Unbeschreibliches Glück erfüllt mich und lässt mich Freudentränen weinen. Wie lange habe ich auf diese Worte schon gewartet? Umso widerwilliger und langsamer öffne ich meine Augen und löse meine Lippen von den Seinen.
Gleichzeitig jedoch steigen Zweifel und Angst in mir auf: Kann er dieses Gefühl wirklich halten? Habe ich ihn wirklich schon verloren?
Mir ist klar, dass ich sein Herz nie wieder zum Schlagen bringen kann, egal wie sehr es mich schmerzt. Widerwillig schüttle ich den Kopf. Diesen Moment will ich auf keinen Fall zerstören. "Ich werde dich niemals loslassen." Nur mit Mühe kann ich das Zittern meiner Stimme verbergen. "Doch das wirst du." Schief lächelt er mich an. Es zeigt überdeutlich wie lange er dies schon nicht mehr getan hat. "Sieht es sehr schlimm aus?" Wenn er nur wüsste. Seine Mundwinkel sind auf verschiedene Höhen hochgezogen und sein halbgeöffneter Mund gewährt einen Blick auf seine spitzen Zähne. "Nur ein Bisschen." Verschmitzt zwinkere ich ihm zu und er schnaubt belustigt.
Voll Enttäuschung will mein Herz aufschreien, denn einfach so nimmt seine ganze Mimik die gewohnte Kälte und Leere an. Seine Augen, die den gleichen Ausdruck tragen, scheinen mich nicht mehr zu erkennen, denn die Wärme und Zuneigung, die sich noch ein paar Sekunden zuvor darin gezeigt haben, sind gänzlich ausgelöscht. Trotzdem versuche ich es mir nicht ganz so deutlich anmerken zu lassen und beiße mir heftig auf die Lippen.
Erschreckt zucke ich zusammen und weiche vor ihm zurück als er sich blitzschnell erhebt und in einen der dunklen Räume verschwindet. Hilflos und alleine bleibe ich in der Haupthalle der Kirche, in derer früher wahrscheinlich die Gottesdienste abgehalten wurden, obwohl kein Altar aufzufinden ist, zurück.
Beinahe schon frustriert rutsche ich bis hinten an die Wand, lege meine Arme auf meine aufgestellten Knie, bette meinen Kopf darin und schlafe prompt ein. Ob es leichtsinnig ist oder nicht weiß ich nicht, von der Macht geht zumindest in diesem Moment keine Gefahr aus, oder? Bestimmt hat sie noch lange nicht ihre schmutzigen Finger aus dem Spiel genommen, denn so leicht lässt sie sich ihre mächtigste Waffe nicht einfach nehmen, das ist mehr als klar.
Entmutigend wird mir bewusst, dass sie uns niemals in Ruhe lassen wird und er in größter Gefahr ist, denn auch nur die kleinste Spur von ihr, die in ihm zurückgeblieben ist, kann wachsen und ihn letzten Endes vernichten. Kann ich ihn schützen? Was dagegen tun? Die andere Frage: Wo wäre er überhaupt sicher? Im Prinzip nirgends, denn dies hier ist ihr Land, hier ist sie an der Macht, egal welche menschlichen Monarchen sich ihr ebenbürtig fühlen, sie sind es nicht, denn sogar der unwichtigste Vampir steht weit über ihnen.
Wenn, dann müsste er hier weg, um ihrem starken Einfluss gänzlich zu entfliehen, aber wohin? Ein Gedanke reift in meinem Kopf. In meiner Welt gibt es so etwas wie die Macht nicht, dort wäre er wenigstens einigermaßen sicher... Aber wie um Himmels Willen soll ich ihn davon überzeugen, dass er gehen muss?
Ganz ehrlich habe ich etwas mehr Angst vor ihm als mir lieb ist, trotzdem muss ich ihm helfen. Aber wie?!
Ein plötzlicher Anflug von Trotz oder Leichtsinn befällt mich und ich erwache. Energisch wische ich mir die Tränen aus den Augen und von den Wangen und stehe auf. Wo ist er hin? Unsicher beginne ich seiner Spur zu folgen um es wenigstens zu versuchen ihm dieser Leere zu entreißen. Als ich ihn finde steht er in einem verstaubten, kleinen Raum, den Blick starr aus dem Fenster gerichtet, sein ganzer Körper, sprich alles an und in ihm, ist bewegungslos und kalt. Ein Schauer der Angst läuft mir den Rücken hinunter, fast so schlimm wie bei unserer ersten Begegnung. Wieder muss ich mir größte Mühe geben meine Stimme nicht zittern zu lassen: " Weißt du wer ich bin? Dreh dich doch bitte um damit ich dein Gesicht sehen kann." Als er meiner Bitte nachgeht, stockt mir kurz der Atem, denn sein Antlitz, das er in diesem Moment trägt, ist schon fast wieder das das er unter dem Einfluss der Macht trug, doch ich rede weiter: "Bitte, halt mich fest." Er rührt sich nicht, so ist es an mir, auf ihn zuzugehen: hektisch umarme ich ihn und versuche krampfhaft die Kälte zu ignorieren, die in meinen Körper dringt. Wieder reagiert er anfangs nicht, doch dann wird seine Mimik weicher und er beginnt erst meine Schulter, dann meinen Hals und anschließend meinen Mund zu küssen. Als er wieder zu meinem Hals zurückkehrt, überkommt mich ein seltsames Gefühl, so wie ein kurzer Rausch der deine Sinne benebelt und eine unbekannte Sehnsucht wird geweckt. Wie als würde ich nach irgendetwas verlangen presse ich mich ganz fest an ihn, so als würde ich ihn anflehen irgendetwas zu tun, das nur ihm möglich ist..., aber was ist es?
Auch er zieht mich fester an sich und drückt seinen Mund beinahe schon gewaltsam gegen meine Halsschlagader. Langsam, ganz langsam öffnen sich seine Lippen und etwas spitzes beginnt sich in meine Haut zu bohren...Doch es dringt nicht weit ein. Entsetzt über sich selbst weicht er von mir zurück und kann mir nicht mehr in die Augen schauen. Stotternd versucht er sich zu entschuldigen und flieht Hals über Kopf in die Nacht.
Wie versteinert bleibe ich stehen, die Hand auf die seltsamen Wundmale gelegt.
Die unbekannte Sehnsucht beginnt zu wachsen und mich auszufüllen. Wie gebannt starre ich nun aus dem Fenster und versuche ihn im glänzenden Vollmondlicht ausfindig zu machen. Stumm flehe ich ihn an zurückzukommen und das zu beenden was er begonnen hat, doch er bleibt weg. Nichts kann die Gier nach seinem Gift beschreiben, die nun in mir brennt. Voller Verzweiflung beginne ich zu weinen und zu schluchzen. Warum lässt er mich wieder alleine?! Hat er wirklich so große Angst davor, dass ich so werde wie er?!
Nur mit größter Anstrengung kann ich den kurzen Rausch bekämpfen und meine Gedanken ordnen. Er hätte mich fast gebissen..., hätte mich fast zu seines Gleichen gemacht und mich an die Macht verkauft...Ich muss aufpassen, die Gefahr, die von ihm ausgeht wird immer realer...Die Warnung ist Ausgesprochen: Nimm dich in Acht oder du bist auf ewig verdammt.
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Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*
VampireAnfangs bin ich wie tot, ausgelaugt und geschwächt von den Kämpfen zwischen mir selbst und der Macht, die in mir haust und mich zu dem gemacht hat wer bzw. was ich jetzt bin - ein Vampir. Doch dann kam sie, meine Kerze, mein Licht in der Dunkelhei...