Blind vor Entsetzen springe ich aus dem Fenster und werde sogleich von Nacht und Mondlicht aufgenommen.
Wohin sie mich bringen ist mir egal. Ich bekomme sowieso nicht viel davon mit.
Wie konnte das passieren? Ich würde es mir nie verzeihen, wenn mein Gift sie wirklich durchdringen und letztendlich vernichten würde. Sie würde dieser Hölle zum Opfer fallen und schlimmer noch: Der Macht.
Als ich wieder meine Konturen und Festigkeit angenommen habe und sanft abgesetzt werde, sinke ich zu Boden. Wo ich bin weiß ich noch immer nicht und es ist mir noch immer egal. Hauptsache die Stille bleibt erhalten.
Doch falsch gedacht. Schon wenige Sekunden später höre ich diese abscheuliche Stimme, wie sie mir sanft ins Ohr flüstert und Lügen über Ruhm und Macht erzählt. Egal wie sehr ich versuche mit meinen Händen dieses gesäuselte Gift abzuschirmen, es funktioniert nicht. Immer eindringlicher wird sie, bedrängt mich und versucht mich ein weiteres Mal auf ihre Seite zu ziehen. Doch diesmal wird ihr das nicht gelingen! Kaum habe ich diesen Gedanken gedacht wird mir schwarz vor Augen. Wieder ist es so als stünde ich am Ende der Klippe, vor dem Abgrund, mit nur einem Unterschied zu damals: Ich falle in die Dunkelheit und werde von ihr verschlungen.Nur langsam öffne ich die Augen doch erkenne nichts wieder. Blitzschnell stehe ich auf meinen Füßen und schaue mich um. Überall ist Leben und doch herrscht eine unerklärliche Stille. Gleichzeitig jedoch rennen Schritte trampelnd durch den Wald. Ohne genau zu wissen, warum, nehme ich die Verfolgung auf. Weiter laufe ich ihnen nach. Tiefer und tiefer bis ich zu einem mir bekannten Ort komme, den ich jedoch nicht benennen kann. Jetzt kann ich eine undeutliche, kaum sichtbare Gestalt erkennen, die plötzlich zu brüllen beginnt. "Du hast es versprochen! Dass du mir hilfst, wenn ich dich brauche!"
Die Stimme wird weinerlich und von Tränen erstickt, als es fort fährt: "Bitte...halte es." Erneut beginnt es zu reden. Es schreit, um sich selbst Mut zu machen: "Ich bin bereit!" Was genau passiert kann ich nicht sagen, aber ich kann es fühlen. Kann die Gedanken der Gestalt wahrnehmen und in meinem Geist wächst die Erscheinung eines finsteren Dämons, der sich dem Geist des Unerkannten bemächtigt.
Jetzt ist es meine Stimme die schreit: "Du!"
"Ja, ich. Überrascht? Hast du ernsthaft gedacht, dass du mich los bist? Nein, mein Lieber. Das ist erst der Anfang, der Beginn! Du weißt wer das ist, der sich dort in Qualen windet. Nicht wahr? Oh ja, das weißt du. Du spürst es. Ja, das tust du." Breit beginnt der Dämon zu grinsen und schallend zu lachen, jedoch löst sich alles auf und ich bin wieder in der Wirklichkeit.Zitternd liege ich im Laub, mein Gesicht darin vergraben. Mein ganzer Körper ist davon ergriffen. Meine Augen brennen und sind gerötet, doch trotz Schluchzern entrinnt ihnen keine Träne, um den Schmerz zu lindern.
Es ist noch lange nicht vorbei... Vielleicht wird es Jahrhunderte oder gar Jahrtausende dauern, bis sie endlich besiegt ist oder ich gefallen bin.
Wie es wohl wirklich enden wird?
Eine Hand berührt mich am rechten Schulterblatt. Mit der gleichen Resignation als wäre es die Hand meines Henkers blicke ich auf und in das Gesicht des Mädchens. "Was willst du?" Erst reagiert sie nicht, doch dann nimmt sie mich in den Arm, hält mich fest, so wie ich es eigentlich bei ihr tun sollte. Die Macht hat Recht: Ich bin schwach. Bald ist meine Kraft am Ende und ich habe nichts erreicht. Wie kann ich das Mädchen nur beschützen? Sie ist so hilflos und noch schwächer als ich. Beinahe wie ein Kind... Jedoch ist sie so klug und schön wie ihres Alters würdig. Entschlossenheit und Kampfgeist blitzen in ihren Augen auf. "Wir müssen hier weg. Für dich und sie mag es wahrscheinlich wie Flucht aussehen aber verstehe doch: Du musst dich erst erholen, bevor du ansatzweise bereit für einen Kampf bist. Komm mit mir in mein Land. Weit weg von der Macht und diesem Fluch." Eindringlich schaut sie mir in die Augen. "Bitte... Tu es für mich. Sieh es nicht als Schwäche. Jeder braucht eine Pause, um all seine Kräfte entfesseln zu können." Sie weiß, dass ich es genau als so etwas ansehe. Wenn, dann ist ihre Sicherheit der Auslöser für meinen kurzen Rückzug. Vielleicht hat sie Recht. Eine Pause, um Kräfte zu sammeln...
Wieder höre ich das zischende Lachen der Macht. Sie verspottet mich und bezeichnet mich als schwächliches Würmchen. Doch keine Wut entflammt in mir. Nur Leere bleibt, wo einst meine Göttin ihr Heim in mir hatte. Ob sie mir fehlt kann ich nicht sagen. Nicht einmal Hass kann ich in diesem Moment fühlen. Es ist einfach nur Leere.
Bei Mondschein liegen wir uns in den Armen, halten uns fest und schmiegen uns aneinander.
Mensch und Vampir vereint.
Das Mädchen ist der Anfang und das Ende meines Lebens. Wenn ich sie jemals verlieren würde, wäre das mein Tod. Wie es wohl bei ihr ist? Bedeute ich ihr auch so viel wie sie mir? Weiß sie überhaupt, wie wertvoll sie für mich ist? Weiß sie überhaupt, in wessen Armen sie da liegt? Sie liegt in den Armen eines Höllentieres, verloren und verdammt zugleich. Mein Schicksal ist der Tod, mit oder ohne der Macht. Ihres ist das Leben. Verdient habe ich sie nicht. Nein, das habe ich wirklich nicht...
Doch ich liebe sie trotzdem! Oder ist alles nur eine einzige Lüge? Wenn ja... Wen belüge ich dann eigentlich? Sie oder mich selbst? Oder uns beide gleichzeitig?-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Unbekannt:
Wenn er nur wüsste...
Seit seiner Geburt ist sein Leben eine einzige Lüge. So vieles weiß er noch nicht und so vieles wird er nie erfahren.
Ich werde auf dich warten. Darauf kannst du Gift nehmen!-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich werde sie beschützen...Ihr Leben ist wertvoller als meines. Ich selbst bin der Tod, der mich in seinen Klauen hält. Ich selbst bin der Dämon, der das Unbekannte gequält hat.
Ich bin das Monster, der Fluch und das Gift. Die Macht ist immer noch in mir, nicht spürbar, trotzdem da. Wie kann ich sie nur besiegen?
Von Verzweiflung fast übermannt atme ich den betörenden Duft des Mädchens ein und vergrabe mein Gesicht in ihren Haaren. Wimmernd suche ich bei ihr Schutz. Manchmal darf jeder wieder das Kind sein, das hilflos ist und getröstet wird.
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Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*
VampireAnfangs bin ich wie tot, ausgelaugt und geschwächt von den Kämpfen zwischen mir selbst und der Macht, die in mir haust und mich zu dem gemacht hat wer bzw. was ich jetzt bin - ein Vampir. Doch dann kam sie, meine Kerze, mein Licht in der Dunkelhei...