Kapitel 43 ✔️

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Es war weit nach Mitternacht als wir endlich ankamen. Dad trug meinen Koffer nach oben und ich ließ mich erschöpft ins Bett fallen. Kate und Dad verschwanden und ließen mich allein. Sie sagten zwar, dass sie mir mein Verschwinden nicht übel nahmen, aber ich merkte, wie sehr es sie verletzte. Immerhin hatten sich beide so sehr gefreut mich hier zu haben, nach all den Jahren. Ich streifte die Schuhe ab und zog die Decke über mich. Mir war es gerade ziemlich egal, ob ich mit schmutzigen Sachen im Bett lag oder nicht. Morgen würde ich einfach die Laken wechseln.
Ich wälzte mich hin und her aber nach drei Stunden war ich immer noch nicht eingeschlafen. Die Erinnerungen an die letzten Tage nagten an meinen Nerven und verhinderten jeden Versuch zur Ruhe zu kommen, was wahrscheinlich auch noch an den Schock über die Sache mit dem Hirsch und den Krähen lag. Und an der Sache mit Zarek. Ich konnte verstehen, dass er Angst davor hatte es mir zu sagen, aber trotzdem hätte er es doch sagen können. Warum hatte ich es nur so spät herausfinden müssen?

Ich hatte die macht kein Auge mehr zu bekommen und jetzt war es draußen schon wieder hell. Ich schlug die Decke zurück und stand auf.
Ich zog den Reißverschluss meines Koffers auf und kramte nach frischen Sachen zum anziehen, eher ich im Bad verschwand und erst einmal ausgiebig duschte. Ich hoffte, dass das Wasser die Sorgen um die letzten Tage weg schwemmen würde, doch es funktionierte nicht. Niedergeschlagen stieg ich aus dem Duschkabine, trocknete mich ab und zog mich an - ein luftiges schwarzes Kleid mit Spagettiträgern und einem dunkelgrünen Cardigan. Ich schlüpfte in meine dunklen Chucks und ging nach unten. Kate saß an der Theke und trank aus ihrer Kaffeetasse. Sie sah nachdenklich aus dem Fenster und bemerkte mich erst, als ich ihr einen guten Morgen wünschte. Kate sah genau so fertig aus wie ich mich fühlte.
"Morgen, Liebes.", sagte sie und schon mir eine Tasse mit Kaffe hin. Normalerweise trank ich keinen Kaffee, aber heute bräuchte ich ihn um wach zu werden. Ich nippte an der hellbraunen Flüssigkeit und verzog, etwas abgeschreckt von dem bitteren Geschmack, das Gesicht.

Wir saßen stumm da und tranken den Kaffe. Keiner von uns beiden wollte ein Gespräch anfangen, was mir Recht war. Ich war auch ziemlich froh darüber, dass weder Ashton noch Lynn hier waren, was aber nicht sonderlich überraschend war. Immerhin hatten die beiden seit über zwei Stunden schon Schule. Was mich aber wunderte war, dass Dad nicht anwesend war.
Jemand klopfte an der Haustür und ließ Kate und mich zusammenzucken. Sie stellte die Tasse auf den Tresen und lief zu der Eingangstür um sie zu öffnen und plötzlich trat Zarek ein. Kate schloss die Tür und kam wieder in die Küche, während Zarek etwas betreten auf den Boden starrte und sich durch die Haare fuhr. Ich trank den letzten Schluck Kaffe und stellte die Tasse in die Spüle.
"Mel, können wir reden?", fragte er leise und sah mich an. "Bitte?"
Ich nickte und lief an ihm vorbei und die Treppe hinauf. Der Lykaner folgte mir mit etwas Abstand nach oben.

Ich lehnte mich dem Rücken an das kühle Kopfteil des Bettes und zog die Beine an, bevor ich auf den Platz vor mir wies. Zarek zögerte und setzte sich dann mit etwas Abstand zu mir auf das Bett. Sein Blick fixierte den Boden und er wirkte etwas unschlüssig, bevor er näher zu mir rutschte. Ich wollte ihn nicht dazu drängen, mit mir zu sprechen, denn anscheinend hatte es ihn schon alleine sehr viel Mühe gekostet, hier her zu kommen. Er räusperte sich und hob dann den Blick, doch er sah mich noch immer nicht an.
"Mel, es tut mir leid.", begann er. "Ich hätte dich nie anschreien sollen und gestern, ich weiß nicht was das gestern war. Wahrscheinlich hatte ich einfach Angst." Ich blieb ruhig und spielte stattdessen etwas mit dem Saum meines Cardigan.
"Ich habe schon vor einigen Jahren nicht mehr daran geglaubt, irgendwann meine Mate zu finden oder mich zu verlieben.", gestand er und blickte mich traurig an. "Als du letzte Woche dann plötzlich hier aufgetaucht bist, gab es keinen Moment mehr, in dem ich nicht an dich denken konnte und als Lukas dich dann um ein Date gebeten hat, hätte ich ihm am liebsten in Stücke gerissen."
"Warum?"
"Du weißt es doch schon!"
"Nein, Zarek. Ich muss es von dir hören.", flüsterte ich und rutschte näher zu ihm. Sein warmer Blick traf meinen und eine Wärme, die ich vorher noch nie gespürt hatte, durchströmte meinen Körper.
"Mel, du bist meine Gefährtin. Meine Mate! Und ich ertrage es keinen Moment länger ohne dich zu sein!"

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt