist ihr nun klar geworden.
Ich bin friedlich und nicht für einen Kampf aufgelegt.
Damit dass so bleibt singt sie stetig eine beruhigende Melodie. Dies tut sie mit der Stimme des Mädchens, jedoch weiß ich nicht mehr wer das ist. Ich höre einfach nur diese liebliche Stimme, ohne ein passendes Gesicht vor Augen zu haben.
Momentan bin ich wie ein kleiner Kind das in den schützenden Armen einer Mutter liegt. Diese "Mutter" jedoch ist eine heimtückische und hinterlistige Schlange der man keinesfalls trauen sollte, ich jedoch kann mich nicht entscheiden, geschweige denn mich wehren, aber irgendwie will ich das gar nicht.
Diesen Zustand aus Ruhe und Frieden hatte ich seit langer Zeit nicht mehr.
Ich bin völlig leer gefegt.
Mein vorheriges Leben als Vampir existiert nicht mehr.
Es ist so, als wäre ich neugeboren und gleichzeitig aus einem schlimmen Albtraum erwacht, obwohl ich immer noch im Schlafmodus verweile. Im Prinzip ist es doch so: wir sind wie Roboter die von einem Computer, in dem Fall die Macht, kontrolliert und gesteuert werden.
Doch jetzt ist die Macht gnädig mit mir, denn sie zwingt mich nicht zu töten oder zu vernichten, sie lässt mich einfach schlafen. Vielleicht kostet mich die Reinigung so viel Kraft, dass ich tatsächlich sterben werde.
Wäre doch ganz schön so friedlich auf ewig einzuschlafen. Warum eigentlich nicht?..."He! Wach auf!"
Wer wagt es meinen Frieden zu stören!?!
"Wach endlich auf!"
Ein einzelner Stein trifft mich an der Stirn.
"Ich habe gesagt, dass du aufwachen sollst!"
Ich rühre mich nicht, warum auch?
"Ich befehle dir aufzuwachen!"
Völlige Ruhe und Gleichgültigkeit.
"So, du willst nicht hören?! Jetzt ist die Zeit meiner Rache gekommen!"
Zwei Pfeile mit Seilen verhaken sich in meinen jeweiligen Handgelenken. Selbstverständlich bluten die "Wunden" nicht, aufwachen tue ich trotzdem.
Es ist Gift, genau darauf angepasst, dass ich keinen Blutkreislauf mehr besitze, denn es breitet sich auf meiner Haut aus und hat eine ähnliche Wirkung wie die Berührung des Skeletts in meinem Albtraum.
Es mag verwirrend klingen, aber dieses Skelett ist einfach das Knochengerüst irgendeiner weiblichen Leiche, die mich berührt, küsst und dann ihre Haut verliert.
Das Gift tut mir nicht weh, es brennt nur leicht, trotzdem macht es mich rasend!
Nun bin ich das wahre Gesicht der Macht.
Ich scheue davor mein jetziges Gesicht zu sehen, mit diesem hässlichen Grinsen und diesen irren Augen. Ich bin geradezu süchtig danach den Verursacher für dieses Brennen bezahlen zu lassen, dementsprechend nehme ich die Haltung ein die wir auf der Steinmauer kurz vor dem Angriff eingenommen haben, mit dem einzigen Unterschied, dass ich in der Baumkrone "sitze"."Rede bevor du stirbst."
Die Seilpfeile habe ich mir längst raus gerissen.
Es ist der Junge, den ich am Leben gelassen habe.
Ich weiß nicht, warum ich das noch weiß. Egal.
"Was willst du?"
Meine Stimme ist wie in meinem Kopf und hat nichts mehr mit der brüchigen Totenstimme zu tun, mit der ich einst sprach.
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Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*
VampireAnfangs bin ich wie tot, ausgelaugt und geschwächt von den Kämpfen zwischen mir selbst und der Macht, die in mir haust und mich zu dem gemacht hat wer bzw. was ich jetzt bin - ein Vampir. Doch dann kam sie, meine Kerze, mein Licht in der Dunkelhei...