Kapitel 2 ✔️

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174. Das war die Nummer meines Spints. Kurz bevor ich das Sekretariat verlassen hatte, hatte mir Misses Kings noch einen Rat mit auf den Weg gegeben. Egal was auch passiert, zeig ihnen gegenüber niemals Schwäche, hatte sie gesagt. Wie ich vermutete war die kleine nette Dame kein Wolf. Es beruhigte mich ein wenig zu wissen, dass ich nicht alleine war. Mich nicht als einzige von den anderen hier unterschied. Gerade suchte ich meinem Spind. 174. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es ihn zu finden. Netterweise hatte mir Misses Kings auch ein Dokument bezüglich des Spints mitgegeben. Nur leider durfte ich mir nicht selbst einen Zahlencode für das Schloss überlegen. Ich gab die Zahlen ein, die ich von den Blatt Papier ablas und mit einem leisen Klicken öffnete sich die blaue Metalltür.

Ich war gerade damit beschäftigt einige Bücher in meine Tasche zu packen, als ich jemanden hinter mir spürte. Langsam drehte ich mich um und bemerkte, dass ein kleiner Abstand zwischen mir und der Person war. Ich hob den Blick und erkannte ihn. „Wer bist du?", fragte er durch zusammengebissene Zähne hindurch. Für einen Augenblick blieb mir der Atem weg. „Erkennst du mich nicht?", fragte ich. Er schüttelte leicht verwirrt den Kopf. „Ashton. Ich bin es. Deine Schwester." Augenblicklich riss er die Augen auf und stolperte etwas zurück. Es musste wie ein Schlag ins Gesicht für ihn gewesen sein, dass er mich nicht erkannt hatte. Auch nicht an meinem Geruch. Ich ließ etwas die Schultern hängen. Erwartet hatte ich zwar nicht, dass er mir um den Hals fiel oder vor Freude über meine Rückkehr durch die Gegend hüpfte, doch ich hatte immerhin noch angenommen, dass er froh wäre. „Mel, ich... Es tut mir leid.", sagte er nach einer Weile und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Es ist nur, ich hätte dich erkennen müssen, aber ich... Ach ich weiß auch nicht."

Ich legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. „Was ist los Ash?" Ich spürte das etwas nicht stimmte. Er seufzte. „Du bist zu einer wirklich unglaublich ungünstigen Zeit zurück gekommen." Jetzt war er es, der die Schultern hängen ließ. Nur verstand ich nicht was er meinte. Immerhin hatte ich damals versprochen meinen Abschluss, hier in den Staaten zu machen. Zudem war es auch nur noch ein Schuljahr. Deswegen verstand ich nicht was so falsch daran war. Abgesehen davon, dass ich es selbst als falsch ansah, aber das war etwas anderes. „Ich bin trotzdem froh dich zu sehen.", meinte er und lächelte mich zaghaft an. „Weiß Dad davon, dass du wieder hier bist?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin vom Flughafen gleich hier her gefahren." Jetzt war er es der mich fragend ansah. „Ich hatte mir vor einem Monat bei dem Autohaus am Flughafen ein Auto gekauft und bin damit heute dann her gefahren. Meine anderen Sachen werden die Woche per Übersee Express geliefert.", erklärte ich. Dann zog er mich in eine feste Umarmung.

Ein bedrohliches Knurren war hinter meinem Bruder zu vernehmen. Ich neigte den Kopf soweit, dass ich an Ash vorbei sehen konnte. Ein Mädchen mit schulterlangem, blondem Haar stand hinter ihm. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt und ihre Fingerknöchel traten schon weiß hervor. Ich erkannte, dass sich ihre Augenfarbe verdunkelte, als sie mich wütend anstarrte. Plötzlich wurde mir einiges klar. Sie war seine Gefährtin. Seine Seelenverwante. Seine zukünftige Frau. Ich schob Ashton von mir und hob beschwichtigend die Arme in die Luft. Anscheinend hatte sie das Gespräch zwischen meinem Bruder und mir nicht mitbekommen, weswegen sie mich als Bedrohung ansah. „Lynn. Alles ist gut.", flüsterte Ash und zog sie an sich. „Sie ist meine Schwester!" Sie atmete hörbar ein und erstarrte. „Du... Du bist Melania?" Ich nickte. An der Art wie sie mich ansah, merkte ich, dass Ashton ihr die Wahrheit über mich erzählt hatte.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt