Kapitel 88

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Der Alpha riss den Kopf herum und verwandelte sich innerhalb eines Wimpernschlags, zu einem riesigen Wolf. Irgendjemand zog mich nach hinten. Weg von dem Wald. Weg von den Rudellosen. Weg von dem Adanyi. Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich wusste - er war da! Versteckt hinter der Armee aus Rudellosen, sicher in der Dunkelheit. Ich hörte wie Zarek meinen Namen rief, aber an alles was ich dachte, war der Adanyi. Hier würde sein grausames Spiel mit uns seinen Höhepunkt finden, denn ich war genau in seine Falle getappt!
Die Lykaner verwandelten sich und ein Blick über die Schulter verriet mir, dass die Rudellosen aus dem Wald geprescht kamen. Zähne wurden gefletscht und lautes Knurren ertönte vom Alpha. Das Zeichen zum Angriff. Wer auch immer mich weiter schleppte, machte keinen Halt. Ich wurde blindlinks durch die Menge gezogen und immer wieder rief Zarek irgendwo meinen Namen, aber ich war zu sehr damit beschäftigt zuzusehen, wie die erste Front Lykaner auf die Rudellosen stürzte. Reißzähne gruben sich in Fleisch, krallen rissen Wunden in die Leiber. Immer mehr Rudellose brachen aus der Dunkelheit hervor. Sie sprangen über die erste Front von kämpfenden Lykanern hinweg und hinein in die Menge. Wolfskörper wurden zu Boden gerissen, Zähne wurden gefletscht, doch plötzlich wurde auch ich zu Boden gerissen. Ein lebloser Körper eines Rudellosen lag keine fünf Zentimeter von mir entfernt, als ich auf blickte. Aber ich hatte keine Zeit zu schreien, denn ich wurde wieder auf die Beine gezogen, doch weit kamen wir nicht. Ein Rudelloser kam aus dem Nichts auf mich zugehechtet, doch noch während er sich in der Luft befand, wurde er von einem anderen Wolf zu Boden gerissen, der sofort seine Zähne in die Kehle des Rudellosen grub.

Ich drehte mich um selbst, um einen Weg aus der kämpfenden Masse heraus zu finden, aber ich war eingekesselt. Ich presste die Hände auf die Ohren, um die fürchterlichen Geräusche zu unterdrücken, aber das Rauschen in meinen Ohren machte es unerträglich. Wieder packte mich jemand am Arm und ich sah in strahlend blaue Augen. Zarek!
"Mel, wir müssen hier weg!", schrie er, doch es gab keinen Weg heraus. Das Zittern in meinem Körper würde heftiger und je mehr Rudellose von unserer Seite getötet worden, desto mehr preschten aus dem Wald hervor. Kaden und die anderen stießen zu uns und hielten uns den Weg frei, doch Rudellose, die mich fixierten, rannten auf uns zu. Sie waren wie rasende Schatten des Todes und setzten zum Sprung an, doch die Zwillinge verwandelten sich in Wölfe und rissen sie zu Boden. Zarek zerrte mich weiter und ich sah Ashton mit einem Ausgestoßenen kämpfen, doch plötzlich wurde mein Bruder durch die Luft geschleudert. Direkt auf uns zu. Zarek versuchte noch Ashton aufzufangen, aber ich wurde trotzdem brutal von ihm ungerissen. Ich merkte wie meine Arme aufschürften und wie mein Kopf auf den Boden knallte. Ich verlor die Orientierung und für einen Moment war alles schwarz, bis das Dröhnen in meinem Kopf einsetzte. Kämpfende Lykaner landeten neben mir. Ich versuchte mich aufzurappeln, aber es funktionierte nicht. Die Schmerzen in meinem Kopf waren zu stark. Jemand griff mir unter die Arme und trug mich halb über das Schlachtfeld.
"Zarek?", fragte ich und bekam seinen Namen kaum heraus.
"Dein Gefährte ist direkt hinter uns.", antwortete eine Frau. Ich drehte den Kopf ein Stück und sah, dass es Lya war. Zarek und Lee rannten hinter uns gerade und hielten in Wolfsgestalt andere davon ab und zu nahe zu kommen.

Wir hatten es fast durch die Masse geschafft, als sich alles in meinem Körper krampfhaft zusammenzog. Ich fiel auf die Knie und schrie vor Schmerz. Zarek und Lya versuchten mich wieder hochzuheben, aber der Schmerz wurde immer schlimmer und dann spürte ich es. Es war ein so winziges Gefühl in meinem Kopf, das sich es fast nicht bemerkte, aber es war da. Der Adanyi war in meinem Kopf und griff nach meinem Geist!
Ich schrie und wehrte mich dagegen, so gut ich konnte. Aber es hielt mich an Ort und Stelle. Es zwang mich zuzusehen. Zuzusehen, wie unsere Lykaner abgeschlachtet wurden. Es trieb noch immer seine perversen Spielchen mit mir. Die Rudellosen waren nun im Blutrausch und töteten unsere Leute, als wären sie kein Hindernis. Blut ergoss sich auf den Rasen, der nur noch an einzelnen Stellen als solcher zu erkennen war. Der Adanyi zwang mich zuzusehen und sandte mir Bilder aus den vergangenen Wochen. Wie er mir gefolgt war, wie er Tobias, Maya, Mr. Colone und Sam abgeschlachtet hatte. Wie er in die Köpfe der Tiere gedrungen war und sich an ihrem schutzlosen Geist labte, bis er sie in den Selbstmord trieb. Doch das schlimmste an diesen Bildern war, dass er immer dabei gewesen war. Als ich Tobias fand, als der Hirsch in meinen Wagen rannte, wie die Tiere sich selbst hinrichten, während wir uns unter der Tribüne versteckt hatten. Überall hatte er uns, mich, beobachtet. Ich wand mich und schrie, wollte die Bilder vertreiben, konnte aber nichts dagegen tun. Er hatte die Kontrolle über meinen Geist. Er zwang mich hinzusehen. Zu dem Wald, zu ihm. Und plötzlich... brach die absolute Hölle aus.
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Entschuldigt bitte, wenn ich relativ spät erst auf eure Nachrichten antworte. Wattpad hat gerade seine Macke und zeigt mir die Benachrichtigungen zu spät an. 😡

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt