Kapitel 65 ✔️

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Mittwoch. Der Mittwoch war bei mir fast genau so verhasst, wie der Montag. Montag, war halt Montag und Mittwoch, war die Mitte der Schulwoche. Man wusste, dass man schon zwei Tage hinter sich hatte, aber auch, dass - abgesehen von diesem Tag, man noch zwei weitere vor sich hatte. Mein Handy riss mich aus dem Schlaf, aber als ich danach griff um den Wecker auf stumm zu schalten, stellte ich fest, dass es nicht meines war. Zarek hinter mir wachte endlich auf und knurrte den Wecker an, als er den Arm, den er in mich geschlungen hatte, hob und sein Handy ausstellte. Da war wohl jemand ein noch größerer Morgenmuffel als ich. Ich schälte mich aus dem warmen, weichen Bett und tapste ins Badezimmer. Ich duschte schnell und putzte mir dann in Ruh die Zähne, bis ich bemerkte, dass ich - mal wieder, nichts zum anziehen mitgenommen hatte. Ich blickte mein Spiegelbild genervt an und drehte mich dann zur Tür, die ich etwas beiseite schob. Zarek lag noch immer schlafend im Bett, doch als er das leise schaben der Tür hörte, schlug er verschlafen die Augen auf.
"Mal wieder keine Sachen mitgenommen?", spottete er mit seiner sexy... nein rauen Morgenstimme und grinste dann.
"Mhh.", murrte ich und beobachtete, wie er sich zur Wand drehte und mit einer übertriebenen Geste, die Hände auf die Augen legte.
"Wehe du lunscht!", drohte ich unter eilte quer durch das Zimmer zu meinem Koffer, doch der war leer.
"Schrank!", sagte Zarek und drehte sich ganz schnell wieder zur Wand, als ich ihn mahnend ansah. Meine Sachen waren ordentlich in den Schrank eingeräumt worden, auch meine Unterwäsche und ich hoffte, dass es nicht Zarek gewesen war. Ich schnappte mir eine blaue Jeans, eine Dünne schwarze Bluse und passende Unterwäsche und eilte zurück ins Badezimmer. Das nannte ich Mal einen guten Start in den Morgen!

Einige Minuten später klopfte Zarek an die Tür vom Badezimmer und fragte, ob er rein kommen dürfte. Ich schob die Tür beiseite und ließ ihn herein. Er putzte sich gerade die Zähne als ich, den Zopf aus meinen Haaren löste und sie kurz mit den Fingern durch kämmte.
"Tut mir leid, dass ich gelunscht habe.", sagte Zarek und sah mich entschuldigend an.
"Schon gut, wenn man bedenkt, wie ich dich gestern angestarrt habe.", erwiderte ich und lief zurück ins Zimmer.
"Vergiss nicht, dass du auch gesabbert hast!", rief er mir lachend hinterher und schloss die Badezimmertür.
Treib es nicht zu weit, Zarek Black! Sonst hast du schneller einen Glatze als du deinen Namen rückwärts buchstabieren kannst!, drohte ich und ging mit meinem Rucksack nach unten. Kate saß wie jeden Morgen an der Kücheninsel und trank ihren Kaffe, doch sie sah mich verwirrt an, als ich mich ihr gegenüber auf den Stuhl fallen ließ.
"Du willst doch nicht wirklich zur Schule, oder?", fragte sie erstaunt und ich nickte, während ich mir Müsli und das Schälchen kippte.
"Doch. Ich mag es nicht einfach herum zu liegen und den Tag verstreichen zu lassen.", antwortete ich und aß mein Müsli.
"Zarek und dein Bruder werden sowieso ein Auge auf dich haben.", sagte sie und naschte eine Erdbeere.
"Ach Kate, kannst du mir einen Gefallen tun?", fragte ich und als sie nickte zog ich sie in Dad's Arbeitszimmer. "Kannst du mir die Verbände vom Arm abmachen? Ich hab es nicht hinbekommen und musste mit ihnen Duschen." Kate verzog kurz das Gesicht, da die Vorstellung mit den Verbänden zu Duschen schon an sich unangenehm war, bevor sie mich anwies, ihr die Arme entgegen zu strecken. Ich knöpfte die Bluse etwas auf um die Arme raus strecken zu können und nach wenigen Minuten hatte Kate die durchweichten Verbände in den Müll geschmissen.

"Wir decken die Wunden lieber noch ein wenig ab.", sagte sie und kramte in dem erste Hilfe-Set nach Kompressen um die Wunden damit zu bedecken. Ich bedankte mich ganz lieb bei Kate und zog mich dann wieder ordentlich an, aber irgendwie fehlten mir meine Cardigans. Kate begann herzhaft zu lachen, als wir Zarek etwas verwirrt dreinschauend, am Ende der Treppe stehen sahen.
"Alles gut großer, Mel ist noch da.", lachte Kate und setzte sich wieder auf ihren Platz. "Na los, die Schule fängt gleich an und ohne Frühstück geht ihr mir nicht aus dem Haus!"
"Ich glaube meine Mum und Kate würden sich super verstehen.", sagte Zarek zu mir und setzte sich auf den Stuhl neben mir. "Zu gut vielleicht."
Ich lachte und aß mein Müsli weiter.
"Deine Eltern musst du uns sowieso bald mal vorstellen.", erwiderte Kate und schenkte ihm etwas Kaffe ein.
Zehn Minuten bevor der Unterricht begann, startete Zarek den Wagen und fuhr davon.
"Kate war nicht gerade begeistert davon, dass du schon wieder zur Schule willst.", sagte er und das Gelände der Schule war schon von weitem zu sehen.
"Ich weiß, aber ich hab keine ansteckende Krankheit oder bin totsterbenskrank, also warum sollte ich dann weiter zu Hause herum hängen?", sagte ich und
"Na dann haben wir das ja geklärt.", erwiderte er und parkte den Wagen auf dem Parkplatz vor der Schule.
Wir stiegen aus und plötzlich spürte ich, dass heute etwas anders war...

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt