"Den Kurs haben wir wohl zusammen.", quiekte sie, als sie schon wieder nach meinem Arm griff und mich hinter sich her zog. Einige andere Schüler, die im Flur standen und teilweise mit ihren Schließfächern zu tun hatten, schauten uns komisch nach. Bis jetzt hatte ich mich gut gehalten. Hatte nicht so viel Aufmerksamkeit auf mich gezogen, doch damit war es nun vorbei. Ich versuchte auch gar nicht erst die Schüler anzusehen und zu schauen ob ich jemanden wiedererkannte, denn dass würde ich bestimmt nicht. Genauso wenig würden sie mich wiedererkennen. Lynn zog mich weiter, bis sie dann vor einer Doppeltür langsamer wurde und sie mit der linken Schulter aufstieß.
Ich war erstaunt, dass die Greystone High einen eigenen Theatersaal hatte. Die Bühne war leer und die roten Vorhänge waren zugezogen. Einige andere Schüler hatten sich schon auf den Sitzen für das Publikum verteilt und führten angeregte Unterhaltungen. Manche blätterten aber auch in ihren Unterlagen. Lynn, die immer noch meinen Arm umklammert hielt, zerrte mich einige Sitzreihen nach oben bis sie mich los ließ und sich in einen der Stühle fallen ließ. Ich setzte mich ebenfalls und stellte meine Tasche neben mich auf den freien Platz."Na Klasse.", stöhnte Lynn auf einmal neben mir. "Victoria klebt schon wieder an Lukas." Ich folgte ihrem Blick und sah eine kleine Gruppe von Schülern hereinkommen. Ganz vorne schmiegte sich ein blondes Mädchen eng an den Typen, der neben ihr lief. Anscheinend Victoria und Lukas. Die anderen Schüler hinter den beiden witzelten herum und schenkten den beiden keine Beachtung.
"Was ist daran so schlimm?", wollte ich wissen und sah Lynn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Was daran so schlimm ist?", flüsterte sie. "Lukas wird in einigen Tagen der neue Alpha unseres Rudels und Victoria ist nicht seine Mate!" Ich wusste nicht ganz wie ich darauf reagieren sollte, also nickte ich nur zustimmend und richtete meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Oder besser gesagt nach unten.Kurz darauf lief eine ältere Dame mit Hornbrille und Schal in den Saal. Ich musste grinsen als ich sah, wie sie versuchte ihre Unterlagen beisammen zu halten und dabei nicht über ihren riesigen Schal zu stolpern, der bis auf den Boden hing. Ich beobachte unsere Lehrerin weiter als Lynn mich mit der Schulter anstupste. "Das ist Mrs. Scott. Unsere Literatur und Theater-Lehrerin. Sie ist eine alte Lykanerdame mit dem Hang zu Dramatik und Liebeslyrik. Und lass dich von ihrem niedlichen aussehen nicht täuschen - die Frau hat es faustdick hinter den Ohren." Ich grinste noch mehr. Doch als ich etwas erwidern wollte, ertönte plötzlich die Stimme von Mrs. Scott und jeder im Raum verstummte sofort.
"Willkommen zu unserem Theaterkurs in diesem Jahr. Ich weiß, dass die Schule letzte Woche schon begonnen hat aber ich wollte euch trotzdem noch viel Glück für dieses Schuljahr wünschen."Einige Schüler bedankten sich bei der alten Dame, auch Lynn, doch ich hielt den Mund. Wenn ich richtig lag, bestand der Kurs nur aus Lykanern und ich war der einzige Mensch. Ich wurde etwas kleiner auf meinem Sitz. Ich hatte keine Angst vor den anderen, aber unsicher machte es mich schon. Misses Kings hatte mir etwas die Unsicherheit genommen, immerhin war sie auch nur ein Mensch und anscheinend hatte sie die Lykaner soweit in Griff. Ich setzte mich wieder gerade hin. Mein Verhalten war doch lächerlich. Ich wusste ganz genau wie man sich gegen Lykaner zur Wehr setzte und wenn das nichts half, hatte ich immer noch Lynn neben mir. Schon alleine weil ich Ashtons Schwester war würde sie mich beschützen.
Mrs. Scott ging gerade die Anwesenheitsliste durch, als ein lautes und nerviges Kichern von den vorderen Reihen ertönte. Als ich hin sah bemerkte ich, wie sich diese Victoria noch enger an Lukas drückte. Sie saß schon fast auf seinem Schoß.
Und ihn schien es nicht zu stören. Pahh. Wären die beiden wenigstens Gefährten gewesen, hätte ich es ja noch verstehen können, aber so wie die Dinge nunmal standen, war es einfach ekelig.
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Wolfsblut - Gefährten
Werewolf~ Weist du, wer du bist? Es ist nicht einfach als Außenseiterin aufzuwachsen. Vor allem nicht, wenn man es auch in der eigenen Familie ist. Melania ist siebzehn Jahre alt und zurück in ihrer Heimat. Doch ihr Problem: Nur wenige der Einwohner sind me...