Zurück in die Vergangenheit: (Teil 4)

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Mit einem mutigen Gefühl im Bauch geht er zu seiner Frau, die gerade die Betten ausschüttelt.
Da sie ihn nicht zu bemerken scheint beobachtet er sie wieder und spürt das vertraute Ziehen im Bauch, das er immer fühlt, wenn er sich um seine Familie sorgt.
Er weiß, dass sie zwar stabil und glücklich wirkt, trotzdem braucht es nur einen kleinen Schock, der sie wieder in die Dunkelheit zurück wirft...
Aber er muss es tun!
Mit einem Seufzer schließt er kurz die Augen, geht leise auf seine Frau zu, umarmt sie von hinten und küsst behutsam ihren Nacken.
Ein leichter Schauer läuft durch ihren Körper und er kann sich denken dass ein feines, müdes Lächeln ihre Lippen ziert.
Dann beginnt er zu sprechen:
"Ich habe eine Idee. Du weißt doch, dass es in meinem Job zurzeit sehr gut läuft..."
Ihre Muskeln spannen sich unter seinen Händen leicht an.
"Ich weiß, ich weiß. Aber ich muss es tun. Was wird die Honoration von mir denken, wenn ich mich mit diesem hohen Amt nicht in der Öffentlichkeit zeige? Mein Vorgesetzter hat mich schon mehrmals darauf angesprochen, ob ich nicht zu einer seiner Feste mit dir und dem Kleinen erscheinen möchte. Ich kann doch nicht jedes Mal absagen!"
Sie reagiert nicht.
Frustriert stöhnt er auf, obwohl von Anfang an klar war, dass sie nicht begeistert sein wird. Trotzdem muss er sie davon überzeugen!
"Ich bitte dich aus tiefstem Herzen! Willst du etwa dass ich wegen so etwas meinen Job verliere?"
Sie seufzt tief.
"Ich kann die Verzweiflung in deiner Stimme nicht ignorieren, dass weißt du. Ich werde mit dir gehen und alles mit dir durchstehen, aber willst du wirklich unseren Sohn dabeihaben?"
Wieder runzelt er die Stirn.
"Er ist mein Nachkomme und wird bestimmt eines Tages in meine Fußstapfen treten. Da muss er doch jetzt schon einen guten Eindruck hinterlassen!"
Zweifelnd hebt sie die linke Augenbraue an.
"Mit fünf soll er schon imponieren? Ist das nicht ein bisschen zu früh? Aber gut, ich werde ihn mitnehmen und gleich zur Schneiderin gehen, um ihm gute Kleidung anfertigen zu lassen. Ich akzeptiere deinen Wunsch."
Zärtlich dreht er sie zu sich herum und küsst sie auf den Mund. Trotz ihrer eher mäßigen Begeisterung erwidert sie seinen Kuss.  

Nach einer Woche ist es so weit:
Der Junge trägt einen kleinen, schicken Anzug, extra für ihn angefertigt. Die Mutter trägt schönes, altmodisches Kleid, das ihren smaragdgrünen Augen schmeichelt. Des Vaters Wahl ist auf einen zu dieser Zeit passenden Abzug mit Zylinder gefallen. Allesamt sind wahrlich prächtige Kleider.
Sie imponieren.
Trotzdem entgeht dem wohlhabendem Teil des Volkes nicht, dass die Gattin des neuen Schatzmeisters sehr kränklich und blass aussieht.
Trotz dessen Ausrede, dass sie eine schwere Geburt gehabt hätte, erweckt er das Misstrauen der anderen Gäste, denn obwohl sie vom Glanz des Geldes geblendet sind, dass in ihren prallen Taschen klimpert, spüren sie, dass von dieser Familie nichts Gutes ausgeht.
Trotz des herzlichen Empfangs des Chefs stehen die beiden Erwachsenen eher Abseits und lauschen Gesprächen, die in der prächtigen Halle umher huschen.
Und doch lernt der Sohnemann das erste Mal andere Kinder kennen, mit denen er schnell ein enges Band der Freundschaft schließt.
Ein weiterer Funken Glück...
Wird er ausreichen um das unvermeidbare Schicksal des Kleinen zum Guten zu wenden?

Seelengift *komplett fertig/wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt