"Das hat Spaß gemacht. Und wir haben noch keine Leiche gefunden.", scherzte Sam und bekam von mir einen Hieb gegen den Arm.
"Das ist nicht lustig.", meinte ich, konnte mir aber ein schwaches Lächeln nicht verkneifen.
"T'schuldige.", murmelte er. "Aber hey, wir bilden ein echt gutes Team ab. Vielleicht sollten wir öfter ein Team sein."
"Sam!", warnte ich, denn der anzügliche Ton in seiner Stimme, war klar und deutlich. "Ich werde trotzdem nicht mit dir ausgehen."
"Ach menno!", schmollte er. Der Wald lichtete sich langsam und ich merkte wie Sam etwas unruhig worde.
"Na los! Verwandle dich und sei frei!", gab ich von mir. "Die letzten hundert Meter werde ich auch alleine gehen können."
"Sicher? Dein Bruder reißt mir den Kopf ab, wenn was passiert!", warf er ein.
"Mach schon. Oder ich reiß dir den Kopf ab!", drohte ich und sah zu, wie er sich in einen roten Wolf verwandelte. Sam sah in seiner Wolfsgestalt fast aus, wie ein überdimensionaler Fuchs. Ein letztes Mal sah er mich an, bevor er Richtung Waldausgang rannte.Es waren nur noch siebzig Meter und dann wäre ich aus dem Wald heraus gewesen, doch plötzlich ließ mich ein Geräusch aufhorchen. Es war nichts erschreckendes, doch das leise Winseln ließ mich inne halten. Ich bin nach links ab und zwischen einigen Bäumen ging es etwas nach unten.
Doch am Fuß des kleinen Hügels lag ein Lykaner. Quer über den Bauch klaffte eine stark blutende Wunde. Ich fasste mich wieder und lief so schnell wie möglich zu dem Wolf. Das graue Fell war blutrot und verklebt, doch die Wunde heilte nicht, wie sie es eigentlich sollte. Ich hatte den grauen Wolf schon gesehen und wusste, dass es jemand aus dem Team von Anna war. Er sah mich winselnd an und der untragbare Schmerz in seinen Augen bescherte mir eine Gänsehaut.
"Scheiße!", stieß ich hervor und überlegte was ich machen sollte. Wer auch immer das aus meiner Klasse war, würde verbluten solange ich Hilfe holte. Also musste ich mir schnell etwas anderes überlegen."Fuck!", rief ich. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. "Fuck. Denk nach, Mel!" Der Wolf kämpfte noch immer um sein Leben, doch ich konnte nichts weiter tun, als hilflos daneben zu sitzen. Dieses Mal wäre ich also tatsächlich schuld an dem Tod eines Lykaners. Scheiße!
Ich steuerte schon wieder auf eine Panikanfall zu und dieses Mal war Zarek nicht in der Nähe, um mir zu helfen. Ich musste da alleine durch.
Ich schreckte auf als das Winseln erstarb und der graue Wolf zu meinen Füßen röchelnd nach Luft schnappt. Eine feine Blutspur lief jetzt auch noch aus seinem Mund. Ich atmete rief durch und schaltete meine Gedanken ab. Ruhig.
Plötzlich wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich zog mein T-Shirt aus und war froh, den Sport-BH an zu haben. Ich ließ mich auf die Knie fallen und presste den Stoff auf die noch immer blutende Wunde. Der Wolf heulte leise auf und ich entschuldigte mich für die Schmerzen, doch ich musste erst etwas gegen die Blutung tun.Doch das Shirt war nach wenigen Minuten blutdurchtränkt und die rote Flüssigkeit sickerte durch meine Finger. "Denk nach!", befahl ich mir. Ich wusste keinen Rat. Der Lykaner würde sterbe, weil ich unfähig war, etwas dagegen zu tun. Die Atmung des Lykaners wurde schwächer, doch solange ich das Schlagen seines Herzens noch fühlte, war es noch nicht zu spät. Vielleicht würden die anderen ja nach mir suchen kommen.
Doch weitere Minuten vergingen und niemand kam um zu helfen.
Ein Knacken weit hinter mir ließ mich aufschrecken, doch es war nichts zu sehen. Kein anderer Lykaner oder Mensch. Verdammt, wieso kam noch nicht einmal die Patrouille?
Ich presste weiter das Shirt auf die klaffende Wunde.
"Du wirst nicht sterben! Nicht hier, nicht jetzt! Ich habe weder Tobias oder Maya ermordet, aber ich will nicht an deinem Tod schuld sein. Also reiß dich zusammen.", schluchzte ich und blickte in die kraftlosen Augen des grauen Wolfes. In der hintersten Ecke meines Bewusstseins löste sich ein Gedanke, an den ich mich hoffnungsvoll klammerte und vielleicht das Leben des Lykaners rettete.
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Wolfsblut - Gefährten
Manusia Serigala~ Weist du, wer du bist? Es ist nicht einfach als Außenseiterin aufzuwachsen. Vor allem nicht, wenn man es auch in der eigenen Familie ist. Melania ist siebzehn Jahre alt und zurück in ihrer Heimat. Doch ihr Problem: Nur wenige der Einwohner sind me...