Kapitel 92

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Er war wach. Wirklich wach. Ich konnte es nicht glauben. Er war wach. Ich konnte endlich wieder in seine wunderschönen blauen Augen sehen. Wieder mit ihm reden und ihn spüren. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen, als ich ihm erzählte, dass er drei Tage lang, weggetreten war. Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Wangen und sah ihn wieder an. Er war blass und die sichtbaren Verletzungen in seinem Gesicht waren noch nicht ganz verheilt. Der Rudelarzt hatte zwar gemeint, dass das in solchen Fällen normal war, trotzdem hatte ich mit große Sorgen gemacht. Aber jetzt war Zarek endlich wieder wach und ich konnte ihm all das erzählen, von dem ich geglaubt hatte, es ihn nie erzählen werden zu können.
"Mel!", sagte er plötzlich und sein Gesicht, wenn das überhaupt noch möglich war, wurde etwas blasser. "Mel, warum kann ich meine Beine nicht bewegen? Warum hab ich kein Gefühl mehr in ihnen?" Die Panik in seiner Stimme war herzzerreisend und seine Augen weiteten sich vor Angst. Er stützte sich hoch, doch seine Beine bewegten sich nicht. Seine Atmung wurde kürzer und schneller, und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Ich senkte den Blick. Ansehen konnte ich ihn gerade nicht.
"Mel, antworte mir!", bettelte er.
"Zarek, bitte. Ich kann das nicht.", sagte ich und umklammerte die Armlehnen des Stuhls auf dem ich saß. "Es tut mir so leid."

"Mel, bitte sag mir, dass das nicht war ist!", flüsterte er und bemühte sich krampfhaft, die Beine zu bewegen.
"Doch. Dein...", ich holte Luft, denn die nächsten Worte brannten mir nicht nur wie Säure auf der Zunge, sondern zerrissen mir das Herz und sein Leben würden die nächsten Worte, die Klippe hinunter stoßen. "Dein Rückenmark in der unteren Wirbelsäule wurde, bei dem heftigen Zusammenstoß mit dem Baum, beschädigt und dabei ist auch ein Riss in der Wirbelsäule entstanden. Es tut mir so leid.", erklärte ich ihm. Pures Entsetzten stand ihn ins Gesicht geschrieben und ich sofort wünschte ich mir, dass ich es ihm nicht hätte erzählen müssen. Stoßweise ging sein Atem und er starrte stur auf seine Beine, die unter der Decke versteckt waren. Zarek schlug die Bettdecke zurück und wollte sehen, dass er die Beine wirklich nicht bewegen konnte. Ich vermochte mir überhaupt nicht vorstellen, wie es für einen Lykaner sein musste, gelähmt zu sein. Ich schluckte.
"Dr. Sheppard meinte, dass die Röntgenbild eindeutig wären. Ich hab nicht alles verstanden, was er da fachlich von sich gegeben hatte, aber das hier, hatte ich verstanden.", bemühte ich mich deutlich hervorzubringen, aber meine Stimme zitterte heftig. "Es tut mir so leid. Ich wollte nie, dass jemanden, vor allen nicht dir, etwas passiert." Ich sah ihm an, dass er versuchte die Worte und alles andere zu verstehen. Aber er konnte es nicht fassen.

"Was... Was ist passiert?", brachte er mühsam heraus. "Nach dem ich bewusstlos geworden war, meine ich."
Ich zwang mich ihm in die Augen zu sehen. Schmerz und Trauer blickten mir entgegen, aber ich begann trotzdem zu erzählen.
"Wir haben dich sofort aus dem Wald geschafft. Der Adanyi und die übrigen Rudellosen waren auf einmal verschwunden, also haben wir uns nur um dich gekümmert. Dein Herz hat geschlagen, aber ich hab gespürt, dass du nicht da bist. Wir haben dich sofort zu Dr. Sheppard gebracht und der hat alle möglichen Untersuchungen mit dir gemacht, bis er uns mitgeteilt hat, dass du eine Verletzung an der Wirbelsäule hast und deswegen, nicht mehr laufen werden kannst.", meine Stimme wieder immer heiser und unverständlich, aber ich sprach weiter. "Wir haben die wieder hier ins Haus gebracht, und gestern hast du dich von selbst zurück in einen Menschen verwandelt. Aber du warst nicht geheilt. Zarek, ich... Tut mir leid, dass du wegen mir jetzt nicht mehr laufen können wirst." Ich konnte es nicht. Konnte ihm nicht in die Augen sehen, nicht nachdem er wegen mir verletzt worden war und für immer im Rollstuhl sitzen würde. Er spannte den Kiefer an.
"Ich werde nie wieder laufen können.", sagte er mehr zu sich selbst, als das er mit mir sprach. "Mel, Gib dir keine Schuld. Ich wusste auf was ich mich einlasse, als ich dir gesagt habe, dass wir das zusammen durchstehen werden." Wie konnte er mir denn nicht die Schuld daran geben? Wegen mir war das alles doch passiert!
"Wenn du gehen willst Mel, werde ich dich nicht aufhalten. Ich könnte es nicht einmal mehr.", sprach er plötzlich und sah mich ernst an.
"Was?", fragte ich. "Was meinst du damit, ich solle gehen?"
"Ich kann nicht verlangen, dass du bei mir bleibst und dich mit mir abmühst. Ich kann meine Versprechen, dir gegenüber, nicht länger erfüllen. Ich wäre dir nicht einmal böse dafür!", sagte er und richtete den Blick dann wieder auf seine gelähmten Beine. "Ein Lykaner, der gelähmt ist und an den Rollstuhl gekettet ist, ist ein Gebrochener Lykanern." Seine Worte, die er vor Tagen an mich gerichtet hatte, als er mir den schmerzhaftesten Teil seiner Vergangenheit offenbart hatte.
"Nein! Ich werde nicht gehen und dich alleine lassen. Und weißt du warum?", fragte ich und sprach gleich weiter. "Weil du gesagt hast, dass wir das zusammen durchstehen. Alles! Also auch das hier! Und ich werde dich nicht verlassen, Wil ich es schlicht weg nicht kann!"
"Warum, Mel? Warum?"
"Weil ich dich liebe, Zarek Black!"
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So, das nächste Kapitel😂😎❤
Und ich hoffe, dass dieses Kapitel klärt, warun Zarek nicht aufwachen konnte und so...

Aber jetzt zu dem wichtigeren Sachen😂❤😎
Ich kann euch endlich sagen, wie der Titel des zweiten Bandes lauten wird🙅😂

Wolfsblut - Adanyi 🙈❤
(Sehr einfallsreich - ich weiß 😂)
Und bald wird auch schon die Zusammenfassung dazu kommen, also behaltet eure Benachrichtigungen mal in den nächsten Tagen im Blick 😎

LG Jessy 🐞🎀

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt