Kapitel 19 ✔️

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Das Zimmer und mich herum wurde immer kleiner und begann sich zu drehen. Hitze überflutete meinen Körper und Schweiß bildete sich auf meiner Haut. Meine Atmung wurde immer flacher und schneller und ich fühlte mich so, als würde ich ertrinken.
Beruhige dich, forderte die Stimme in meinem Kopf. Jetzt hatte ich nicht nur eine Panikattacke, sondern wurde auch noch irre. Du wirst nicht irre. Aber wenn du dich nicht sofort beruhigst, wirst du bewusstlos, mahnte die Stimme. Ich versuchte dich schon mich zu beruhigen, aber das klappte nicht. Verdammt war mir warm.
Ich schwankte auf dem Weg zum Badezimmer. Die Wände kamen immer näher und ich kochte schon fast in meinen dünnen Sportklamotten. Nur mit Mühe bekam ich den Wasserhahn aufgedreht. Meine Hände zitterten und ich brauchte drei Anläufe, bis ich mir endlich etwas Wasser ins Gesicht schöpfen konnte. Gut so, sagte die Stimme in meinem Kopf.
Mein Herz hämmerte noch immer kräftig gegen meinen Brustkorb und ich rang weiter nach Luft. Wenigstens war mir nicht mehr so warm. Die Stimme in meinem Kopf versuchte weiter mich zu beruhigen, doch es half nichts. Doch dann spürte ich es. Eine Welle überflutete meinen Körper und beruhigte mich. Ich hatte schon heute gegenüber Mr Thorne Gefühle gespürt, die nicht meine eigenen waren, aber dieses Mal empfing ich es mit offenen Armen. Mein Herzschlag beruhigte sich langsam und ich bekam auch endlich wieder Luft.

Wie viele Stunden seit meiner Panikattacke vergangen waren, wusste ich nicht. Vielleicht eine oder zwei, doch als ich aus dem Fenster sah, war es draußen schon dunkel geworden. Ich ließ mich wieder kraftlos ins Bett fallen und starrte an die Decke. Eindeutig war der Tag heute zu viel gewesen. Ich hatte herausgefunden, dass irgendjemand in meinem Kopf eindringen und meine Gefühle kontrollieren konnte. Dann hatte ich die Leiche eines jungen Lykaners gefunden, der zweigeteilt worden war und dann war ich nach Hause gekommen, wo schon der halbe Clan der Stadt auf mich gewartet hatte, weil ich anscheinend eine Bedrohung darstellte, und wurde in mein Zimmer 'gesperrt'. Und die Panikattacke nicht zu vergessen.
Deshalb war ich gerade froh darüber, nichts fühlen zu können. Ich existierte gerade einmal und das reichte mir im Moment. Erst ein leises Klopfen und dann die Stimme von Kate, die mich bat nach unten zu kommen, holten mich in die Realität zurück.

Als ich ins Wohnzimmer kam, atmete ich erst einmal erleichtert aus. Die anderen Lykaner waren weg. Dad hielt Kate im Arm, die extrem blass aussah und mit den Tränen zu kämpfen hatte. Aber auch Dad sah völlig fertig aus und fuhr sich verzweifelt durch die Haare, bevor er auf den Sessel neben dem Kamin zeigte.
"Setzt dich bitte." Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern. Ich schluckte hart bevor ich mich setzte. Ich war extrem nervös und wartete darauf, dass mich ein neuer Panikanfall überkam. Doch ich zitterte nur.
"Weshalb war der Alpha und die anderen hier?", fragte ich und sah die beiden an. Lynn und Ashton schienen auch verschwunden zu sein.
"Es ging um Tobias. Lynn und du habt ihn vorhin in der Schule gefunden.", begann er. "Die Sache ist die, du warst seit Jahren nicht mehr hier und naja, einige denken, weil du auch heute in der Schule meintest zu einem anderen Rudel zu gehören, da..."
Ich spürte wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. Obwohl mein Dad so wirr sprach, wusste ich, weswegen die anderen hier gewesen waren.

"Das ist ein Scherz.", sagte ich. "Die denken doch wohl nicht, dass ich - ausgerechnet ich, dazu in der Lage wäre? Ich bitte euch, dass können die doch nicht glauben, oder?"
"Mel, Liebes.", versuchte Kate mich zu beruhigen. "Keiner unterstellt dir, dass du diesen Jungen umgebracht hast, aber die ganze Sache hat alle alarmiert."
"Pahh.", stieß ich aus. "Weswegen waren sie denn dann hier, wenn nicht deswegen? Ja okay, zu behaupten ich würde einen anderen Rudel angehören war dezent bescheuert von mir, aber deswegen können die doch nicht gleich denken, dass ich einfach so Lykaner abschlachte!"
"Doch Mel, genau deswegen glauben sie es.", erwiderte mein Vater. "Jemand aus einem anderen Rudel - mal ganz davon abgesehen, dass du keinem anderen Clan angehörst, ist schon alarmierend. Doch dazu eine zerstückelte Leiche von einem aus unserem Rudel, macht das Bild des Grauens doch nur noch besser."
Das musste alles doch ein verdammt beschissener Scherz sein. Jetzt war ich nicht nur die Neue, sondern auch noch eine (potentielle) Mörderin.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt