Kapitel 36 ✔️

34.7K 1.7K 87
                                    

Man hielt mir und Lynn die Tür zum Theatersaal auf und schloss sie, sobald wir eingetreten waren. Lynn neigte ehrfürchtig den Kopf, blieb aber zum Glück bei mir stehen. Uns gegenüber stand der Alpha, zusammen mit seinem Beta und anderen wichtigen Mitgliedern des Rudels. Die ganze Szene kam mir, wie ein bizarres Theaterstück vor. Nur das wir vor der Bühne standen und unsere Rollen spielten.
Ich versuchte so unbeteiligt wie möglich auszusehen und wartete darauf, dass der Alpha etwas sagte, doch er unterhielt sich stattdessen lieber mit seinem Sohn. Ich hatte also noch einige Minuten Zeit, mich auf die mental auf das vorzubereiten, was auf mich zukommen würde.
Die Tür hinter uns wurde leise geöffnet und geschlossen, doch es war nur mein Bruder. Lynn beruhigte sich sofort und schmiegte sich an ihn.
Ich stand alleine da.
"Melania Jefferson.", begann der Alpha. "Erstaunlich. Eine Lykanerin, die keine ist. Eine Mörderin, die keine ist. Was soll ich nur von dir halten?"
Nett, wie herablassend er mit mir sprach. Oder besser gesagt über mich.
"Nichts.", gab ich kühl zurück. "Sie haben nicht das Recht sich eine Meinung über mich bilden zu dürfen."
Erstaunt holten einige der älteren Lykaner Luft. Andere knurrten. Warum musste man mich immer anknurren? Klar, sie waren animalisch veranlagt, aber trotzdem sollten sich sich zivilisiert verhalten und nicht wie wilde Tiere.

"Was? Haben Sie etwa geglaubt, dass ich den Schwanz einziehe, genau wie die anderen, nur weil sie der Alpha sind?", fragte ich und zog belustigt dir Augenbrauen nach oben. "Dann habe ich jetzt Mal einen Hinweis für Sie. Sie sind der Alpha dieser Lykaner, aber Sie sind nicht meiner!"
Ich konnte sehen wie der Lykaner dich bemühte, mir nicht sofort die Kehle aufzureißen.
"Du bist hier auf meinem Land. In meinem Territorium. Also unterstehst du meinen Regeln, meinen Geboten!", knurrte er und die Autorität in seinen Worten war zum Greifen. Ich ließ den Blick über die anderen schweifen. Lukas und seine kleine Gruppe hielten sich im Hintergrund, während die anderen, älteren Lykaner in Angriffsstellung gingen. Ashton hinter mir zog Lynn zur Seite, um sie zu schützen. Jetzt war ich wirklich alleine.
"Nein.", wiedersprach ich. "Machen Sie die anderen zu Sklaven ihres Willens, aber mich nicht. Sie sind der Alpha eines willenlosen Rudels. Sie haben es geschafft, dass so gut wie jeder glaubte, dass ich Tobias oder Maya hingerichtet hätte. Aber kein einziges Mal haben Sie mich gefragt, ob ich es war. Sie haben mir nicht einmal die Chance gegeben mich zu verteidigen. Sie brauchten einfach einen, auf den Sie die Schuld schieben konnten und zufälligerweise war ich da und schon hatten Sie ihren Mörder ." Er machte einige Schritte auf mich zu, doch ich ließ mich nicht einschüchtern.

"Du wagst es mich zu beleidigen?", seine Stimme hatte kaum etwas menschliches mehr an sich. "Du solltest nicht vergessen wen du da vor dir hast. Du gehörst meinen Rudel vielleicht nicht an, aber deine Familie dafür schon!"
"Was interessiert mich meine Familie?", die Worte fühlten sich wie Säure auf meiner Zunge an, aber ich würde keine Schwäche zeigen. "Ich bin Jahre lang ohne meine Familie ausgekommen, da kann es mir doch egal sein, was ihr mit ihnen macht."
"Mel!", rief Ashton empört und drückte die schluchzende Lynn an seine Brust. "Wie kannst du nur!"
"Mit dir rede ich nicht mehr!", giftete ich ihn an und wandt mich dann wieder dem Alpha zu. "Das ihr meiner Familie droht obwohl ihr mich wollt, zeugt doch nur davon, dass ihr kein Urteilsvermögen besitzt. Genau so wenig, wie ihr einen Sinn für Gerechtigkeit habt. Ihr bestimmt einfach, dass euer Wort Gesetz ist und zwingt euren Willen anderen auf, aber das beweist doch nur, dass ihr es nicht verdient ein Alpha zu sein."
Die älteren Lykaner verwandelten sich und preschten auf mich zu, doch als die ersten sich auf mich stürzen wollten, würde ich zurück gezogen. Das nächste was ich sah, war der Rücken von Zarek der sich zusammen mit Ashton vor mich gestellt hatte.
"Aus dem Weg!", brüllte der Alpha, doch die zwei rührten sich nicht. Ich hatte genug um schob mich zwischen den beiden hindurch.
"Mich zu töten wäre eine Verschwendung von Kraft und Putzmitteln, um mein Blut vom Boden zu schrubben. Ich hab nichts zu verlieren und fürchte auch nicht den Tod, aber in wenigen Stunden seid ihr mich los. Das schwöre ich. Dank euch hab ich endlich einen Grund zu verschwinden. Eigentlich sollte ich euch sogar dankbar sein, dass ihr mir die Möglichkeit bietet, wieder nach Hause zu können." Ich verließ den Theatersaal, nahm die Sachen aus meinem Spind und fuhr nach Hause.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt