Kapitel 3 ✔️

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„Mel, das ist Lynn O'Hara. Meine Mate.", stellte er sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht vor. Lynn schien die Situation sichtlich peinlich zu sein, denn sie wurde rot wie eine Tomate. Die beiden waren wirklich süß zusammen. „Dann also herzlich Willkommen in der Familie, Lynn.", sagte ich und umarmte sie. Die Gefährtin meines Bruders erwiderte meine Geste und flüsterte mir ein Dankeschön ins Ohr. Das Läuten der Schulklingel unterbrach die angenehme, wenn auch etwas merkwürdige Stille zwischen uns drei. Die ersten Türen der Klassenräume öffneten sich und die Schüler strömten in Schwärmen auf den Flur hinaus. Einige bemerkten mich und musterten mich aufmerksam. Andere wiederum ignorierten mich. Ashton zog Lynn und mich an die Seite, damit wir nicht umgerannt würden. Immer musste er den Beschützer heraus hängen lassen. Bei diesem Gedanken schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Langsam merkte ich, dass ich doch einiges vermisst hatte. Wenn auch nicht so sehr. Aber es waren Kleinigkeiten, wie die fürsorgliche Seite meines Bruders.

„Wie wäre es, wenn wir uns beim Mittagessen weiter unterhalten?", wollte Lynn wissen. Ich nickte zustimmend und ließ mich von ihr, am Arm, in Richtung Speisesaal zerren. Hier und da rempelte ich einige Schüler an, doch es kümmerte mich nicht. Zum Glück lief ich zwischen Lynn und meinem Bruder, sodass ich größtenteils, von vorne und hinten, vor den neugierigen Blicken einiger Schüler geschütz war. Ich war mir sicher, dass mich hier niemand erkannte. Immerhin war ich sieben Jahre lang weg gewesen.
Die Flure füllten sich immer schneller und der Lärmpegel stieg auch unangenehm an. Bei den Wortfetzen die zu mir durchdrangen, musste ich mit den Augen rollen. Bei den Jungs ging es nur um Sport, Mädchen oder die neusten Videospiele. Bei den Mädchen war es fast das gleiche. Jungs, shoppen und die aktuellsten Skandale in der Welt der Promis. Viel zu klischeehaft!, dachte ich und konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

Der Speisesaal war überraschend leer. Die wenigen Schüler hier, widmeten sich ihrem essen oder unterhielten sich leise. Die geringe Anzahl an Schülern hier drinnen, schrieb ich dem sonnigen Wetter draußen zu. Ich war andere Temperaturen gewöhnt, weswegen ich auch mit einem Wollcardigan durch die Gegend lief. Lynn griff nach meiner Hand und zog mich zu einem Tisch in eine der hintersten Ecken des Saals und wies mich an mich zu setzen. Von unserem Platz aus konnte man gut den gesamten Raum überblicken und man hatte einen schönen Ausblick auf den grünen Schulhof. Plötzlich bemerkte ich, dass mein Bruder nicht mehr hinter mir war. Meine Augen überflogen die Gesichter im Raum, doch ich sah Ashton nirgends.
„Wo ist Ash?", fragte ich Lynn die gerade an ihrem Handy herum tippte. „Ach der holt uns was zum essen. Immer voll der Gentleman." Ich fragte mich ob die blonde Schönheit neben mir überhaupt bemerkte, dass sie jedes Mal errötete wenn sie von meinem Bruder sprach.

„Mel, ich hab dir auch was zum essen mitgebracht.", sagte Ashton und stellte ein vollbeladenes Tablett vor mir ab. Ich lächelte kurz als Antwort und griff nach der Gabel. Kritisch musterte ich das Stück Pizza. Ich hatte seit Stunden schon nichts ordentliches gegessen und die Snacks die man im Flugzeug bekam, konnte man ja gleich vergessen. "Es schmeckt besser als es aussieht.", meinte Lynn beiläufig als sie meinen Gesichtsausdruck sah. Ungläubig sah ich zu ihr herüber. „Es sieht aus wie 'ne Schuhsohle und schmeckt auch so!" Erschrocken sprang ich von meinem Platz auf. Nur leider knallte mein Stuhl mit voller Wucht auf den Boden auf. In Sekundenschnelle hatten die anderen Schüler ihre Tätigkeiten unterbrochen und beobachteten uns auf einmal. Ich hob den Stuhl auf und setzte mich wieder, bevor ich der Person, die mich so hinterlistig erschrocken hatte, einen tötlichen Blick zuwarf.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt