20. Kapitel: (Unbekannt)

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Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt.
Die Überreste und die Blutlachen der Leichen wurden längst weggeräumt. Nichts spricht mehr von dem Angriff. Das Leben nimmt seinen vertrauten, tristen Lauf.
Nichts hat sich verändert...
Ach wirklich? Alles wie immer?
Klar, es gibt Menschen die nach so einem Erlebnis einfach weiter machen wie bisher, jedoch gibt es auch andere Menschen, die das Geschehene nicht mehr loslässt.
In der Stadt selbst passiert nichts außergewöhnliches, doch unter der Stadt geschehen seltsame Dinge. Unheimliche Geräusche sind zu vernehmen, jedoch dringen sie nicht nach oben, da die Tür, die das kleine Bungalow, aus dem die Geräusche kommen, verschließt, aus einer sehr seltenen Holzart besteht, die nicht brennbar und äußerst schalldicht ist.
„Ich halte mein Versprechen, er wird bezahlen!"
Seit der Begegnung mit dem Vampir hat den Jungen niemanden mehr zu Gesicht bekommen. Die feste Überzeugung, die genaue Absicht seines Angreifers zu kennen, bestärkt sein verlangen nach Rache. Er hat sich verändert.
Nährboden dafür ist der Tod seiner Eltern.
Als kleines Kind hat man ihn verstoßen, trotzdem blieb er im Haus wo er aufwachsen wird. Beide verachteten ihn, jedoch war es seine Mutter, die ihn von Anfang an abgrundtief hasste.
Die größte Strafe war, dass sie ihn trotzdem aufzog, statt es einer Hausdame zu überlassen. Sie ließ keinen Augenblick aus, um dem kleinen Baby ihre dunklen Gefühle zu zeigen.
Sein Vater war zwar wenig begeistert von ihrem Verhalten, trotzdem unternahm er nichts dagegen.
Liebe kannten die beiden nicht.
Wie es so oft ist trafen dessen Eltern die Entscheidung zu dieser Heirat. Die Verbitterung darüber ließ seine Mutter ihn deutlich spüren. Als er alt genug war, um zu verstehen, dass ihn seine Mutter nicht ausstehen konnte und er feste Nahrung zu sich nehmen konnte, wurde er auf die Straße gesetzt.
Nach vielen Heimaufenthalten entwickelte sich sein Geist immer mehr zurück. Normales Verhalten erlernte er nie.
Die meiste Zeit war er sowieso alleine in einen Raum eingesperrt um die anderen Kinder im Heim nicht zu gefährden. Äußerlich sieht er ganz normal aus, auf den ersten Blick merkt man nichts von seiner Gestörtheit, jedoch spricht er nicht. Seine Gesichtszüge deuten mehr als deutlich daraufhin, deswegen schenkte ihm ein Fremder den Umhang mit dieser riesigen Kapuze. Er nahm den Jungen bei sich auf und lehrte ihn "normal" zu sein.
Eigentlich müsste er wegen der Erziehung des Mannes ganz normal sein, jedoch wurde er ebenfalls von seinem Lehrer verstoßen, was ein herber Rückschlag für ihn war. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass er von seiner Vernichtungsidee geradezu besessen ist.
Sie gibt ihm Energie und treibt ihn an.
Der Mann hat ihn viel gelehrt, ihn mit Geschichten und Fantasien gefüttert und ihn davon süchtig und abhängig gemacht. Der Junge hat viel über Chemie gelernt, somit ist er der Meinung, ein Gift finden zu können, um die ganze Sippschaft der Blutsauger auslöschen zu können.
Tag und Nacht experimentiert er mit allen möglichen Mittelchen, die er irgendwo aufgetrieben hat. Seine Haut ist deutlich davon gezeichnet, er nimmt es nur nicht wahr. Seine Hand hätte nur noch blanker Knochen sein können, er hätte es nicht einmal bemerkt.
Seine Augen und sein Gesicht sind wieder die von einst.
Sie sind von Wahnsinn zerfressen und meist mit weggetretenem Ausdruck.
Zeitweise stottert er vor sich hin und lacht leise und schrill.
Die Höhle, in der er seine Experimente durchführt, war schon vorhanden aber verlassen.
Es ist fast vollbracht.
Ein Mensch verliert alle Haare und wenn die Haute von Sonnenstrahlen berührt wird, geht sie in Flammen auf.
Der Junge weiß das, denn er hat die Wirkung schon an vielen Versuchskaninchen getestet.
Immer das gleiche Ergebnis.
Bei Vampiren kann die Wirkung durchaus anders verlaufen, trotzdem wird ihnen der kleine Teil ihres Menschseins zum Verhängnis werden.
Seine Krankheit lässt ihn glauben, dass nichts schieflaufen kann, sie lässt ihn vergessen, dass er es mit mächtigen Kreaturen zu tun hat, die jeden Verlust in ihren Reihen fürchterlich rächen werden. Vielleicht legt es der Knabe darauf an, vielleicht erkennt er, dass es keinen Sinn in seinem Leben gibt, egal wie viel ihm dieser Wahn zu geben scheint.
Man erkennt wenn man am Ende ist, trotzdem will er es versuchen und diesem einen dem Gar ausmachen.
Von ihm wird er sich nicht als erstes töten lassen.
Seine Taktik wird aufgehen!
Dafür wird er sorgen und nichts wird in aufhalten!
ER wird es sein der dem Vampir zuvorkommen wird.
Es wird nicht anders sein. Warum auch?
Sein Wissen über diese Chemikalien ist unerschütterlich und das einzige was noch völlig unbeirrbar und stets intakt ist.
Er isst und schläft kaum, denn wenn er einschläft entführen ihn brutale und unreale Versionen von diesem schicksalhaften Angriff. Die Zärtlichkeit des Vampirs ist in diesen Albträumen das Verhalten seines Artgenossens: Der Vampir sieht aus wie ein Dämon mit schrecklicher Grimasse, riesigen Ohren und Reißzähnen. Ohne Probleme reißt er dem Jungen entweder den Kopf oder andere Körperteile ab, oder zerfetzt ihm die Kehle, damit der Knabe in Sekundenschnelle verblutet.
Eine andere Version ist diese, dass sich der Junge in unendlichen Qualen ebenfalls in einen Vampir verwandelt und seinem Gegenüber mit einer kurzen Berührung köpft.
All das treibt ihn immer mehr zum Abgrund.
Er ist weder von dem Fluch, noch von der Macht besessen, trotzdem teilt er das gleiche Schicksal wie diese die er tot sehen will.
Einen großen Unterschied gibt es nicht.

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt