29. Kapitel: (Unbekannt)

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Es ist still hier. Viele schlafen und erholen sich vom Angriff der Vampire. Ich brauche vor ihnen keine Angst zu haben, ich bin zu alt um für sie nützlich zu sein, trotzdem verstecke ich mich, aber keinesfalls vor den Untoten sondern vor den Lebenden. Sie fürchten und meiden mich, halten mich für absonderlich und verrückt. Vielleicht bin ich das sogar... Wenn sie wüssten..., aber keiner darf es jemals erfahren! Es ist meine Schande die niemals, NIEMALS ans Tageslicht kommen darf. Ich habe keine Angst vor möglichem Schaden, mir ist das völlig gleichgültig, trotzdem muss ich mein Geheimnis wahren.
Wie üblich sitze ich in meinem Schaukelstuhl und genieße die Mondstrahlen.

Ich bin völlig alleine, trotzdem fühle ich mich beobachtet

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Ich bin völlig alleine, trotzdem fühle ich mich beobachtet. Die Schatten haben Augen, wachsame, unheimliche Augen, die jede meiner Bewegungen verfolgen. "Ich wusste, dass ihr mir bald wieder einen Besuch abstattet.", krächzt meine alte Stimme. Tatsächlich vernehme ich ein Rauschen, sehen kann ich nichts. Mit Mühe kann ich mir ein bitteres Lachen verkneifen. Bestimmt sind sie gekommen um mich an meine Strafe zu erinnern, notwendig ist das ganz und gar nicht. Nachts träume ich davon, habe Schweißausbrüche und kann trotzt allem mutig erwachen und furchtlos meinen Alltag leben, nur nachts verlassen mich meine Kräfte.
Ich muss wahnsinnig sein Belustigung in meiner Stimme mitschwingen zu lassen als ich sage: " Wie viele seid ihr? Ihr braucht höchstens einen um mich zur Strecke zu bringen. Warum macht ihr euch überhaupt die Mühe? Habt ihr Angst davor ich könnte meinen Mund nicht halten? Los kommt raus. Oder fürchtet ihr euch vor einer armen, zerbrechlichen Frau wir mir?"
Sie sind klug, diese einen, für sich im Schatten verbergen, zusätzlich unermüdlich und vor allem geduldig.
Ein Windstoß schlägt mir ins Gesicht, eindeutig eine Warnung, beachten tue ich sie nicht. Ich schweige obwohl ich liebend gern: "Mehr habt ihr nicht drauf?!", schreien will. Ruhig schaukle ich vor und zurück, vor und zurück, vor und zurück. Genauso ruhig frage ich: " Was habt ihr eigentlich vor? Verzeiht, ich meine natürlich: Was hat das Blaue vor? Oh, ich weiß, darüber dürft ihr nicht reden, wieder ein Geheimnis, dass man nicht aussprechen darf..." Zufriedenes zischen ist zu vernehmen als ich niedergeschlagen in mich zusammen sinke. Zu viel bedeuten diese Worte und dieses zusätzliche Geheimnis, zu viel steht auf dem Spiel...
Ich kann es nicht aufhalten, es als einzige Wissende nicht verhindern, denn ich kann mich aus meinem Käfig aus Schuld nicht befreien und es wird sowieso niemanden geben der mich retten wollen würde. Nichts ist mehr wert, weder ich, noch irgendetwas oder irgendjemand sonst. Wir sind verloren.
Ich schüttle den Kopf, gehe ins Haus und lege mich ins Bett. Lass die Träume kommen, ich brauche Ruhe. Manchmal hilft mir der Schlaf sogar, doch ein andermal ist er eine heimtückische Falle die dich mit deinen schlimmsten Ängsten konfrontiert. Trotzdem braucht man ihn.
Ruhig liege ich da, zwinge meine alten Glieder zur Entspannung und lasse meine Gedanken schweifen. So viel ist passiert, so viel wird noch passieren! Und ich lebe schon so lange auf dieser Welt... Was wird wohl aus ihr werden wenn alles vorbei ist? Wenn ich Glück habe liege ich dann schon längst als Asche unter der Erde. Vieles wäre so viel einfacher und ich könnte endlich vergessen. Aber es wird dauern, sehr lange dauern, wenn überhaupt...
Mach dir nichts vor! Sei nicht so dumm! Ich werde höchstwahrscheinlich alles ertragen müssen was noch kommen mag...
Mein Atem geht stoßweise als ich endlich schlafe. Immer wieder schrecke ich auf, werde verfolgt von schauerlichen Schreckgestalten die in den Schatten auf mich lauern. Im wachen Zustand habe ich Mut bewiesen, im schlafenden bringt mich meine Angst fast um. Früher habe ich geschrien wenn es tatsächlich zu viel wurde, jetzt muss ich mich hüten. Wenn man als verrückt gilt sollte man vermeiden diesen Eindruck noch zu verstärken. Im Prinzip ist es lächerlich, jedoch habe ich wahrscheinlich in den letzten Jahren sehr dazu beigetragen, spätestens wegen meiner "Sympathie" für die Blutsauger. Ein Wunder, dass mich diese Menschen noch nicht zum Teufel gejagt haben. Sie lassen mich in meinem Schaukelstuhl sitzen und begnügen sich mit verwunderten oder hassenden Blicken. Wenn sie doch nur wüssten was passieren wird! Dann würden sie sich nicht mit diesen Kleinigkeiten beschäftigen...

Ich halte es nicht mehr aus! Heute sind die Stimmen wütend. Eindringlicher und kreischender schreien sie diese wohlbekannten, unverständlichen Wörter und Sätze. Steif sitze ich in meinem Bett und versuche mich mit schönen Erinnerungen aus der Vergangenheit zu beruhigen, doch diesmal sind sie vergiftet und machen alles nur noch schlimmer. Das Blaue scheint heute besonders zornig zu sein, wenn es mir nicht einmal Schlaf gönnt. Zischend entweicht Luft zwischen meinen zusammen gebissen Zähnen. Irgendeiner dessen hirnloser Sklaven hat anscheinend Ärger gemacht und ich bekomme es mal wieder zu spüren, als wäre es meine Schuld, denn ich bin wie mit einer Kette an das Blaue gebunden, besitze aber glücklicherweise noch vollends meinen Verstand. Viele Jahre lang war es besonders schlimm gewesen, als wäre es mein eigen Fleisch und Blut das Ärger gemacht hat, doch dann lies es nach, mein Schlaf war beinahe friedlich und jetzt fängt es von vorne an..., jedoch ist es so wie immer, es lässt schnell wieder von mir ab. Zum Glück, sonst würde ich es nicht so lange aushalten die Starke zu spielen. Resigniert schnaube ich meinen Frust in die Luft, die sich manchmal mit dem Blauen gegen mich verbündet. Im Prinzip habe ich es mehr als verdient als Spielzeug des Blauen ewig zu leiden. In den Himmel, falls es ihn überhaupt gibt, werde ich wohl nie kommen, wenn dann eher in die Hölle um im Fegefeuer meine endgültige Bestrafung entgegen zu nehmen. Es wäre eher ein Segen endlich von dieser Welt verschwinden zu können, egal ob über den Wolken oder unter der Erde. So lebe ich solange bis ich theoretisch sterben würde, aber das Blaue wird selbstverständlich nie ihr Spielzeug verlieren wollen, das heißt ich altere, sterbe aber nicht, egal wie schwach und erschöpft mein Körper auch sein mag, egal wie kraftlos und am Ende er ist. Ich werde als Sterbende weiterleben. Das Blaue ist bestialisch aber fair.
Früher hatte ich viel Angst, diese hat sich aber im Laufe der Zeit in Bitterkeit und schlechte Laune verwandelt, die ein weiterer Grund ist warum mich meine Mitmenschen fürchten und meiden. Es ist beinahe komisch wie sie erschrocken die Luft einsaugen wenn sie mir auf der Straße oder in den Gassen begegnen was leider nicht mehr so oft passiert, da sich ein Alter von 80 Jahren durchaus bemerkbar macht, trotzdem setze ich mich täglich in meinen Schaukelstuhl und genieße die momentane, angenehm warme Luft. Oh, manchmal kann ich fast vergessen, dass ich eine Verfluchte bin, denn wenn man mit geschlossenen Augen monoton hin und her schaukelt kann man für kurze Zeit allen Schicksalsschlägen entfliehen. Es ist lange her als ich tatsächlich tot unter der Erde lag, aber dieses blaue Monstrum hat mich wieder ins Leben geholt und mich in eine "besondere" Art von Vampir verwandelt, dass klassisch durch einen Biss eines "vollwertigen" vollbracht wurde. Zumindest lässt sie das alle glauben, denn wenn es anders wäre würde das bedeuten, dass sie mir höchstwahrscheinlich mein "neues Leben" eingehaucht hat und das mit anderen auch machen könnte...Theoretisch bräuchte sie ihre Anhänger gar nicht... Kann es sein, dass es sich einfach so in jede beliebige Seele einnisten kann? Wenn ja, ist es völlig egal ob man Vampir oder Mensch ist... Man würde trotzdem für sie kämpfen und sterben...
Diese logischen Gedanken werden von den üblichen, traurigen und niedergeschlagenen Gedanken in die Vergessenheit getrieben. Wie sehr habe ich mein schlagendes Herz und meinen Blut durchströmten Körper gehasst. Ich war tot! Ich war erlöst! Sonst kann ich solche Gedanken abhalten, aber heute, heute nicht. Der wohlbekannte Schmerz kommt zurück, gefolgt von Selbsthass und Schuldgefühlen. Wie konnte ich nur so dumm sein und mich auf den Pakt mit diesem blauen Teufel einlassen?! Erschöpft lege ich mein Gesicht in meine Hände und lasse die Tränen fließen. Die hässliche, stets grinsende Fratze des Blauen blitzt in meinen Gedanken auf und scheint sich köstlich über meine Schwäche zu amüsieren. "Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?!", schreie ich ohne daran zu denken, dass mich irgendjemand hören könnte. Heißer und irr lache ich kurz, jedoch ist es schnell vorüber. Ächzend und stöhnend erhebe ich mich vom Boden, auf den ich scheinbar gefallen bin, als ich diesen Anfall hatte. "Du kannst mir nichts. Nicht einmal töten kannst du mich. Ich, ich jedoch kann dich besiegen wenn du dich nicht hütest." Meine Drohung hängt in der Luft, als wäre sie an niemanden bestimmten gerichtet und doch weiß ich, dass sie am befleckten Gewand des Blauen haften geblieben ist. Ihre körperlose Anwesenheit ist mehr als deutlich zu spüren, trotzdem weiß ich, dass sie sich diesmal nicht rächen wird, irgendetwas nimmt sie wahrscheinlich zu sehr in Beschuss, als dass sie ganz anwesend sein kann um mir, wie üblich, schaden zu können. Fast hätte ich mich dazu hinreißen lassen, mich sicher oder gar stärker als sie zu fühlen, dennoch hat sie mich in der Hand und sie hat eine ganze Armee dieser Untoten. Die Menschen fürchten sich, aber trotzdem zu wenig, denn sie bekommen nur wenige von ihnen zu Gesicht, immer nur diejenigen die Beute heran schaffen sollen. Sie ahnen nicht wie viele es sind und auch nicht wie stark sie sind. Sie sind naiv wenn sie nach einem Angriff der Vampire erleichtert ausatmen...
Ich bin nicht naiv, ich kenne das Blaue schon viel zu lange um mir das erlauben zu können, trotzdem lasse ich die angehaltene Luft aus meinen Lungen strömen als ihre Anwesenheit gänzlich verpufft. Für eine alte Frau wie mich ist so etwas durchaus Kräfte zehrend, deswegen lege ich mich steif und ungelenk in mein Bett. Kurz darauf fallen mir die Augen zu.
Der Wind öffnet meine alten und brüchigen Fenster und Türen und knallt sie ungestüm zu. Kurz zucke ich zusammen, denn ich weiß, dass das eine Botschaft des Blauen ist, doch dann ertrinke ich in den peitschenden Wellen meiner Alpträume.

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt