Kapitel 23 ✔️

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"Zarek, geh aus dem Weg!", befahl einer der Lykaner, die ich Freitag schon einmal gesehen hatte. Der Mann mit den kurz geschorenen Haaren fixierte mich mit seinen glühenden gelben Augen. Zarek der sich blitzartig vor mich gestellt hatte, knurrte nun leicht. Deswegen war er hier gewesen. Er wollte mich darauf vorbereiten, was passieren würde.
"Der Alpha hat Anordnungen gegeben, denen du dich dieses Mal nicht widersetzen kannst.", sagte ein anderer und versuchte auf diplomatische Weise, Zarek umzustimmen.
"Sie hat Malia nicht umgebracht!", versuchte Zarek mich zu verteidigen.
Ich fühlte mich, als hätte mein Geist meinen Körper verlassen, und würde die ganze Situation nun von außen beobachten. Wo war ich nur hineingeraten?
"Zarek!", knurrten alle Lykaner nun warnend. Ich fühlte mich in die Enge getrieben. Wäre ich doch nur nicht nach Hause gefahren!

Hör mir zu ohne gleich auszuflippen, okay?, hallte es in meinem Kopf. Bleib ruhig und egal was passiert, Bewegung dich nicht.
Ich stieß meinen angehaltenen Atem aus, was Zarek als Zustimmung sah. Er war es, der in meinen Kopf eindrang, doch gerade war mir das egal. Ich stand fünf erwachsenen und wahrscheinlich sehr starken Lykanern gegenüber und hatte die größte Mühe, nicht einfach schreiend aus dem Fenster zu springen.
"Zarek, sei doch vernünftig!", meinte einer der Lykaner wieder. "Geh aus dem Weg!"
"Nein!"
Wieder waren schnelle und heftige Schritte auf der Treppe zu hören. Niemand drehte sich um, bis mein Dad plötzlich neben Zarek stand und die Eindringlinge anknurrte. Ashton und Lynn waren ebenfalls da.
"Der Alpha soll gefälligst selbst hier her kommen, wenn er etwas von meiner Tochter will! Und wenn einer von euch noch einmal in mein Haus eindringt, reiß ich ihm die Kehle auf. Haben wir uns da verstanden?", sprach Dad und fixierte dann den Lykaner mit den kurz geschorenen Haaren. "Craig, richte dem Alpha aus, dass er selbst her kommen soll und ich Melania sicherlich nicht einfach mit euch mitgehen lasse!"

Craig knurrte und drohte dann, dass der Alpha stinksauer werden wird, doch er und die anderen verschwanden zum Glück. Die anderen stießen sichtlich erleichtert die Luft aus und drehten sich dann zu mir. Ich starrte noch immer wie in Trance auf die Stelle, wo die anderen gerade noch gestanden hatten und war nicht ansprechbar. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und mein Kopf dröhnte. Ein hohes Fiepsen erklang in meinen Ohren, bis die Stimme meines Dad's endlich zu mir durchdrang.
"Mel, hey! Sprich mit mir. Alles in Ordnung? Haben sie dir was getan?" Ich war unfähig zu antworten und ließ mich einfach schlaff in eine Umarmung ziehen. Ashton nahm Lynn, die aufgelöst schien, ebenfalls in den Arm. Über Dad's Schulter hinweg suchte ich den Blick von Zarek und als seine blauen Augen auf meine trafen, lag in ihnen zum ersten Mal ein Gefühl. Besorgnis!
Danke!, formte ich mit den Lippen und sah, wie er leicht nickte. Dad löste die Umarmung und drehte sich zu ihm um.
"Danke, dass du Mel verteidigt hast. Dafür stehe ich in deiner Schuld.", sprach mein Vater und senkte kurz den Blick. Zarek zuckte nur mit den Schultern, als wenn nichts gewesen wäre und verließ dann das Haus.

Es war abends als Kate wieder kam und sofort nach mir sah. Sie setzte sich zu mir aufs Bett und nahm mich in den Arm.
"Wie fühlst du dich?", fragte sie leise und strich mir übers Haar.
"Hilflos!", hauchte ich und rückte etwas näher an sie. Mum fehlte mir, weswegen ich Kate so unendlich dankbar war, dass sie nun hier war. Sie kannte mich erst ein paar Tage, aber sie hatte mich so akzeptiert wie ich war und ich fand, dass sie ein wunderbarer Ersatz für meine Mum war. Ich konnte mich kaum noch an sie erinnern, aber ich würde nie vergessen, dass sie mich, genau wie Kate es jetzt tat, immer in den Arm genommen hatte, wenn es mir schlecht ging.
"Das wird wieder, Liebes.", versuchte sie mich aufzumuntern. "Du darfst bloß nicht die Hoffnung verlieren."
"Warum passiert das alles und warum ausgerechnet jetzt?", sprach ich die Frage aus, die mich seit Stunden beschäftigte.
"Ich wünschte, ich wüsste es.", gab sie ehrlich zu und man konnte den Schmerz aus ihrer Stimme heraushören.
Kate hielt mich so lange im Arm, bis ich langsam müde wurde und endlich einschlief.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt