Kapitel 54 ✔️

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Wir versammelten uns wieder auf dem Footballfeld und warteten darauf, dass der Coach endlich auftauchte. Doch leider war er dieses Mal nicht allein.
"Was macht der Alpha hier?", raunten einige Schüler. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, denn ich war der Grund, warum der Alpha hier (mal wieder) aufkreuzte. Lukas und seine Gang liefen ihn entgegen, Zarek trat jedoch angespannt neben mich.
"Was will er hier?", flüsterte ich so leise, dass man hätte meinen können, dass ich überhaupt nicht sprach. Aber Zarek beugte sich etwas zu mir herunter und antwortete.
"Keine Ahnung. Lukas hat vorhin nichts gesagt und seit gestern Morgen war ich die ganze Zeit bei dir."
Ich nickte und ließ den Alpha dabei kein einziges Mal aus den Augen. Doch als er mich plötzlich mit seinen kalten Augen anblickte, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter und ich bekam eine unangenehme Gänsehaut. Als der Coach mich dann auch noch zu sich, war es mit meiner antrainierten Kontrolle zu Ende. Ich wurde nervös, aber zum Glück brach nicht schon wieder eine Panikattacke über mich ein. Ich atmete kurz tief ein, bevor ich mich durch die Schulergruppe zwängte und zum Alpha ging, der nicht gerade glücklich aussah. Doch ich beruhigte mich etwas, als ich bemerkte, wie Zarek mir folgte. Anscheinend nahmen die anderen an, er würde mich nur begleitete, damit ich nicht weglief, doch ich wusste es besser.
Bleib ruhig, ich bin bei dir, sagte Zarek zu mir, doch dieses Mal beruhigte es mich nicht im geringsten.

"Melania Jefferson.", knurrte der Alpha, als ich, mit etwas Abstand, vor ihn stehen blieb. "Ich dachte wir hätten geklärt, dass du unser Territorium verlässt!" Ich bemühte mich ihn ausdruckslos anzusehen.
"Pläne ändern sich.", antwortete ich und ich musste mich zusammen reißen, nicht zu Zarek zu schielen.
"Du hast mich sogar angefleht, dich am Leben zu lassen, weil du sowieso vor hattest nicht länger hier zu bleiben, also solltest du mir lieber ganz schnell erklären, warum du noch immer hier bist!", knurrte der Alpha mich an.
"Ihr solltet vielleicht noch einmal ganz genau überlegen, was ich gesagt hatte.", warf ich ein. "Ich habe gesagt, dass ich verschwinden will, ja aber ich habe auch gesagt, dass ich dank euch endlich nach Hause kann. Nur habe ich euch gegenüber nie gesagt, wo mein zu Hause ist!"
Keiner der Lykaner, die vor zwei Tagen dabei gewesen waren, sagte etwas, denn sie wussten, dass ich Recht hatte. Ich hatte zwar dem Alpha gegenüber nie gesagt, dass mein wirkliches Zuhause in der Schweiz war, aber in Gedanken hatte ich es hinzugefügt, was jetzt mein Glück war. Der Alpha schnaubte.
"Du bleibst weiter auf meinem Territorium, dann wirst du gefälligst auch meine Regeln befolgen und mir gehorchen.", blaffte er mich an. Doch ich wischte mir nur demonstrativ über mein Gesicht, um ihm damit zu zeigen, dass er eine feuchte Aussprache hatte.
"Ich sage es ein letztes Mal, ich gehöre eurem Rudel nicht an und werde mich deswegen auch nicht euch unterwerfen, wie eure kleinen Schoßhunde hinter euch. Ich werde keine Probleme machen, solange ihr mich in Ruhe lasst. Ich erfülle meinen Teil der Abmachung, wenn ihr eure erfüllt. Das gilt auch für euren Sohn!", sagte ich und meine Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
"Du machst keine Probleme, solange wir dich in Ruhe lassen mit unserer Rudelphilosophie?", fragte der Beta und ich nickte.
"Na schön, aber sobald du irgendetwas anstellst, musst du dich den Konsequenzen stellen, die unser Rudel für bestimmte Vergehen vorsieht.", bestimmte der Alpha und wieder nickte ich. Es war sehr dünnes Eis, auf dem ich mich bewegte, aber es hielt stand.

"Dann sei es so!", knurrte er und ging davon. Ich atmete aus und die Anspannung von eben, fiel von mir ab, wie die Blätter von den Bäumen im Herbst.
"Ich weiß echt nicht ob du verrückt bist oder einfach nur lebensmüde.", brummte Zarek und schüttelte dabei den Kopf.
"Etwas von beidem.", antwortete ich und sah dem Alpha und seinen Leuten hinterher. "Irgendwann wird mich das nur den Kopf kosten."
"Da hast du Recht.", stimmte er mir zu. "Pass aber auf dich auf, Mel."
Ich nickte nur, da Lukas auf uns zu kam und er uns nicht zuhören sollte, was mach längerem Überlegen vielleicht doch recht sinnfrei war. Immerhin hatte er das Gehör eines Lykaners, das acht Mal besser funktionierte als bei Menschen.
"Macht ihr jetzt einen auf beste Freunde?", wollte der zukünftige Alpha wissen. "Zarek, du solltest sowieso aufpassen! Mein Dad ist noch immer sauer wegen deiner letzten Aktion!" Zarek betrachtete ihn nur mit ausdrucksloser Mine und zuckte dann mit den Schultern, als wären ihm die Konsequenzen egal.
"Was läuft hier eigentlich zwischen euch beiden?", hakte er weiter nach und ich überließ es dem Lykaner neben mir, darauf zu antworten.
"Lukas, komm mal wieder runter.", sagte er jedoch nur.
"Stehst du jetzt auf ihrer Seite?", fragte Lukas und zeigte auf mich. "Vögelst du sie etwa? Ist das der Grund, warum du an ihrem Rock hängst?" Oh oh, gleich würde es hier ganz schnell hässlich werden. Ich packte Zarek, der sich kaum noch unter Kontrolle hatte, am Arm um ihn zu beruhigen. Lukas legte es wirklich darauf an, ihn zur Weißglut zu bringen.
"Zarek, lass es einfach!", sagte ich und wollte ihn von seinem Freund wegziehen, doch er bewegte sich keinen Millimeter. Seine Augen verdunkelten sich und ein tödlicher Glanz legte sich über sie und als er sprach, klang seine Stimme alles andere als menschlich.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt