Kapitel 56 ✔️

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Mein Bewusstsein und die damit verbundenen Schmerzen kamen so schlagartig zurück, als hätte man ein Gebäude mit einer Abrissbirne zerstört. Nur war mein Körper das Haus und die Abrissbirne die Schmerzen. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich von Innen heraus zerplatzen und an meinen Oberarmen machte sich ein brennender Schmerz bemerkbar. Ich öffnete die Augen und musste erst ein paar Mal blinzeln, damit ich mich an das helle Licht gewöhnen konnte. Jemand presste zwei Finger an mein Handgelenk, um meinen Puls zu überprüfen. Ich drehte den Kopf etwas nach links und bemerkte, dass ich in meinem Zimmer war und ein älterer Mann auf einem Stuhl neben meinen Bett saß. Er notierte etwas auf einen Zettel und blickte dann nach oben. Seine grauen Augen blickten mich freundlich, aber auch gleichzeitig voller sorge an.
"Gut, du bist wach.", sagte er und seine Stimme klang etwas zu hoch für einen Mann in seinem Alter. "Wie fühlst du dich?"
"Wa...ss..er.", krächzte ich, denn mein Hals war ausgetrocknet und krazte schmerzhaft beim Sprechen. Ich versuchte mich etwas auf zu richten, um nach dem Wasser auf dem Beistelltisch zu greifen, aber der Mann drückte mich nur wieder sanft auf die Matratze.
"Du musst liegen bleiben.", erklärte er mir und half mir dann, etwas zu trinken. "Besser?" Ich nickte.
"Wer sind sie?", fragte ich nach einer Weile und musterte den Mann.
"Ich bin Dr. Sheppard. Der Rudelarzt.", antwortete er.
"Warum kümmern sie sich um mich?"
"Weil der Alpha es so angeordnet hat.", sagte er und leuchtete mir mit einer Lampe in die Augen, um meine Pupillentätigkeit zu überprüfen.
"Sollten sie nicht lieber Lukas zusammen flicken? Wie geht es ihm überhaupt?", wollte ich wissen.
"Lukas geht es gut, er ist seit gestern wieder auf den Beinen, aber wir haben uns alle mehr Sorgen um dich gemacht.", antwortete er, doch plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne. "Melania, kannst du mir sagen welchen Tag wir haben?"
Ich sah ihn komisch an.
"Freitag? Samstag?", riet ich, aber Dr. Sheppard schüttelte nur den Kopf.
"Es ist Dienstag. Du warst vier Tage lang bewusstlos.", gestand er mir und ich viel aus allen Wolken.

Vier Tage? Vier verdammte Tage war ich bewusstlos gewesen? Wie?
Ich schlug die Bettdecke zurück und sah überall an meinen Beinen blaue Flecken und meine Arme waren verbunden. An manchen Stellen war der weiße Stoff etwas blutgetränkt.
"Mel, leg dich wieder hin. Du brauchst noch immer Ruhe!", wies mich Dr. Sheppard an, doch ich hörte nicht auf ihn. Ich stemmte mich aus dem Bett und taumelte kraftlos durch das Zimmer. Die Erinnerung lichteten sich immer mehr und ich hatte nur noch einen Gedanken. Zarek!
Ich stolperte kraftlos die Treppe nach unten und konnte schwören, dass die anderen mich früher hören konnten, als sehen. Ich taumelte die letzten Stufen zum Erdgeschoss hinunter, als Kate aus der Küche kam und das Tablett mit Gläsern fallen ließ, als sie mich sah. Die Gläser zersprangen scheppernd auf dem dunklen Holzfußboden, doch Kate kümmerte das gerade Recht wenig. Sie eilte zu mir um mich in den Arm zu nehmen.
"Mel, du bist wach.", schluchzte sie und strich mir übers Haar. "Wir haben uns alle so Sorgen um dich gemacht."
"Wo ist er?", fragte ich.
"Wohnzimmer.", sagte sie und stüzte mich, darauf bedacht, mich nicht in die Glasscherben treten zu lassen.
Im Wohnzimmer war es still und alle betrachteten mich, als wäre ich von den Toten wieder auferstanden. Wobei, genau so fühlte ich mich auch.
Ich suchte den Raum nach Zarek ab und ich fand ihn. Er saß zusammen gesunken auf dem Sofa und hatte die Hände in den Haaren vergraben. Er starrte stumm auf den Boden und ich konnte sehen, wie fertig er war.
Zarek!, flüsterte ich in Gedanken und schon ließ er die Hände sinken und drehte langsam den Kopf zu mir. Er sah völlig mitgenommen aus und in seinen Augen spiegelten sich eine Millionen Emotionen. Das Blau seiner Augen hatte an Farbe verloren, aber sein Blick hellte sich etwas auf, als er sah, dass ich es tatsächlich war.
Langsam stand er auf und Tränen traten mir in die Augen und schneller als ich die Abkürzung meines Namen hätte buchstabieren können, war er bei mir und zog mich an sich.
Ich weinte und schlang die Arme um seinen Oberkörper und als meine Beine versagten, hielt er mich nur fester an sich gedrückt.

"Mel, ich... Ich... Es tut mir so leid!", flüsterte er in mein Haar und ich fühlte, wie schlecht es ihm in den letzten Tagen ergangen war. Ich presste mich noch enger an ihn.
"Es tut mir so unendlich leid.", schluchzte er. "Ich hab erst gemerkt, dass du es warst, als es schon zu spät war. Ich hätte dich nie verletzten dürfen. Es tut mir so unendlich leid!"
Zarek, sprach ich in Gedanken, denn ich war nicht fähig, zu sprechen. Ich hatte Angst! Große Angst.
Er spannte sich an und zog mich, wenn das überhaupt noch möglich war, noch enger an sich.
"Ich war nicht ich. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich. Ich... Es tut mir leid.", presste er hervor.
Ich will das nie wieder durch machen, hörst du?, sagte ich und schniefte, doch Zarek war plötzlich verstummt und drückte mich von sich. Er sah mich geschockt an und sofort machte er wieder dicht. Sein Blick wurde kalt und er verließ das Haus so schnell wie er nur konnte und ließ mich hier zurück. Und auf einmal, fiel mir auf, was ich da eigentlich zu ihm gesagt hatte!
"Scheiße!", fluchte ich und sank auf die Knie. Ich nahm nur verschwommen war, wie Kate und Lynn mir hoch halfen und mich vorsichtig auf das Sofa setzten.
Was hatte ich nur getan?!

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Ich hoffe dieses Kapitel entschädigt euch...😶 Ich wollte euch gar nicht so sehr schocken im letzten, aber es ist einfach passiert😶...

Ups... Ich glaube das Kapitel ist mit dem Cut gerade auch nicht viel besser...😶😶😶
Ich entschuldige mich jetzt schon einmal im vorraus für womöglich auftretende Herzprobleme oder seelisches Leid...

LG Jessy 🐞🎀

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt