Kapitel 9 ✔️

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"Du warst schon in der Schule?", fragte Kate auf einmal erstaunt.
"Ja. Nachdem mein Flieger gelandet war bin ich zur Schule gefahren. Ich wollte nicht erst morgen die ganzen Bücher und so bekommen."
"Liebes, du musst ja völlig erschöpft sein. Hast du denn schon etwas gegessen?" Kate marschierte augenblicklich in die Küche und begann mir etwas zu essen zu machen. Ich hatte heute im Flugzeug schon etwas gegessen, was natürlich schon Stunden her war, und vorhin in der Schule. Naja, eigentlich kam ich dort noch nicht Mal dazu überhaupt von dieser Schuhsohle zu probieren, aber die Chance hätte ich gehabt. Ehe ich mich versah stellte Kate ein Sandwich vor mich hin und wünschte mir einen guten Appetit.
"Danke.", sagte ich und begann zu essen. "Kate, darf ich dich etwas fragen?"
"Natürlich. Frag einfach."
"Bist du auch Lykanerin oder ein Mensch?", wollte ich wissen.

Wenn Kate eine Lykanerin war, dann musste es bedeuten, dass sie wie Dad Mom, ihren Gefährten verloren hatte und nur mit größter Mühe hatte überleben können. Wenn Lykaner ihre Gefährten einmal fanden, war es wie ihre Lebensquelle. Dieses passende Gegenstück war nach der Markierung so wichtig und so stark mit einem selbst verbunden, dass man eigentlich ohne seinen Partner nicht mehr leben konnte. Das war ein Grund, weshalb ich froh war ein Mensch zu sein. Dad hatte damals fast den Verstand verloren als Mom starb und nur wegen meinem Bruder und mir, kämpfte mein Dad weiter. Er konnte den Gedanken, dass wir ohne Eltern aufwachsen würden, noch weniger ertragen als den Tod unserer Mom. Aber damals war etwas in ihm gestorben, wohl eher zu Grunde gegangen, was ich wohl nie nachvollziehen werden kann. Es war schrecklich Lykaner zu sehen die ihre Seelenverwandten fanden und gleichzeitig zu wissen, was ihnen bevorstand wenn sie diese wieder verlieren würden.

"Oh nein. Ich bin ein Mensch genau wie du, Mel. Und darüber bin ich sehr froh." Kate's Worte holten mich zurück in die Realität. "Du weißt ja was es bedeuten würde, wenn ich wie Ashton oder dein Vater wäre."
Ich lächelte sie traurig an.
"Schön, dass ich jemanden ohne übermenschliche Kräfte um mich habe. Vor allem da fast die gesamte Stadt aus Lykanern besteht.", gestand ich Kate und sah wie sie mich wissend anlächelte. Ich steckte mir das letzte Stückchen vom Sandwich in den Mund bevor sie den Teller nahm und in die Spülmaschine stellte. Ich stand gerade von dem Stuhl an der Kücheninsel auf, als die Haustür aufgeschlossen wurde und Dad eintrat. Sein braunes Haar war an den Seiten ergraut, aber viel hatte sich an ihm nicht geändert. Er achtete gar nicht auf uns, sondern fragte nur wem denn das Auto vor dem Haus gehören würde und zog sich die Schuhe aus. Kate und ich grinsten uns an bevor ich aufstand und zu ihm lief.
"Es ist auch schön dich wieder zu sehen, Dad." Augenblicklich riss er den Kopf zu mir herum und starrte mich ungläubig an, bevor er die Distanz zwischen und überwandt und mich in seine Arme zog. Ich schlang die Arme um seinen Körper und legte meinen Kopf auf seine Brust, sodass ich seinen Herzschlag spüren konnte.

Ich wusste, dass er weinte. Auch mir kamen kam langsam die Tränen. Dad hatte mir gefehlt und seine Umarmung fühlte sich an, als ob ich endlich wieder zu Hause war.
"Meine kleiner Stern.", flüsterte er in mein Haar und hielt mich noch etwas fester. "Oh meine Mel. Du glaubst nicht wie ich dich vermisst habe. Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet." Kate stellte sich hinter meinen Dad und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken. Nach einer Weile löste mein Dad die Umarmung und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, bevor er Kate ein glückliches Lächeln zu warf.
"Wieso hast du nicht Bescheid gegeben? Wir hätten dich doch abholen können. Und weiß Ashton schon Bescheid? Wie bist du her gekommen? Ist das Auto draußen deins?", fragte Dad ohne einmal Luft zu holen. Ich konnte es ihm bei seiner Freude über meine Rückkehr nicht verübeln.
"Ich wollte euch überraschen. Das ganze hab ich schon vor Monaten geplant und organisiert. Meine Papiere hier in den Staaten sind auf dem neusten Stand, meinen Führerschein konnte ich hier übertragen lassen und in der Schule war ich auch schon um den Papierkram zu erledigen. Und das Auto gehört mir.", erklärte ich.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt