26. Kapitel: (einige Stunden zuvor)

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Es ist still, in mir und außerhalb. Das Kind liegt unbewegt an der Wand. Sie werde ich nicht töten, meinen Blutdurst muss ich trotzdem stillen, denn die Macht fordert Opfer für ihre Geschenke.
Es ist noch dunkel und recht kühl, umso leichter mit der Nacht zu verschmelzen. Das Mädchen merkt nichts davon, schläft weiter und zuckt nicht einmal. So leicht könnte ich ihrem Leben ein Ende setzen...
Die Macht kehrt zurück und erfüllt mich mit ihrer Energiegewalt. Mein Gesicht ist das ihre, meine Gedanken gehören ihr.
Ich bin schneller ohne Körper, trotz allem noch gefährlich. Viel schneller als möglich sitze ich auf der Stadtmauer und späht hinunter. Mich interessiert es nicht, ob andere meiner Art ebenfalls jagen, selbst wenn die mich sehen könnten. Zwar nutzen auch sie den Schutz der Dunkelheit, sind jedoch in ihren Körpern gefangen und somit sichtbar. Sie sind schwach. Die Menschen sehen sie trotz ihrer Schnelligkeit. Mich kann keiner sehen. Ich bin schneller als sie und viel stärker.
Als ich das Oberhaupt erblicke vereint sich mein Hass mit dem der Macht, trotzdem mahnt sie mich zur Geduld.
Das Blut um mich herum gibt mir mehr als jeder Adrenalinstoß und ich reiße meinen Opfern Kehlen auf und Gliedmaßen ab. Kein Massaker war schlimmer und ich bin der Einzige der es anrichtet. Es sind nicht viele, das ist aber kein Trost, denn sie sehen umso schlimmer aus.
Mein heiseres Lachen ist das eines Wahnsinnigen und eines fröhlichen Kindes, das mit seinem Lieblingsspielzeug spielt, zugleich.
In mir tobt und braust es.
Wie ein unsichtbarer Albtraum suche ich die Menschen heim um sie das Fürchten zu lehren. Mit Erfolg. Schon bald erzählen sie sich vom Sohn des Teufels der auf die Erde kam um sie zu stürzen. Er soll wüten wie ein Stier, bekleidet mit der dunkelsten Dunkelheit der Nacht. Sie haben mehr Angst als je zuvor. Ich habe geschafft was sich das Oberhaupt erträumt hat. Wäre er ein Mensch gewesen hätte er mich, von rasendem Neid und Eifersucht gepackt, beseitigen wollen, da er aber benebelt ist, wie er es nun mal ist, interessiert es ihn nicht. Ich jedoch bin mehr als ein willenloser Sklave, ich Teile den Thron mit meiner Gefährtin und habe Macht über mich selbst.
Es geht schnell und mein nächstes Opfer liegt leblos vor meinen Füßen. Da ausgerechnet rennt eine in Mantel und Kapuze gehüllt Gestalt an mir vorbei. Die Wut und der Hass in mir steigern sich, da diese mich an die Witzfigur erinnert die mir kurz nach meinem Erwachen Pfeile in die Handgelenke gejagt hat. Ich verfolge ihn, natürlich unsichtbar, und kann den Wunsch nicht unterdrücken dem Fremden eine reinzuhauen wie ein einfacher Schuljunge der eine Prügelei anzetteln will. Meine eigene Wut ist größer als die der Macht, dementsprechend bin ich jetzt alleine und so schwach wie alle anderen. All die Gefühle, die jetzt da sind, machen mir ungeheure Angst und jagen schmerzhafte Tränen in meine Augen. Was bedeutet das? Wo ist die Hüterin meines Seelenheils?
Meine Wut ist immer noch da, deswegen stürze ich mich auf mein neues Opfer. Wir befinden uns in einer Sackgasse. Meine Faust ist geballt um ihren lächerlichen Plan auszuführen, der aber vereitelt wird, denn als ich diese Person auf den Rücken drehe, da ich sie rücklings überrumpelt habe, rammt sie mir ein ziemlich schrammiges Messer mit rotem Griff und seltsamen Zeichen in den Bauch.

Der größte Schock besteht darin, dass Blut aus MIR heraus strömt wie aus meinen Opfern

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Der größte Schock besteht darin, dass Blut aus MIR heraus strömt wie aus meinen Opfern.
Ob ich die ganze Zeit sichtbar bin oder nicht weiß ich nicht, es wäre wahrscheinlich, sonst wäre ich nicht verwundet, jetzt bin ich es aber und springe Meter weit zurück wo ich heftig gegen eine Wand pralle und auf den Boden sinke. Ich versuche mich aufzurichten, schaffe es aber nicht. Ich begreife nicht wie es passieren konnte das ich blute, geschweige denn warum ich alleine bin.
Als mein Opfer Anstalten macht mich ein weiteres Mal anzugreifen, versuche ich mich wieder zu erheben, ohne Erfolg: ich sinke auf die Knie, stütze mich mit den Händen ab und lasse den Kopf hängen. Ich bin alleine.
Als das Messer meinen Schädel spalten will reiße ich der Gestalt das Messer aus der Hand und löse mich auf.
Schnell bin ich vor der Kirche und dringe mühelos durch ihre dicken Wände ins Innere.
Alles ist zu viel und ich fühle mich als hätte ich tausende von Jahren nicht geschlafen, was eigentlich nicht nötig sein sollte.
Die Macht schleicht sich in meinen Körper. Vampirgleichgültigkeit und Müdigkeit kämpfen auf meinem Gesicht. Jetzt ist die Macht wütend auf MICH und quält mich mit schrecklichen Schmerzen die diese beiden Regungen aus meinen Zügen töten. Sie ist stark und glüht aus meinem Inneren wie Feuer. Ja, so fühlt es sich an, Feuer das mich von innen heraus verbrennt. Die Wunde verschwindet und mein Blick wird klar, der Schmerz lässt kühlend nach.
Erst jetzt bemerke ich die kauernde Gestalt, der wir das Leben geschenkt haben. Die letzten blauen Strahlen der Macht malen Schatten auf ihr Gesicht. Ich starre sie an und würde, warum auch immer, gerne ihre zarte Haut berühren, egal ob ihre Wärme mir die meine verbrennen würde.
Das Messer, das meine Faust umklammert hat, fällt auf den Boden und verwandelt sich in eines aus Saphir. Soll ich es damit töten?
Was mit mir passiert, weiß ich nicht. Alles ist schwarz. Mit dem Rücken an die Wand sinke ich in mich zusammen und die nächste Reinigung beginnt. Die Macht schont mich nicht und mir tritt Schaum vorm Mund. Ich zittere und krampfe, nehme kaum mehr etwas wahr. Sie wütet und tobt in mir. Ich muss stark bleiben um von ihr nicht vernichtet zu werden. Könnte ich mich rühren würde ich alles kurz und klein schlagen, dieses hässliche Kribbeln ist unerträglich.
Schnell wechselt meine Gestalt in die der Macht, dann wieder in die Meine. Warum tut sie mir das an?!

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt