Kapitel 35 ✔️

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Die Schüler, die sich wieder gefasst hatten, knurrten mich warnend an. Ich hatte ihren Alpha und den Zukünftigen beleidigt und jetzt im Moment war ich eine Bedrohung. Klasse! Die meisten glaubten sowieso noch immer daran, dass ich mit den Morden an Tobias und Maya zu tun hatte und mit dem, was ich gerade gesagt hatte, half ich mir selbst wenig.
"Fuck!", murmelte ich und stellte mich auf eine Standpauke von Mr. Thorne ein, die jedoch ausblieb. Stattdessen beobachtete uns interessiert. Die anderen fixierten mich weiter und knurrten, doch alle hielten sich zurück.
"Ruhe!", sagte Mr. Thorne nach einer halben Ewigkeit. "Da die Herrschaften ihre persönlichen Krepanzen nun nieder gelegt haben, würde ich jetzt gerne mit dem Unterricht fortfahren. Ms. Jefferson hat schon einen sehr wichtigen Punkt angesprochen, mit dem wir uns in diesem Stoffgebiet auseinander setzten werden."
Man sah den anderen an, dass sie sich sichtlich sträubten, mit dem Unterricht weiter zu machen, aber sie drehten sich wieder nach vorn.
Ich spürte den stechenden Blick von Lukas in meinen Rücken, doch ich blieb zusammengesunken auf meinen Stuhl sitzen. Ich hatte anscheinend das Talent, mich immer tiefer in die Scheiße herein reiten zu können...

"Ich muss Ihnen ja nicht erklären, wie Ihr Rudel aufgebaut ist. Sie alle kennen die hierarischen Strukturen. Doch wir werden intensiver mit dem obersten Glied des Rudels befassen. Dem Alpha. Wie bereits angesprochen, durch Ms. Jefferson, wird Lukas", unser Lehrern wies auf den Lykaner hinter mir. "Das Amt seines Vaters übernehmen. Warum?"
Die Frage nach dem Warum war lächerlich. Jeder wusste es. Lukas würde als Sohn des Alphas von seinem Geburtsrecht Gebrauch machen. Deswegen. Er würde ohne große Mühe einfach der neue Alpha werden, jedoch nur, wenn er nicht von jemand anderem herausgefordert werden würde. Doch das traute sich niemand. Die Familie des Alphas war normalerweise, auch die stärkste im gesamten Rudel. Normalerweise. Mir wurde gegenüber schon einige Male angedeutet, dass Zarek stärker war als Lukas und sein Vater, deswegen fragte mich, weshalb er seine Rolle als zukünftiger Beta einfach hin nahm.

Weil ich kein Alpha sein will!, wurde mir auf einmal geantwortet. Ich zuckte unmerklich zusammen. Eigentlich würde ich Zarek anschreien, sofort meinen Kopf zu verlassen, aber dieses Mal nicht. Ich wollte mich nicht schon wieder unbeliebt machen. Naja, nicht noch unbeliebter als ich es eh schon war.
Warum nicht?, fragte ich und schrieb das Tafelbild ab. Immerhin wäre es dein Recht, den Platz als Alpha zu beanspruchen. Er antwortete nicht sofort auf meine Frage.
Mit dem Amt geht ein Haufen Verantwortung einher. Es müssen Dinge entschieden werden, wo es weder richtig noch falsch oder gut und böse gibt. Außerdem steht, neben der Familie natürlich, das Rudel immer und überall an erster Stelle. Das könnte ich nicht., gab er ehrlich zu. Ich meine, würdest du denn Luna sein wollen?
Ich schüttelte den Kopf.
Nein. Ich will kein Teil von etwas sein, zu dem ich nicht gehöre. Und davon Mal ganz abgesehen, Luna zu sein bedeutet das Aushängeschild des Rudels zu sein. Die Verantwortung will ich ebenso wenig tragen, wie du die des Alphas.
Er wollte kein Alpha sein und das konnte ich auch verstehen, denn der Alpha oder die Luna zu sein, bedeutete, sein Leben vollkommen anderen zu widmen. Alles was man tat oder sagte, musste für das Wohlergehen des Rudels dienen. Ein aber gab es in dieser Hinsicht nicht.
Ich wartete darauf, dass er noch etwas sagte, doch in meinem Kopf blieb es genauso still, wie im Klassenraum momentan.

Der Gong erlöste uns und die meisten stürmten wie wilde Furien aus dem Raum. Lynn wartete geduldig, bis ich meine Sachen in die Tasche gestopft hatte und bereit war, den Raum zu verlassen. Mr. Thorne nickte mir knapp zu und widmete sich wieder den Unterlagen auf seinem Tisch.
Im Gang achtete ich nicht auf die wütenden Blicke oder bissigen Kommentaren. Selbst die Schüler, die nicht gerade mit mir zusammen Unterricht gehabt hatten, sahen mich so an. Lynn lief die ganze Zeit neben mir, bis wir plötzlich vor einer Wand aus Lykanern stehen bleiben mussten, weil sie uns den Weg versperrten.
Ganz vorne, Lukas, der nicht gerade erfreut aussah. Seine Freunde, die ihm ständig hinterher dackelten, standen hinter ihm. Nur Zarek lehnte, wie so oft schob, einfach mit verschränkten Armen an den Spinden und sah teilnahmslos zu.
"Oh oh.", machte Lynn und ich konnte sehen, wie sie den Kopf etwas einzog.
"Der Alpha soll mit dir reden. Sofort.", erklärte Lukas und klang dabei Recht kühl, was ungewohnt war, aber ich hätte nach eben nichts anderes erwartet. Aber, dass der Alpha mich jetzt gerade sehen wollte, ohne den Schutz von meiner Familie, machte mir etwas zu schaffen. Das ungute Gefühl in meiner Magengegend machte sich wieder bemerkbar und spürte, wie mein Magen selbst, am liebsten rebelliert hätte. Genau wie Freitag, als ich Tobias' Leiche gefunden hatte.
Ich nickte, ballte die Hände zu Fäusten, so, dass sich meine Nägel unangenehm in das Fleisch bohrten und folgte den Lykanern. Direkt hinein in meinen wahrgewordenen Albtraum.

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Hii🐞
Hier ist das Kapitel was ich noch versprochen hatte😁 immerhin verschlingt ihr (fühlt euch angesprochen) die Geschichte ja förmlich - da komme ich ja kaum hinterher. 🙅
Aber mit den lieben Kommentaren und den Votes fühle ich mich bestärkt, in dem, was ich schreibe. Und das motiviert 😁🎀
Das hin und her zwischen Zarek und Mel... Was soll ich da schon groß zu sagen😁

LG Jessy 🎀🌸🐞

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt