Kapitel 18 ✔️

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Als die Magenkrämpfe aufhörten, spürte ich, wie kräftig mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmerte. Ich wischte mir mit dem Handrücken über den Mund und holte mir dann aus dem Auto eine Wasserflasche, un meinen Mund auszuspühlen. Der Geschmack von Erbrochenem verschwand zwar nicht ganz, war aber etwas angenehmer geworden.
Mit der Hand strich ich mir ein paar lose Haarsträhnen zurück und stieg wieder in mein Auto ein. Jetzt würde ich wirklich nach Hause fahren und auch tatsächlich aussteigen. Ich startete den Waagen und fuhr zurück.

Die Tür schloss ich mit einem leisen Klicken und legte meine Schlüssel in die kleine Schale neben der Tür. Meine Schuhe zog ich aus und stellte sie ordentlich zu den anderen paar, die dort standen. Nur waren es zu viele Schuhpaare. Ich stutzte und sah zu Kate, die in der Küche handtierte.
"Kate, haben wir Besuch?", fragte ich sie und lehnte mich an die Kücheninsel. Die Freundin meines Vaters drehte sich zu mir um und nickte. Aber sie lächelte nicht. Mit einem kleinen Nicken wies sie in Richtung Wohnzimmer und drehte mich um. Das Wohnzimmer war voller Leute. Alle Lykaner, die leise miteinander sprachen. Ich erkannte Lynn und Ash. Ebenfalls anwesend waren Lukas und seine Freunde. Doch die älteren Männer und Frauen, kannte ich nicht. Ich erkannte auch niemanden von früher wieder.
"Sie unterhalten sich so leise, damit ich nicht mithören kann, weil ich ein Mensch bin. Aber ich weiß, dass es um die Leiche geht, die gefunden wurde.", flüsterte sie mir zu und augenblicklich kam die Übelkeit zurück. Dad entdeckte mich zuerst, doch genau wie Kate, lächelte er nicht. Er war ernst und etwas blass um die Nase. Genau wie Lynn, die immer noch völlig fertig war. Mein Vater entschuldigte sich kurz und kam dann zu mir. Die anderen Lykaner drehten sich zu uns um und musterten mich kritisch. Irgendwie war das hier schlimmer, als die Aufmerksamkeit in der Schule, denn hier waren sie bei mir zu Hause. Auf engstem Raum war ich hier zusammen mit fünfzehn Lykanern und Kate. Sie musste sich auch wirklich unwohl fühlen.

"Was ist hier los?", hauchte ich leise, doch die anderen konnten mich bestimmt trotzdem hören. Dad fuhr sich über sein Gesicht und sah genau, wie Lynn, plötzlich völlig fertig aus.
"Die Leiche die ihr gefunden hat war einer aus unserem Rudel, Mel.", erklärte mir Dad, nur wusste ich das schon. "Hör zu, ich bitte dich jetzt nach oben zu gehen und erst wieder runter zu kommen, wenn Kate oder ich dich hole. Okay?"
"Dad, was ist los?", hakte ich nach. Mir war überhaupt nicht wohl, bei der ganzen Sache. Und die Art, wie Dad zu mir sprach und immer wieder über meine Schulter zu Kate sah, machte die Situation nur schlimmer.
"Es gibt da eine Sache, die geklärt werden muss. Bitte geh nach oben!"
Ich sah an ihm vorbei, in der Hoffnung keine meiner panischen Gefühle zu offenbaren, zu den anderen Lykanern. Lynn war näher an Ashton gerückt, der beschützend einen Arm um sie gelegt hatte und ihr beruhigend etwas zuflüsterte.

Lukas sah grimmig und nachdenklich aus, vermied jedoch, wie seine anderen Freunde, jeglichen Blickkontakt mit mir. Nur Zarek sah mich an nickte leicht, was ich kaum wahr nahm, nach oben. Ich schluckte. Ich griff nach meiner Tasche und ging dann auf die Treppe zu, doch ein tiefes, bedrohliches Knurren war von den älteren Lykanern und dem Alpha zu hören. Ich war eine Bedrohung für sie, doch warum wusste ich nicht. Ich bemühte mich die ersten Stufen ruhig nach oben zu gehen, doch die zweite Treppe hinauf zu meinem Zimmer, rannte ich hoch, nachdem ich die Tür verriegelt hatte. Erst als ich in meinem Zimmer stand, traute ich mich wieder zu atmen. Verdammt. Ich hatte die letzten beiden Tage in der Schule überstanden und da waren die Schüler zu neunzig Prozent Lykaner und ich hatte keine Angst. Aber das hier, war eine ganz andere Nummer. Der Alpha und wahrscheinlich die Stärksten aus dem Rudel befanden sich gerade unten im Wohnzimmer, in meinem Haus.
Panik überkam mich. Mein Herz raste und das Blut pulsierte schmerzhaft in meinen Adern. Meine Hände wurden kalt und nass und das Zimmer in mich herum, begann kleiner zu werden. Ich bemühte mich meine Atmung unter Kontrolle zu halten, damit ich nicht hyperventilierte, doch das half genau so wenig wie ein Messer bei einer Schießerei.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt