12. Kapitel:

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Wir stürmen in die Stadt, überwinden mühelos die Mauern, die mit lächerlichen Fallen und Zäunen ausgestattet sind, die nur den Bewohnern der Stadt Schaden zufügen.
Herrlich, diese Schreie und diese Angst, aber wir dürfen noch nicht, noch werden wir zurückgehalten, somit haben wir genügend Zeit unsere Beute ins Visier zu nehmen, um einen genauen und perfekten Angriff starten zu können.
Alles ist genauestens organisiert und geplant, das Oberhaupt hat alles im Griff und wird nie die Kontrolle über diejenigen verlieren, die irgendwann mit seinem Geist verbunden waren.
Ab jetzt wird er, auch ohne bestehende Verbindung, immer wissen wo wir uns aufhalten, aber das ist unwichtig.
Wir lauern wie Katzen auf Mäuse, das ist das einzige das jetzt zählt. Alle verharren in kniender Haltung, die Hände auf die Kante der Mauer gelegt, um möglichst kraftvoll abspringen zu können.
Die Menschen rennen sich gegenseitig über den Haufen.
Kinder schreien umso lauter, sie sind völlig verunsichert von den Ängsten ihrer Eltern. Wenn es um die eigene Sicherheit geht sind Kleinigkeiten wie Freundschaft oder Beziehung nichts mehr wert, es ist durchaus verwunderlich, dass sie immer wieder zusammen kommen und eiskalt die Bilder der heilen Welt aufrecht zu erhalten versuchen, wenn sie sich von den Angriffen zu erholen bemühen. Dass sie einander hätten sterben lassen wird schamlos verdrängt.
Bald ist es soweit.
Das Mondlicht speist uns mit Energie, schärft unseren Blick um ja nicht unser Ziel zu verfehlen.
Eine einzige leichte, beinahe unauffällige Handbewegung...
Völlig synchron landen wir auf dem Marktplatz und stürzen die Stadt in noch größeres Chaos. In Sekundenschnelle werden die Opfer erspäht und angegriffen.
Keiner kann fliehen.
Den "heftigen" Aufprall hat jeder von uns gekonnt abgefangen.
Auch ich.
Die anderen kennen die Bewohner besser als ich und wissen sofort, in wen sie ihre Zähne schlagen wollen, ich hingegen lasse mir Zeit, um alles genauestens zu scannen.
Ungehemmt stürmen die Gedanken und Gefühle der Menschen auf mich ein, mein Kopf droht zu platzen. Als das Oberhaupt das bemerkt umschirmt er meinen Geist und endlich ist alles wieder gewohnt ruhig und geordnet.
Ich kann mich selbst nicht verstehen, wie ich so dumm sein konnte mich meinem wahren Wesen zu entsagen, wie ich zulassen konnte mir das alles zu verbieten! Es ist eine EHRE in den Reihen der Untoten Neulinge zu holen und an der Seite des Oberhaupts töten zu können.
Die Schmerzen die ich im Kampf gegen mich selbst erlitten habe sind Buße für meine Weigerung, die Macht hat es immer nur gut mit mir gemeint, genauso wie meine Artgenossen, alle wollten mich nur auf den richtigen Weg lenken, schließlich habe ich mich nicht umsonst verwandeln lassen.
Der Vollmond, der Geruch nach Blut, die Verbindung mit dem Oberhaupt, das alles trägt dazu bei, dass ich selbst meine Moral unwiederbringlich zerstöre und innerlich anfange zu zersplittern und zu bersten.
Alles freiwillig.
Jetzt endlich hab ich mein Opfer gefunden: eine in einen Umhang gehüllte Person, deren Gesicht von einer überlappenden Kapuze verborgen ist. In einer einzigen Bewegung lande ich auf dessen Schultern und stoße sie somit zu Boden. Mit einem erstickten Aufschrei fällt der Vermummte und bleibt dann regungslos unter mir liegen.
Ich weiß, dass ich beobachtet werde obwohl jeder mit seinem eigenem Massaker beschäftigt ist.
Es wird zwar nicht mein erster Biss sein, jedoch warnt mich ein winziger Teil in mir, es nicht zu tun...

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt