19. Kapitel:

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Ich spüre immer deutlicher, dass ich bald keine Kraft mehr habe, um mich weiterhin gegen die Macht erwehren zu können.
Ich bin schläfrig und kann nicht mehr lange weiter rennen. Zusätzlich habe ich die brennenden Sonnenstrahlen im Nacken. Ich muss mich dringend ausruhen und eine Pause einlegen. Ich bin völlig außer Form, war zu lange in diesem Haus gesessen.
Das Wachsein fordert seinen Tribut.
Die Macht hat Recht, ich bin viel zu verweichlicht. Meine Artgenossen brauchen bestimmt nicht so viele Pausen wie ich und ausruhen müssen sie sich auch nicht. Kein Wunder, sie sind allesamt wohl genährt und bestens trainiert...
Mit letzter Kraft springe ich in die Baumkrone eines nahe gelegenen Baumes. Ein weiterer Vorteil am Vampir sein ist, dass man kaum etwas wiegt wenn einem danach ist, deswegen brechen nicht einmal die dünnsten Äste unter mir weg. Eine Astgabel, die sehr weit oben gelegen ist, ist genau richtig.
So erschöpft war ich noch nie.
Mein früheres Leben zählt nicht.
Kurz kommt mir der Gedanke, ob ich wieder zum Mensch werde... Wenn ja, würde ich gleich nach meiner Rückverwandlung sterben. Die Macht würde nicht einfach verpuffen, ich wäre letztendlich vvvviiiieeeelll zu schwach, um weiter zu kämpfen. Sie würde mich vernichten sobald mich die Vampirkraft verlässt. Ich habe die Wahl zwischen mich ergeben oder wieder Mensch zu werden.
Das Ergebnis beider ist ein weniger angenehmer Tod.
Seien wir ehrlich, die Macht wird meinen Tod möglichst qualvoll gestalten. Sie wird aus mir heraus kommen und mir als mein größeres Ich das Genick brechen.
In ihren Augen wird all die Mordlust zu sehen sein, all die Verachtung und all der Hass, der sich in meinen Augen spiegeln würde wenn ich es zugelassen hätte.
Ich spüre ihre Freude darüber.
Sie ist davon überzeugt, dass es bald so weit sein wird. Ihr schallendes Lachen hallt durch mein Inneres.
"Bald hab ich dich!"
Sie ist siegesgewiss, führt sich auf als hätte sie schon triumphiert. "Noch hast du mich nicht. Noch kann ich dich besiegen."
"Ja, noch, aber für wie lange? Du hast dir selbst deine Schwäche eingeräumt. Mein Sieg ist gewiss!"
Mit einem Schlag ins Gesicht werfe ich die Macht wieder in ihren Käfig. Unbeeindruckt lacht sie weiter.
"Du kannst mir nichts tun."
Zischend fügt sie hinzu:
"Falls du es versuchen solltest bekommst du das Doppelte zurück. Bedenke das."
Brüllend will ich mich auf sie stürzen, jedoch ist sie schneller und entwischt aus ihrem Gefängnis. Mit bewundernswerter Geschwindigkeit dringt sie in meinen Geist und schaltet ihn ab. Als Resultat schlafe ich ein.
Sie tut das nicht, weil sie mir helfen will mich zu erholen sondern weil sie mich in diesem Schwächemoment quälen will.
Ich beginne zu träumen:

Ich wache auf.
Statt in dem Baum zu liegen sitze ich auf dem Boden.
Ich habe Mühe zu erkennen wo ich bin, denn alles ist voller Rauch der mir die Sicht nimmt.
Dann ist da plötzlich das Mädchen, wie sie sich schluchzend an mich klammert.
Sie hustet.
Der Rauch brennt in ihren Lungen.
Sie hört auf zu weinen.
Ihre Augen werden rot, weder Iris noch Pupille sind zu sehen. Als passender Kontrast wird ihr wunderschönes Gesicht zu einer abscheulichen Fratze und dessen Form gerät völlig aus den Fugen.
Sie lacht.
Es ist aber nicht ihr Lachen. Es ist das Lachen von jemandem anderen. Auch ihre Stimme ist furchtbar entstellt als sie kreischend schreit:
"Was bist du?! Du wirst sterben, genauso wie ich!"
Wie auf ein Stichwort bekommt sie eiternde Brandwunden und ihr Fleisch löst sich von ihren Knochen. Bevor nur noch ihr Skelett übrig ist kreischt sie:
"Du wirst sterben!"
Sie küsst mich, mitten auf den Mund, meine Lippen brennen und meine Haut verätzt. Wie es sich gehört hat sie ebenfalls ihre Hände in den Bereich zwischen Wange und Hals gelegt, somit beginnt auch dort meine Haut zu brennen und zu verätzen. Ich habe die Augen geschlossen und öffne sie erst als ich die Kühle von Knochen spüre. Wie abgezogen liegt ihre Haut samt Haar neben dem noch immer lachendem Skelett, sie ist unversehrt und im Groben das Mädchen so wie ich es bis jetzt kenne, nur das es eben NUR die Haut ist und somit keinerlei Fülle besitzt.
Das Skelett kreischt: "Warum hast du mich zurückgelassen?!", ehe es in einzelne Knochen zerfällt, die ordentlich auf einem Haufen liegen.

Jetzt erst wird mir klar wo ich bin! Es ist mein Versteck kurz bevor es von den Flammen aufgefressen wird! Es beginnt Blut zu regnen, aber nicht nur das: jede einzelne Leiche hat unzählige Löcher, aus denen massenweise Blut herausläuft

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Jetzt erst wird mir klar wo ich bin! Es ist mein Versteck kurz bevor es von den Flammen aufgefressen wird!
Es beginnt Blut zu regnen, aber nicht nur das: jede einzelne Leiche hat unzählige Löcher, aus denen massenweise Blut herausläuft. Zusätzlich strömt es aus Mund, Augen und Ohren, ebenfalls aus der Nase. Mit grässlichen Stimmen schreien sie im Chor:
"Warum hast du uns zurückgelassen?! Du sollst spüren wie es ist zu verbrennen!"
Die Stellen, wo das Mädchen mich berührt hat, beginnen zu verbrennen, deswegen bilden sich riesige, eiternde, stinkende Brandwunden.
Das Blut besprenkelt die toten Knochen und färbt Teile meines Haares blutrot, so bleibt mir immer eine Erinnerung.
Das Blutmeer füllt das Haus bis zur Decke, aber es lässt sich Zeit. Nichts verlässt diesen Ort des Grauens, das Blut fließt nicht ab, es scheint gegen Löcher immun zu sein.
Wie Feuerspucker spucken die Leichen Feuer in die Luft. Der einzige Unterschied ist der, dass ihr Brennmittel Blut und kein Benzin oder Spiritus ist. Ihre Körper beginnen zu brennen und sie werden das, was sie auch in der Realität geworden sind: zu Asche. Qualvolle Schreie und abstraktes Heulen dröhnen in meinen Ohren.
Sie rufen mich.
Ich werde zu dem was sie jetzt werden.
Das ist ihre Rache.
Alles brennt und ich gehe mit ihnen in Flammen auf...
Ich höre sie, die Macht, wie sie sich in purer Schadenfreude über meinen Tod amüsiert.
"Ich habe es dir doch gesagt. Ich kriege dich!"
Ich spüre wie mein Herz schlägt, wie es flatternd vor Angst in meiner Brust rast und mir das Atmen wegen all dem Rauch immer schwerer fällt.
Ich huste, ringe um jedes bisschen Sauerstoff.
Mein ganzer Körper brennt, meine Augen beginnen zu tränen und ich fange an zu weinen und zu schluchzen. Mit jedem Atemzug komme ich der Schwelle des Todes und somit dem Schlund der Macht immer näher.
Ich sterbe.
Es sind unvorstellbare Schmerzen.
Ich knie vor diesem Monster das aussieht wie ich, jedoch doppelt so groß oder sogar noch viel größer ist. Alle Vampire sind versammelt, um diesem Spektakel beizuwohnen. Die Macht nimmt mein Gesicht in ihre eiskalten Hände und bricht mir das Genick. Alles in mir zerbricht in winzige Teile bevor ich leblos auf den Boden falle und dann zu Asche werde.

Schreiend wache ich auf und bin wie betäubt.
Hämisch flüstert mir die Macht ins Ohr:
"Na, gut geschlafen?"
"Lass mich du Biest!"
Ihre Antwort ist wieder dieses gehässige Lachen.
"Das wird dein Schicksal sein! Gewöhne dich besser dran!" Hässlich und breit beginnt sie zu grinsen und ihre Augen quellen aus den Höhlen. Ich sperre sie in den dunkelsten Winkel meiner selbst und höre trotzdem noch dieses Lachen das mich wahnsinnig macht.
"SEI ENDLICH RUHIG!!!!!"
Das Lachen wird lauter.
Bald werde ich taub sein, denn es wird bestimmt mein Trommelfell zum Platzen bringen, so laut ist es.
Ich bin dem Lärm schutzlos ausgeliefert.
Mal wieder kann ich nichts gegen die Macht tun. Sie ist nun mal stärker als ich. Das hat sie mir nun mehr als einmal klar gemacht. Für sie bin ich nur ein unwichtiger kleiner Käfer, den sie mühelos zertreten wird.
Sie tut es nicht, ich scheine doch wichtig zu sein.
Trotzdem werde ich mich nicht mir ihr verbünden.
Das wird mein Untergang sein.

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt