Zurück in die Vergangenheit: (Teil 13)

6 0 0
                                    

Der Alkoholkonsum des Vaters lässt nicht nach. Im Gegenteil: da seine Verzweiflung Tag für Tag wächst, versucht er sich mit immer mehr zu betäuben, doch dies klappt nicht immer. Man kann nun mal nicht vor sich selbst fliehen...
Es ist sinnlos.
Und doch kann er sich und sein Leben einfach nicht mehr ertragen... Er hasst sich so sehr, denn nur er allein hat die Schuld an dem gänzlichen Verfall seiner Familie, denn er war es, der diesen elenden Vertrag mit seinem Blut unterschrieben hat.
Ein Zurück gibt und gab es nicht...
Gefangen in diesem Netz aus Trauer, Verzweiflung, Schuld und Angst vegetiert er all die Jahre vor sich hin und verliert sich mehr und mehr.
Er wird immer wütender!
Und dann passiert etwas Unvorstellbares: sein Sohn blüht wieder auf, wirkt strahlender und glücklicher. Das kann der Vater einfach nicht ertragen und in ihm kocht diese wohlbekannte Eifersucht wieder hoch.
Das ist so ungerecht!
ER war es, der seinem Kind überhaupt dieses Leben ermöglicht hat, ER hat dafür hart gearbeitet!
Nicht dieser Taugenichts!
Ihm entgeht völlig dass der Junior seine ganze Kraft für die Feldarbeit und somit fürs Geldverdienen verschwendet.
Die Eifersucht macht den Mann blind.
Als sich sogar die Andeutung eines Lächelns in den Zügen des Jungen bemerkbar macht, reicht es seinem Erzeuger endgültig: er verliert die Kontrolle und landet mit der Faust einen saftigen Schlag in das Gesicht des Sohnes... Geschockt darüber, das erste Mal in seinem Leben geschlagen geworden zu sein, rinnen dem Getroffenen Tränen über die Wangen.
Erschrocken über sich selbst taumelt der Schläger von seinem Kind weg und ermöglicht diesem somit die Flucht...

---------------------------------------------------------

Ich weiß sofort, dass meine Nase gebrochen ist, denn das Knacken war laut genug und die Schmerzen sind unerträglich.
Wie viele Schläge werden folgen?
Obwohl es längst tiefste Nacht ist mache ich mich, trotz heftigem Schwindel, wieder auf den Weg zum Feld. Ich bin mir ganz sicher, dass sie da sein wird, denn ich spüre ihre Anwesenheit so deutlich wie nie. Und tatsächlich: sie scheint auf mich gewartet zu haben und beobachtet mich auf ihre übliche Art. Wieder überbrückt sie langsam den meterweiten Abstand, der noch zwischen uns liegt, und hält mich starr im Blick, doch anstatt wie sonst kurz vor mir zum Stehen zu kommen, nimmt sie mich in die Arme...
Komplett überrumpelt spannt sich mein ganzer Körper an, denn schon so lang habe ich diese Art der Zuneigung nicht mehr erfahren. Gleichzeitig ist es wie ein Befreiungsschlag... All die Tränen, die ich seit dem Tod meiner Mutter unterdrückt habe, brechen nun endgültig aus mir heraus und schwemmen somit einen großen Teil des allen verzehrenden Schmerzes aus mir heraus.
Völlig kraftlos sinke ich auf den erdigen Boden des umgegrabenen Feldes, doch anstatt mich loszulassen folgt sie dieser Bewegung und hält mich weiter fest.
Ich bin endlich nicht mehr alleine...

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt