Kiikii74, liarts und MariaTheu, danke :), ihr seid meiner Geschichte von Anfang an treu geblieben :*, das freut mich wirklich wirklich sehr :D. Dieses Kapitel ist für euch ;)
Ich wohne schon mindestens eine Woche bei ihm. Er ist so lieb und nett, fast als wäre er mein wirklicher Vater...
Dummerweise ist mein Gedächtnis noch immer nicht zurückgekehrt, wahrscheinlich wegen eines Traumas.
Ich bin so froh, dass ich von ihm gefunden wurde und aufgenommen wurde. Wer weiß, wer mich sonst mitgenommen hätte?
Übrigens, er heißt Jonas (englisch gesprochen), er ist 40, seine Frau Lissi ist schon vor sehr langer Zeit gestorben. Er hat sie über alles geliebt.
Ich höre ihm sehr gerne zu, wenn er Geschichten über sie erzählt, beispielsweise wie sie sich kennengelernt haben, und fühle mich bei ihm wie zu Hause. Zwar fühle weiß ich ebenfalls nicht mehr, wer meine richtigen Eltern sind, dennoch fühle ich instinktiv, dass er mehr Vater, mehr Familie für mich ist, als wer auch immer es je war. Er gibt mir ein Gefühl von Wohlbefinden und Sicherheit, außerdem weiß ich, dass ich ihm vertrauen kann.
Er wird nie zulassen, dass mir etwas passiert, da bin ich mir zu 100% sicher.
Das jedoch beruht auf Gegenseitigkeit, denn Jonas sagt stets, dass wenn er eine Tochter gehabt hätte, sie wäre nie so wundervoll, einzigartig und vertrauensvoll gewesen wie ich.
Trotz meines lückenhaften beziehungsweise kaum vorhandenem Lebenslaufes hat er mich bei sich einziehen lassen, hat mich in sein Haus, in sein Herz gelassen, obwohl er sich nicht einmal zu 1% sicher sein kann, dass ich keine Verbrecherin sonst was bin, war, oder was auch immer.
Sowas ist wahres Vertrauen. So ein gutherziger, liebevoller Mensch hat es keinesfalls verdient, einen so hohen Verlust hinter sich zu haben. Denn ich weiß nicht, was ich ohne ihn gemacht hätte...Jetzt ist es Nacht.
Ich kann nicht schlafen und starre in der Dunkelheit meines Zimmers an die Decke.
Ehe ich aus dem Augenwinkel ein Schatten vorbei huschen sehe, spüre ich, dass ich gerufen werde und weiß sofort, dass ich mich nicht einziehen kann und definitiv auch nicht mehr fliehen kann.
Barfuß und im Nachthemd trete ich ans Fenster, öffne es und genieße den Wind, der mein Gesicht streichelt.
Ich habe keine Angst.
Trotz der stillen Drohung, die mir die Nacht zu wispert, bleibe ich am geöffnetem Fenster und warte auf das Unbekannte.
Doch alles bleibt ruhig.
Nichts bewegt sich, nichts huscht umher, nichts kommt um mich zu holen.
Das wichtigste: nichts stört die Stille, nichts bewegt sich, als wäre die Zeit stillgestanden.
Nicht einmal der Wind, der durch die Bäume rauscht, bringt die Blätter zum rascheln.
Alles ist und bleibt Totenstill.
Und doch vernehme ich ein kaum hörbares, zärtliches Lied, dass mein Herz und meine Seele tief berührt, sie in seinen Bann zieht.
Das Mondlicht ist unwirklich, zu hell, zu strahlend, zu silbern, zu rein.
Doch nicht einmal die Härchen an meinem Nacken und meinen Armen stellen sich auf.
Ich bin ganz ruhig und entspannt, vor allem bin ich eines: wehrlos.
Und doch fürchte ich mich nicht, denn selbst die schaurigste Fratze könnte nichts daran ändern, könnte mich nicht erschrecken, könnte mich nicht erwecken.
Vorsichtig setze ich mich aufs Fensterbrett, lasse die Beine nach draußen baumeln und steige hinaus.
Als meine Füße den verschneiten Boden berühren, zucke ich kurz zusammen, denn ich erwarte Eiseskälte, jedoch ist es genau das Gegenteil: es ist angenehm warm, trotzdem schmilzt die weiße Pracht nicht.
Immer noch ist alles ruhig, alle Lichter sind erloschen, alle bis auf eines: das des Mondes, Gott des Himmels, umgeben von seinem Heer aus funkelnden Sternen.
Wie bei einem staunendem Kind öffnet sich mein Mund leicht, mein Kopf lege ich in den Nacken, um dieses erhabene Bild genauer betrachten zu können.
Wer auch immer dies hier gezaubert hat, ist wahrhaft das stärkste und mächtigste Wesen, dem ich je begegnet bin.
Wie ein Schutzmantel hat sich die Nacht um mich gelegt und führt mich zu ihrem Herrn.
Und da steht er.
Der Prinz der Nacht und der Dunkelheit, erhaben und stattlich, vom Licht des Mondes in mattes Silber gebadet, das Gesicht und den Körper von Kapuze und Mantel bedeckt und verhüllt.
Er streckt mir seine Hand entgegen.Als ich sie ergreife ist sie eiskalt, kälter als jeder Schnee und kälter als jedes Eis, den ich je berührt habe.
Wie bei einem Tanz legt er eine Hand auf meine Schulter, die andere an meine Hüfte. Ich tue es ihm gleich. Es ist wie in einem Traum. Wir bewegen uns sacht und vorsichtig, beinahe wie in Trace, als würden wir versuchen in den Himmel hinauf zu schweben. In seinen Armen fühle ich mich leicht und schwerelos, Raum und Zeit entgleiten mir völlig.
So vergehen mehrere Monate.
Jede Nacht aufs Neue ruft er nach mir, jedes Mal tanzen wir und sind wieder kurz davor, nun doch in den Himmel zu schweben.Doch eines Abends kommt alles anders:
Eine mir unbekannte Gestalt klopft an mein Fenster, unverhüllt. Es ist ein unscheinbarer Junge, kaum älter als ich selbst. Verwirrt öffne ich es, der Schnee ist längst getaut.
"Erkennst du mich noch?"
Seine Stimme ist leise, sein Gesicht, mit den schwarzen Augen, voller Hoffnung.
"Nein, ich weiß nicht wer du bist. Hast du einen Namen?"
Enttäuscht schüttelt er den Kopf.
"Kein Name?"
Wieder ein Kopfschütteln.
"Wer bist du?"
"Du weißt wer ich bin."
Die Antwort klingt fast wie ein leises Knurren.
Mir tut dieser Junge so unbeschreiblich Leid, aber ich kann mich an ihn einfach nicht mehr erinnern.
Der Fremde macht anstalten zu gehen, dreht sich dann aber doch noch einmal um:
"Verliere dein Herz nicht an etwas, das dich nicht verdient."
und verschwindet dann doch.Seit dem an frage ich mich Tag für Tag, was er für eine Rolle in meinem Leben gespielt hat, wer er überhaupt ist oder sein könnte, leider finde ich nichts, nicht einmal einen Anflug einer Erinnerung in meinem Gedächtnis, da ist gar nichts.
Ich weiß nicht, ob meine Vermutung stimmt, jedoch habe ich das dumpfe Gefühl, dass Jonas irgendetwas von meinen nächtlichen Ausflügen mitbekommen hat, denn seit ich dem Ruf des Prinzen vernommen habe, ist mein Ziehvater beim Essen sehr schweigsam und wirkt nachdenklich, wenn nicht sogar tief versunken in Erinnerungen.
Eines Tages fordert er mich auf, sich mit mir auf die Couch zu setzen. Ich höre deutlich die Besorgnis in seiner Stimme:
"Es gibt Geschichten mein Kind, uralte Geschichten, denen weder Wahrheit noch Lüge nachgewiesen werden kann.
Es heißt, dass ein aus Finsternis bestehendes Wesen unsere Erde heimgesucht hat. Diese Legenden, wie sie hier genannt werden, erzählen von einem dieser Wesen, das stärker ist als alles, dass du dir vorstellen kannst.
Es wird berichtet, es sei ein gigantischer, monströser Drachen deren gesamter Körper von Stacheln übersät sei, dunkler als die schwärzeste Nacht. Man sagt, es wäre so mächtig, dass man es jedes noch so zarte und liebevolle Wesen in ein bestialisches Monster, das das Zeichen des Todes in den Augen trägt, verwandeln kann, um sich die Gestalt selbst anzueignen.
Das Einzige, das noch bekannt ist, ist, dass es von Hass, Wut und Mordlust nur so zerfressen ist, ebenso wie alles, was dieser Gestaltwandler zu seines Gleichen macht.
Es kann durchaus sein, dass es ebenfalls zu einem Menschen werden kann, an dem die Spuren seines eigenen Hasses nicht zu übersehen sind. Deswegen ist es in einen Mantel gehüllt, um die Wunden zu verstecken...
Dieses Ding kann sich in alles verwandeln. Sogar in deine schlimmsten Ängste und Albträume.
Verstehst du was ich dir damit sagen will? Du bist in sehr großer Gefahr."
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe verstanden, dass er mir helfen will, dass es eine Warnung ist, aber ich will nicht einsehen, dass der, der mich Nacht für Nacht zum Tanz einlädt, dieses Monster sein soll, denn dann habe ich mich die ganze Zeit, fast einen ganzen Monat, in Gefahr gebracht.
Aber mir ist nichts passiert.
Ich lebe noch, weile auf dieser von einem Fluch befallenen Welt.
Vielleicht ist der Junge, der eines Abends vor meinem Fenster aufgetaucht ist, ebenfalls eines dieser verwandelten Kreaturen...
Doch etwas in mir sträubt sich, zu glauben, dass mein Prinz wirklich so ein widerliches Monster sein soll...
Obwohl ich mir sehr unhöflich vorkomme, springe ich auf und renne in mein Zimmer.
Ich hätte tot sein können...
Habe mit einem Ungeheuer getanzt...
Wie um ein unangenehmes Geräusch fernzuhalten, drücke ich mir das Kissen auf die Ohren und schließe meine Augen...
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Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*
VampireAnfangs bin ich wie tot, ausgelaugt und geschwächt von den Kämpfen zwischen mir selbst und der Macht, die in mir haust und mich zu dem gemacht hat wer bzw. was ich jetzt bin - ein Vampir. Doch dann kam sie, meine Kerze, mein Licht in der Dunkelhei...