30. Kapitel:

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Schatten huschen durch den Wald. Zweige brechen, obwohl keine sichtbaren Füße auf sie getreten sind.
Wäre eine menschliche Seele hier gewesen, hätte sie instinktiv die Flucht ergriffen, denn unheimliches geht hier vor.
Aufgeregt folgen sie dem Ruf, wandern über einen ausgetretenen Waldweg, der von Bäumen gesäumt ist, die wie ein Tor empor ragen und blicken ehrfürchtig zum blauen Himmel auf.
Keiner kann ihm widerstehen. Egal wie weit weg sie auch sein mochten, alle haben sie ihn vernommen.
Der Wind weht, lässt die Blätter rascheln und flüstern während mehr und mehr dem Weg folgen der so anziehend auf sie wirkt. Beinahe könnte man meinen, dass ihnen die Blätter tatsächlich leise den Weg weisen würden, ganz so als wären sie unzählige Münder der Gebieterin, die jeden Stern getötet zu haben scheint, denn kein einzelner zeigt diese Nacht sein strahlendes und funkelndes Antlitz.
Nur einer von ihnen versucht sich standhaft zu weigern und beobachtet die Anderen vom Waldrand aus geschützt vor neugierigen Augen hinter riesigen Bäumen.

Nur einer von ihnen versucht sich standhaft zu weigern und beobachtet die Anderen vom Waldrand aus geschützt vor neugierigen Augen hinter riesigen Bäumen

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Erschrocken sieht er ein kaum sichtbares Abbild seiner Selbst, das gebrochen und mit hängendem Kopf dem Pfad folgt.
Den Mund zum stummen Schrei geöffnet wacht er auf.

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Zwielicht erfüllt das finstere Gemäuer. Meine Augen sind geschlossen und doch ist mir als würde ich durch meine Augenlider hindurch türkis-blass-blaue Augen sehen die mich anstarren. Zuerst denke ich es wären meine, jedoch ist mir die Farbe völlig unbekannt. Warm und voller Freundlichkeit und Liebe strahlen sie mich an verschwinden aber wieder, da ich prompt meine Augen öffne.

Dunkle Wolken verkleben meine Gedanken. Ich weiß sofort, dass die Macht nicht bei mir ist. Habe ich etwas falsch gemacht?
Abgelenkt von einer im Prinzip unwichtigen Bewegung des Mädchens, das an der gegenüberliegenden Wand kauert und schläft, löst sich all das finstere für kurze Zeit auf, um dann aber umso bissiger und giftiger zurück zukommen.
Erst jetzt merke ich wie sehr mich mein Traum verstört hat. Was hat er zu bedeuten? Wohin gehen sie? Die wichtigsten Fragen: Was hat die Macht damit zu tun und warum sah ich so niedergeschlagen, so kaputt und schattenhaft aus? Ist sie wirklich das Monster für das sie das Mädchen hält?
Beinahe verbittert erwarte ich die nächste Reinigung, die diesmal ganz bestimmt umso schmerzhafter sein wird, jedoch bleibt sie aus. Wenn mein Traum Wirklichkeit ist und jetzt in diesem Moment stattfindet ist es kein Wunder wenn sie beschäftigt wäre. Aber was bedeutet das alles? Was hat sie vor und was spiele ich dabei für eine Rolle? Hat sie mir deshalb diese Gaben geschenkt damit ich diesen ganzen anderen Vampiren und natürlich ihr zum Sieg verhelfe? Aber gegen wen?
Zorn pocht in mir und weckt die Kraft, die flammend durch meinen Körper pulsiert. Nur der Wille, das Mädchen nicht zu wecken und nicht zu erschrecken, lässt mich die Ruhe bewahren. Sie soll keine Angst vor mir habe, denn ich weiß, dass ich ihr nie etwas antun könnte, selbst wenn es mir befohlen wird. Zusätzlich beruhigt mir ihr Traum, der wie sanfte Wellen gegen meinen Geist brandet. Zuneigung zu ihr erwärmt mein Herz das aber sofort wieder erkaltet, denn ein höllischer Schmerz wird freigesetzt, der mir fast die Besinnung nimmt. "Du darfst nicht fühlen!" Die Botschaft ist eindeutig. Warum war ich nur so dumm diese Art von Preis zu bezahlen?!
Überrascht nehme ich diesen Gedanken zur Kenntnis. Habe ich solches schon öfters gedacht?
Ein unheilvolles Zittern läuft durch meinen Körper. Mir wird schlecht und mein Blick beginnt zu flackern. Unvorbereitet spüre ich die kräftezehrenden Folgen eines inneren und äußeren Kampfes die dazu führen, dann sich mein Körper schwach und ausgelaugt fühlt. Gegen wen kämpfe ich?
Die verstreuten Gedanken und Gefühle fügen sich nach und nach zu einem immer deutlicheren Bild zusammen. Erst sehe ich mein von Qualen durchzogenes Gesicht, meine Stimme jedoch ist stark und kräftig als ich schreie: "Du wirst mich niemals besiegen!" "Und ob ich das werde!" Die Stimme, die durch Hass und Wut verzerrt ist, gehört einem Geschöpf dessen Gesicht die aller gleichen Emotionen wiedergibt und von dem hässlichsten, bestialischsten und blutrünstigstem Grinsen entstellt ist, das ich je gesehen habe. Dieses abscheuliche Wesen verwandelt sich in mein exaktes Spiegelbild, verliert aber nichts seiner dämonenhaften Grimasse. Diese Kreatur stürzt sich auf mich und scheint mich von innen heraus zu verbrennen.
Brüllend beende ich diese Vision.
Der Schmerz klingt ab, doch schon kommt die nächste: Jetzt fühle ich Angst und Leid und weiß instinktiv, dass die Zeit schon vor langer Zeit vorbei ist in der ich mich stark und kampfbereit gefühlt habe. Schweigend sitze ich in einer von Finsternis erfüllten Ecke und versuche krampfhaft mich ruhig und leer zu halten und ja keinen Gedanken oder gar Gefühl zuzulassen. Diese Kreatur hat es anscheinend geschafft mich wohl doch zu zerstören. Aber nein, wäre ich wirklich besiegt wäre ich endgültig gebrochen, jedoch spüre ich noch einen Hauch eines winzigen Funken Kampfgeist, den mein in dieser Zeit lebendes Ich kaum wahrnimmt, da dieser von zäher, giftiger Schwärze eingeschlossen ist und fast erstickt wird und zu schwach ist um mir Mut zu machen oder mir gar meine damalige Entschlossenheit zurückzubringen. Somit fehlt nicht mehr viel umso zu werden wie das fast vollständig verschwundene Ich meines Traums. Jede Hoffnung habe ich aufgegeben.
Wie kann man sich nur so fallen lassen!?!
Heftiger als jeder Blitzschlag trifft mich die Antwort: All die Jahre wenn nicht sogar Jahrhunderte des Kämpfens, der Stärke und des
Widersetzens fordern ihren Tribut und doch hat keiner von uns gesiegt oder verloren, der Kampf wurde bloß aufgeschoben und ist noch lange nicht vorbei. Wie um meine Schwäche zu unterstreichen bemächtigt sich eine unerklärliche Erschöpfung meines Körpers und lässt mich mit aller Wucht verstehen warum ich so kurz davor stehe mich aufzugeben.
Nüchtern sehe ich nun alles klar und deutlich vor mir: Dieser Dämon ist die Macht, das Monster das all mein Hass zu spüren bekommen hat. Zwei Dinge jedoch hat sie nicht bedacht: Erstens ich bin jetzt stärker und mächtiger und zweitens werde ich mich nie wieder von ihr beeinflussen lassen. Nun bin ich bereit. Nie werde ich mich wieder so schnell unterkriegen lassen und nie wieder kehre ich zu dieser bemitleidenswerten Schwäche zurück. Nie mehr wieder werde ich ihr Sklave sein, von nun an muss sie sich vor mir in acht nehmen und wird es noch bereuen mir je all diese zusätzlichen Kräfte gegeben zu haben, denn sie hat sich selbst mit ihren eigenen Händen einen Feind erschaffen der ihr ebenbürtig ist und bis zum bitteren Ende, sei es Sieg oder Niederlage, gegen sie kämpfenden wird, und der niemals, NIEMALS wieder wie ein verängstigtes Tier den Schwanz einziehen und in eine dunkle Höhle flüchten wird. Ich werde mich nie mehr, weder vor ihr noch vor jemandem anderen, verstecken. Diese Zeiten sind vorbei. Nie mehr wieder werde ich mich von ihr einlullen lassen oder gar vergessen was sie mir angetan hat, denn die Erinnerung daran hat sich unauslöschlich in mein Herz eingebrannt und wird mir auf ewig Kraft geben.
Heißer und drohend krächzt ihre Stimme: "Nun gut. Diesmal gebe ich mich geschlagen, aber du weißt selber, dass dies nicht das Ende ist. Ich habe viel Geduld musst du wissen, denn irgendwann werden dich deine ach so starken Gefühle in einen schwächlichen Menschen zurück verwandeln und dann werde ich dich ein für alle Mal vernichten. So nützt du mir nichts. Krieg soll zwischen uns herrschen!", denn selbstverständlich ist ihr nicht entgangen, dass sie einen ihrer treu ergebenen Handlanger verloren hat.
Wie ein Schutzschild lässt meine neu gewonnene Kraft nichts von ihrem erbärmlichen Versuch, mich brutaler denn je zu reinigen, an mich heran. Vor Wut schäumend zieht sie sich zischend zurück. Vielleicht hat sie recht, und ich werde auf einem sehr qualvollen Weg wieder zu einem Menschen, aber das ist mir egal, denn wenn es heißt geliebt zu werden und sogar selbst lieben zu können ist mir jeder Preis recht, sogar Niederlage oder Tod. Ich bin bereit. Komme was wolle.

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt