Leichtes Fieber hat mich befallen.
Die Übernachtung im Wald war definitiv keine gute Idee.
Die ganze Zeit träume ich von allerlei Dingen, die mir in letzter Zeit widerfahren sind. Mir ist es kaum möglich für längere Zeit die Augen offen zu halten, denn die Verarbeitung des Erlebten kostet Kraft.
Es scheint fast als hielten mich diese verschlungenen, abstrakten Träume gefangen, denn ich träume oft lange Zeit das gleiche.
Die Reserven meines Körpers sind momentan restlichen aufgebraucht, deswegen bemühen sich der Förster und seine Frau mich aufzupäppeln. Zwar ist es nicht viel, jedoch vermittelt mir das was ich mitbekomme ein warmes Gefühl von Geborgenheit und Familienzugehörigkeit.
Trotzdem will ich irgendwie nicht aufwachen, denn es ist das einzige, das mir von diesem Jungen geblieben ist.
Vielleicht würde ich ihn vermissen, denn dann sehe ich ihn nicht mehr so real vor mir. In meinen Träumen kann ich dieses Monster vergessen dass in seinem Inneren haust, er ist einfach nur ein ganz normaler Junge von dem man schwärmen und in den man sich problemlos verlieben kann.
In der Realität jedoch gibt es Probleme.
Alles in ihm sehnt sich danach jemanden wie mich zu töten, wieso sonst hätte er seine Kraft gegen mich verwenden sollen?
Wie er da so lang, so schwach und beinahe normal...Die Zeit verrinnt schnell und ungezählte.
Währenddessen tränken Tränen mein Kissen, denn nicht nur die Momente mit dem Jungen werden von neuem durchlebt.
Ob er auch an mich denkt? Was treibt er jetzt wohl?
Es fühlt sich richtig und falsch zu gleich an sich wünschen zu wollen, dass er bei mir sein soll, trotzdem tue ich es.
Ich schrecke vor dem Gedanken zurück, noch einmal in Berührung mit seiner eiskalten Haut zu kommen.
Wie es sich wohl anfühlt ihn zu küssen?
Da wird es dann unvermeidlich sein berührt zu werden...
Warum denke ich an so etwas? Es ist doch absurd!
Er und ich und so eine Zukunft?! Das ist vermutlich das Unwahrscheinlichste, das jemals passieren wird.
Warum quäle ich mich eigentlich damit?
Warum kann ich es nicht einfach vergessen?
Was hält diese schrecklichen Gedanken am Leben?
Was hat sie ausgelöst? Ich will die Antwort nicht, deswegen beschließe ich weiter zu schlafen.Seit geraumer Zeit liege in diesem Bett, werde gepflegt und herzlich angelächelt, trotzdem fühle ich mich bald einsam und verlassen. Für die Leute in dieser kleinen, wohnlichen Hütte gehöre ich längst zur Familie und trotzdem fühle ich mich hier völlig fremd und beinahe schutzlos, wie als könnte sich der Blick seiner Augen durch das Holz bohren und mich heimlich beobachten.
Tatsächlich scheint es als hätte die Hütte Augen, jedoch sind es nicht die seinen die sich sofort vergewissern, wenn ich irgendwelche Anstalten mache aufzustehen, nein, es sind die Augen der Putzfrau und der Förstersfrau, die sich Einblick durch die spaltbreit offene Tür verschaffen.
Langsam halte ich es einfach nicht mehr aus!
Es wird anstrengend die ganze Zeit nur faul herum zu liegen und nichts tun zu können! Ich will mich bewegen, ihnen zeigen, dass ich wieder fit bin und keine Erholung mehr brauche!
Als ich versuche mich aufzusetzen wird mir schwarz vor Augen, was aber keinesfalls an leichtem Schwindel liegt, sondern vielmehr an dieser fremdartige Welt, die mich nicht gehen lassen will, denn ich habe meine Augen noch geschlossen, kein Wunder das ich da nichts sehe.
Behutsam blinzelnd öffne ich sie.
Licht strömt in das freundliche Zimmer. Es blendet leicht.
Meine Füße sind nackt, mein Körper hingegen ist in ein schlichtes Leinennachthemd gekleidet.
Im Zimmer ist es angenehm warm.
Mit einem Ruck erhebe ich mich aus dem Bett und gehe die wenigen Meter zum Fenster.
Die Morgenkühle streift sacht mein Gesicht als ich es öffne.
Die Frau des Försters hatte recht: Die Hütte liegt sehr weit ab von anderen Menschen. In weiter Ferne kann ich zwar eine von einer Mauer umringte Stadt erspähen, diese jedoch erscheint winzig, so weit ist wie weg.
Ob er dort lebt? Gut getarnt unter den Lebenden?
Ich bin mir nicht sicher, weiß zu wenig über ihn und Seinesgleichen.
Momentan ist keiner zu Hause und ein kleiner Spaziergang würde mir wirklich gut tun.
Warum eigentlich nicht?
Das Wetter ist perfekt dafür geeignet, kein Wind, kein Regen und keine Kälte.
Vielleicht könnte ich mir diese Stadt mal genauer anschauen?
Den Wald meide ich, stattdessen gehe ich querfeldein über eine gigantische Rasenfläche und gelange nun an ein massives Holztor. Ich traue mich nicht zu klopfen.
Am besten unbemerkt bleiben. Trotzdem werde ich von einer schattenhaften Gestalt entdeckt und heimlich in die Stadt geschleust. Der Weg führt durch einen geheimen Tunnel und endet in einem abgeschiedenen und verlassenen Teil der Stadt. Sofort kommt auch hier dieses kriechende Gefühl von Angst, das ich im Versteck des seltsamen Jungen verspürt hatte.
In diesem Land scheint Leichtsinn hart bestraft zu werden, denn diese Schattengestalt entpuppt sich als Mann mit gierigem, schmierigem Grinsen im Gesicht. Wie er alleine schon meinen Körper mustert... Wie er ihn mit Blicken abtastet, um die geeignete Stelle zu finden um mich heiß zu machen.
Einfach widerlich!
Bevor ich schreien, mich wehren oder ihn treten kann habe ich schon seine Faust in meinen Bauch. Mit heißen Tränen in den Augen sinke ich gekrümmt zu Boden. Er kniet sich vor mich und schiebt eine Hand in meine Hose und die andere unter mein T-Shirt. Es brennt höllischen als er seinen viel zu großen Finger in mir versenkt. Erst bleibt alles trocken doch dann reagiert mein Körper, es ist schrecklich.
Es ist eine unvergessliche Erniedrigung.
Beinahe erwarte ich schon, dass er mehr will, dass er mit einem anderen Körperteil in mich eindringen will, um den Rest meines Stolzes zu zerstören.
Er tut es nicht, zieht sich sogar ein bisschen zurück indem er aufsteht, was aber garantiert nicht an den kläglichen versuchen liegt mich zu verteidigen.
Stattdessen tritt er mich weiter und schlägt mir ins Gesicht.
Als er fertig ist betrachtet er zufrieden sein Werk: wie ein in die Ecke getriebenes Tier kauere ich mit schmerzendem Körper an der Wand. Salzige Tränenflüsse laufen mir von den Wangen aus in den Mund, während ich stumm um Hilfe schreie.
Ich blute überall.
Er hat nichts Besseres zu tun als in ein hämisches, gruseliges, kehliges Lachen auszubrechen und sich köstlich darüber zu amüsieren, wie mein jetziger Zustand ist. Ich sehe es an seinen Augen, dass es ihn herzlich wenig interessiert, wie es mir geht, er denkt eher daran doch noch weiter zu gehen, jedoch weicht dieser lustvolle Blick geschockter Angst.
Mit weit aufgerissenen Augen und riesigen Pupillen beginnt er hemmungslos zu zittern. Es ist plötzlich eisig kalt geworden, so als hätte sich die Natur meiner inneren Temperatur angepasst.
Mir scheint als wäre die Dunkelheit der Nacht heruntergefallen, um meinen Peiniger als riesigen Schatten in ihr tintenschwarzes Gewand zu tauchen.
Leises zischen ist zu vernehmen, was den schwarz gekleideten Mann dazu verleitet, ängstlich und erschreckt in das gestaltlose Nichts zu starren.
Es treibt ihn immer weiter in die Mitte, weit weg von meinem geschundenen Körper.
Das Nichts beginnt zu fauchen und zu knurren, wie ein angreifendes Tier und nimmt mehr und mehr Gestalt an. Bevor es vollendet ist beginnt es das gleiche mit dem Mann zu tun, was dieser mit mir getan hat, jedoch sind die Schläge und Tritte des Nichts härter und brutaler als die des Mannes.
Der Mann versucht zu fliehen oder um Gnade zu winseln.
Beides vergebens.
Kurz nach dem Genickbruch zerreißt der Mörder sein Opfer mit widerlicher Freude und Kraft in verschieden große Einzelteile und verwendet dafür Krallen und Reißzähne, jedoch ist es gar kein Tier, nein, es ist der Junge, an den ich die ganze Zeit denken musste. Sein Mund ist ganz verschmiert von dem Blut das er der Halsschlagader des Mannes entnommen hat.
Für mich ist dieser Anblick genauso schlimm wie der Anblick auf die vielen Leichen in seinem ehemaligen Versteck, vielleicht sogar noch etwas schlimmer, denn jetzt weiß ich was er ist, weiß was mich in diesem Haus diese kalte Angst spüren ließ.
Er sieht mich an, nimmt mich diesmal wirklich als Beute ins Visier.
Es scheint als könne ich durch seine Augen in seine Seele sehen. Darin grinst mir ein abstraktes Abbild seines Gesichts entgegen.
In dieser Fratze spiegelt sich tiefer Hass und gierige Mordlust, die ich ebenfalls in den Augen des Jungen sehen kann. Es gibt nichts Menschliches mehr in ihnen, nichts mehr das beweist, dass er doch nicht das Monster ist, für das ich ihn hielt.
Sie sind rot wie das Blut von dem er sich ernährt hat...
Der Einblick in die Dunkelheit seiner Seele, die von zäher, giftiger Schwärze eingeschlossen ist und deswegen zu ersticken scheint, verschwimmt vor meinen Augen.
Wieder wird mir alles zu viel ich werde ohnmächtig. Es geht schnell, bald fühle ich nichts mehr von dem Schmerz der sich meiner bemächtigt hat.
Langsam und beinahe bedächtig geht er auf mich zu, hebt mich auf und trägt mich aus der Stadt.
Warum der Junge hergekommen ist, ob er mich gerettet hat und was er jetzt mit mir vorhat, weiß ich nicht. Ob er mit mir das gleiche macht wie mit dem Mann?
Ich muss darauf vertrauen, dass er mir nichts tun wird.
Dass er mich jetzt noch nicht getötet hat ist doch ein gutes Zeichen oder?
Es ist mir egal.
Ich bin einfach mehr als froh darüber endlich ausgeschaltet zu sein und nichts mehr mitzubekommen.
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Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*
VampireAnfangs bin ich wie tot, ausgelaugt und geschwächt von den Kämpfen zwischen mir selbst und der Macht, die in mir haust und mich zu dem gemacht hat wer bzw. was ich jetzt bin - ein Vampir. Doch dann kam sie, meine Kerze, mein Licht in der Dunkelhei...