Kapitel 1 ✔️

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Augenblicklich drehte sich mir der Magen um, als ich die Greystone High vor mir erblickte. Eigentlich hatte ich nie vorgehabt, vor meinen 18. Geburtstag wieder hier her zu kommen, aber es wurde Zeit ein neues Leben zu beginnen und mein Versprechen einzulösen. Immerhin hatte ich die letzten sieben Jahre allein, ohne Kontakt zu meiner Familie, in der Schweiz bei einer Gastfamilie gelebt oder im Internat. Abseits von meiner Heimat, da ich anders war und es immer noch bin.

Lykaner. Allesamt Lykaner oder, wie sie sich umgangssprachlich nannten, Werwölfe. Nur ich war kein mondanbetender übergroßer Hund, sondern ein ganz normaler Mensch. Ich stammte sogar aus einer reinen Blutlinie ab. Das bedeutet, dass meine Familie direkte Nachfahren von einem der 'Urväter' sind. Merkwürdig, aber wenn man als Mensch von klein auf mit diesem Wissen aufwuchs, hatte es schon gewisse Vorteile. Jedenfalls gab es vor abertausenden von Jahren fünf Brüder. Sie alle sind in einer Vollmondnacht auf die Welt gekommen und wurden deswegen von der (ach so tollen) Mondgöttin gesegnet. Sie schenkte ihnen die Gabe sich in einen Wolf verwandeln zu können. Wann immer sie wollten, konnten sie ihr zweites Gesicht heraufbeschwören und in einer Vollmondnacht waren ihre Fähigkeiten am stärksten. Sie konnten besser riechen und sehen, waren schneller, stärker und hatten verbesserte Reflexe. Die fünf Brüder, Claudius, Raven, Arkadien, Tariek und Paulus setzten jeweils einen Nachfahren in die Welt und schufen somit eine neue Spezies. Nach fünfhundert Jahren Lebzeit, beschlossen die Brüder, ihr Leben zu beenden und opferten sich der Mondgöttin, damit sie auf die neue Spezies acht gab. Die Brüder worden zu Sternen am Nachthimmel, um neben der Göttin über alles zu wachen.

Als kleines Mädchen habe ich diese Geschichte geliebt und war stolz darauf eine Lykanerin und eine Nachfahrin von Raven zu sein. Doch es änderte sich alles und ich prallte unsanft mit der Realität zusammen. Mit sieben Jahren kam heraus, dass ich anders war als die Mitglieder meines Rudels. Ich war anders als meine Rasse und das machte sich bemerkbar. Drei Jahre später, an meinem zehnten Geburtstag, fasste ich einen Entschluss und verließ meine Heimat in den Staaten, da ich nicht dazugehörte und sich alles falsch anfühlte. Ich war eine Fremde unter ihnen. Eine Außenseiterin, selbst in meiner Familie. Jedoch, da ich jetzt wieder hier war, kam mir meine Entscheidung zurück zu kehren schwachsinnig vor. Ich hatte sieben Jahre lang, ohne meine richtige Familie, in der Schweiz gelebt und war dort zur Schule gegangen. Ich hatte nie Heimweh gehabt, geschweige denn hatte ich meine Familie vermisst oder das Rudel. Ich konnte so sein wie ich war, ohne jedes mal daran erinnert zu werden, anders zu sein, obwohl es dort ebenfalls Lykaner gab. Aber ihnen gegenüber war es irgendwie anders. Dort fühlte ich mich zu Hause, wie sonst nirgends.

Eilig stieg ich aus dem Auto aus und nahm mir meine Tasche. Mein Herz schlug schneller und mein Puls raste. Es ist die Aufregung, auf eine neue Schule zu gehen, redete ich mir ein. Auch wenn ich wusste, dass es nicht die Nervosität darüber war, die Greystone High zu besuchen. Ich zog mir die große Kapuze meines Wollcardigans über, sodass mir meine langen lockigen Haare ins Gesicht fielen. Ich wollte nicht sofort erkannt werden, obwohl ich wusste, dass mein Verhalten unnötig war. Immerhin waren die Schüler gerade mitten im Unterricht und diejenigen, die mich vielleicht noch als kleines Kind kannten, würden wahrscheinlich nicht bemerken, wer eigentlich vor ihnen stand. Mit schnellen Schritten überquerte ich den Schülerparkplatz und steuerte direkt auf den Haupteingang des Gebäudes zu. Zaghaft öffnete ich die Flügeltür und spähte in den dahinter liegenden Gang. Zu meinem Glück war er menschenleer.

Meine Schritte waren das einzige was zu hören war. Vor einer gläsernen Tür blieb ich stehen. An der Wand daneben war ein silbernes Schild mit der Aufschrift 'Sekretariat' angebracht. Ich atmete einmal tief ein bevor ich anklopfte und eintrat. Der Raum war groß und hell. Er wirkte freundlich und beruhigend zugleich. Eine kleine ältere Dame stand hinter dem Tresen und lächelte mich warm an. „Hallo. Du musst Melania Jefferson sein." Ich nickte zustimmend. „Ich bin Misses Kings. Herzlich Willkommen auf der Greystone High. Hier sind dein Stundenplan und ein paar andere Dokumente. Deine Schulbücher sind außerdem schon alle in deinem Spint.", erklärte sie mir und ich nahm den kleinen Papierstapel dankend, mit einem kleinem Lächeln im Gesicht, entgegen. Misses Kings schien mir wirklich nett.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt