Die Zeit verging wie im Flug. Drei Monate, in denen wirklich viel passiert ist.
Anfangs verbrachte ich viel Zeit in einem neuen Versteck in einer Gasse, ruhte mich aus, zerbrach mir den Kopf, wie ich mit meiner neuen "Gabe" umgehen soll und hasste mich selbst für den brutalen, grausamen Mord an dem fremden Vampir.
In der Zeit nahm ich sehr viel ab, sogar Muskelmasse ging verloren, meine Stärke aber nicht.
Außerdem kam eine neue Person in mein Leben: der junge Polizist.
Ich beobachtete ihn mehrere Wochen, denn in dieser Zeit kam er oft in meine Gasse, den Ort, an dem wir uns das erste Mal begegnet sind.
Jedes Mal schien er etwas zu suchen und enttäuscht zu sein, wenn er was auch immer nicht fand.
Trotz meines Trübsals kam ich nicht umher neugierig zu werden. Also fing ich an mich damit zu beschäftigen ihn zu studieren und jeder seiner Bewegungen genauestens zu analysieren.
Eines jedoch hörte ich nie: seine Stimme.
Ich kann nicht behaupten ihn zu kennen, trotzdem fiel mir auf, dass er nicht ganz gesund sein kann, denn seine Bewegungen sind minimal unkoordiniert und leicht verspätet, z.B. warf ich einige Steine in Richtung seiner Fersen, er drehte sich zwar relativ schnell um und versuchte die Ursache des Geräusches zu finden, reagierte jedoch erst nach wenigen Sekunden.
Nach dieser Erkenntnis dachte ich mir neue Dinge aus, um meine Theorie zu überprüfen, jedes Mal wurde sie bestätigt.
Irgendetwas stimmt nicht mit ihm.
Zu meinem Bedauern muss ich gestehen, dass ich bald unvorsichtig wurde, da ich mir insgeheim vollkommen sicher war, immer schneller zu sein als er. Trotzdem musste es so kommen: Wie jeden Tag bekam ich wieder von dem jungen Polizisten Besuch. Wieder schaute er sich um und schien es immer noch nicht zu finden.
Da in der Gasse meist Dunkelheit herrscht, schlich ich mich näher an den Fremden heran und wurde total überrascht: blitzschnell drehte sich der junge Mann um und leuchtete mir mit einer Taschenlampe ins Gesicht.
Ich erstarrte augenblicklich.
Also blieb ich stehen, die Augen gegen die Helligkeit zusammengekniffen und stand ihm gegenüber.
Schon wieder.
Anscheinend kann er sehr gut mit seiner Krankheit umgehen, denn ehe ich mich versah hatte ich den Lauf der Pistole an meiner Schläfe.
Meine Oberlippe zuckte abfällig.
Der Mund des Mannes bewegte sich kurz, als wolle er Laute hinausfließen lassen, jedoch kam nichts.
Kurz schnaubte er resigniert, schloss die Augen und senkte den Kopf, richtete sich dann aber kerzengerade auf, schaute mich direkt an und sagte: "Ich habe dich gesucht."
Da war ich wirklich baff. Hoffentlich stand mein Mund nicht offen.
Seit dem an trafen wir uns nun öfters, ohne dieses alberne Versteckspiel.
"Ich habe dich gesucht", waren lange Zeit die einzigen Worte, die er gesagt hat. Ich akzeptiere es.
Doch irgendwann sagte er mir seinen Namen.
Er heißt Likonell und ist wirklich sehr nett. Meistens sitzen wir zusammen, reden oder schweigen.Nie hätte ich erwartet was im Laufe dieser drei Monate passiert ist:
Erst war er derjenige, der mehr über sich erzählt hat, sei es über seine Krankheit, sein Verhältnis zu seinen Eltern oder seine Arbeit. Dementsprechend erzählte ich ihm, dass ich abgehauen sei und nicht wisse wer meine Eltern seien. Er schien Mitleid mit mir zu haben, denn er schwieg und sah mich betroffen an. Ich zuckte nur mit den Schultern.
Doch er wird nie wissen, dass ich ein Vampir, eine Kreatur der Hölle bin.
Zugegeben genoss ich die ruhigen Momente, in denen keiner von uns seine Stimme erklingen ließ und genieße seine Gesellschaft noch immer.
Manchmal vermisse ich ihn sogar wenn er weg ist.Zwei Monate ging alles gut, eine Zeit, in denen sich zwischen uns großes Vertrauen und freundschaftliche Gefühle aufbauten, bis auf diesen verfluchten Tag:
Ich saß da, die Augen geschlossen, den Rücken gegen sie Wand gelehnt und döste vor mich hin, doch sofort spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Augenblicklich war ich hell wach, sprang auf und suchte nach der Ursache meines seltsamen Gefühls. Es war wie ein Messer, das mir in den Leib gerammt wurde.
Likonell kam.
Er humpelte mehr als sonst, wenn nicht sogar extrem. Er war blass, seine Augen glasig, sein Herzschlag gefährlich schwach. Sofort sprintete ich los, gerade im richtigen Moment, denn genau da brach er schon zusammen. Für meinen aus der Übung gekommenen Körper war sein Gewicht schon zu viel und wir sackten gemeinschaftlich auf den Boden.
Er schwitzte, seine Haut war fiebrig heiß, sein Haar völlig durchnässt.
Es war der schlimmste Tag meines Lebens.
Trotzdem überraschte ich mich selbst, in denen ich merkte, dass mir die Tränen kamen, mir, einem kalten Eisblock!
Dann der Schock: ehe ich wusste wie mir geschieht, lagen seine Lippen auf den meinen.
Ein kurzer, flüchtiger Kuss, ehe er das Bewusstsein verlor.
Erst war ich geschockt, dann geriet ich selbstverständlich in Panik und wusste nicht, wie ich ihn retten könnte. Also nahm ich ihn trotz meiner Schwäche auf die Arme, rannte schneller als der Wind und verfolgte seine Geruchsspur bis zu seinem Haus.
Hysterisch begann ich an die Tür zu hämmern, legte ihn ab und zog mich zurück, damit mich keiner zu Gesicht bekam, blieb aber in der Nähe um alles mitzubekommen.
Erst verwirrt, dann erschrocken öffnete seine Mutter, schrie auf, rief nach ihrem Mann, der dann den Notarzt rief. Als der Krankenwagen dann endlich kam, brach das Chaos aus.
Sein Vater nahm seine Mutter in die Arm, die völlig aufgelöst die Tränen fließen ließ.
Mir zerbrach es das Herz.
Likonell wurde auf eine Trage befördert und mit Atemmaske ins Krankenhaus gebracht.Wochen vergingen an denen ich nichts von ich ihm hörte.
Ich bekam Angst, konnte nicht zu ihm.
Doch endlich hörte ich die vertrauten, altbekannten Schritte, sprang wieder auf und viel ihm um den Hals.
Uns beiden flossen Tränen über die Wangen.
Wieder überraschte ich mich selbst: diesmal waren es meine Lippen, die seine liebkosten.So begann es.
Ich weiß noch immer nicht, ob ich ihn liebe, ob ich das überhaupt kann. Klar, wir sind uns näher gekommen, was ich ehrlicher Weise nie erwartet hätte, aber da ist ja noch das Mädchen...
Manche Nacht schleiche ich zu ihrem Haus und klopfe ans Fenster.
Sie öffnet mir nicht mehr...
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Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*
VampireAnfangs bin ich wie tot, ausgelaugt und geschwächt von den Kämpfen zwischen mir selbst und der Macht, die in mir haust und mich zu dem gemacht hat wer bzw. was ich jetzt bin - ein Vampir. Doch dann kam sie, meine Kerze, mein Licht in der Dunkelhei...