Kapitel 38 ✔️

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Es war bereits nach 22Uhr, als ich mich aus dem Haus schlich und in meinen Wagen stieg. Ich hatte mich in den letzten Stunden in meinem Zimmer eingeschlossen gehabt und hatte mich durch die zahlreichen Berichte und Zeitungsartikel gearbeitet, die Adam mir per Mail geschickt hatte. Die Berichte hatten mir eine Gänsehaut beschert, aber dafür stärkte es meine Vermutung über dieses Etwas. Ich wünschte mir zwar, dass das alles nicht wahr sei, aber jetzt hatte ich endlich eine Spur. Naja, solange man eine wage Vermutung als Spur sehen konnte.
Ich fuhr die Straßen entlang und tippte nervös mit den Fingern auf das Lenkrad. Mein Blick viel kurz auf die ausgedruckten Artikel, die neben mir auf dem Beifahrersitz lagen. Das alles erschien so unwirklich. Als ob es nicht real wäre, aber es wäre naiv gewesen, zu glauben, dass es nur Lykaner als andersartige Wesen gäbe. Nur was war dieses Etwas? Wie sollte man etwas jagen oder zur Strecke bringen, von dem man nicht einmal wusste das es existierte?
Ich kaute auf der Innenseite meiner Wange und bog an der nächsten Kreuzung nach links ab. Der Koffer auf dem Rücksitz erinnerte mich daran, wo ich in einigen Stunden sein würde, doch vorher hatte ich noch etwas zu erledigen.

Im Haus brannte noch schwach das Licht, also nahm ich all meinen Mut zusammen und klopfte vorsichtig an. Es dauerte eine Weile, bis jemand kam um nachzusehen. Dir Tür wurde geöffnet und vor mir stand eine hübsche Frau mit schwarzem schulterlangen Haar. Sie lächelte mich warm an und wollte wissen, wie sie mir weiter helfen konnte.
"Guten Abend, ich bin eine Freundin von Zarek. Ist er da?", fragte ich vorsichtig. Ich hatte etwas Bangel, dass sie mich nicht herein lassen würde, wenn ich sagte, wer ich war.
"Ja. Er ist oben, die graue Tür.", antwortete sie und wies nach oben, bevor sie mich hinein ließ und die Tür schloss. Ich bedanke mich und ging nach oben. Alle Türen waren weiß, außer Zarek's. Ich ging nach rechts auf seine Tür zu, als ich an einer anderen vorbei ging, die einen Spalt breit offen stand. Sanftes rotes Licht erhellte leicht das rosa Zimmer und ich konnte sehen, wie ein kleines Mädchen, mit ihrem Plüschtier im Arm, im Bett lag und schlief. Ich ging leise daran vorbei und klopfte vorsichtig an seine Tür.

Zarek riss wütend grummelnd die Tür auf und erstarrte einen Moment, als er mich sah.
"Was willst du?", brummte er halb verschlafen und unfreundlich, doch ich war nicht in der Lage sofort zu antworten. Er stand nur in Shorts und oberkörperfrei vor mir.
"Ähm... Ich muss mit dir reden. Es ist wichtig.", schaffte ich zu sagen. Er zog scharf die Luft ein, ließ mich dann aber trotzdem in sein Zimmer. Die Stehlampe am Bett bat etwas Licht in dem sonst dunklen Zimmer. Es war aufgeräumt und aus dem Bad strömte mir ein angenehmer Duft entgegen. Zitronengras. Ich drehte mich wieder zu dem Lykaner, der mich abwartend ansah und dabei die Arme vor der nackten Brust kreuzte.
"Könntest du dir, naja ... vielleicht etwas anziehen?", fragte ich und bemühte mich, nicht seinen Körper abzustarren. Warum war ich ausgerechnet in der Nacht hier her gekommen?
"Warum?", fragte er sichtlich genervt. Ich hatte ihn mitten in der Nacht geweckt, da konnte ich seine Reaktion schon verstehen, aber es schien auch etwas anderes zu sein.
"Weil dein nackter Oberkörper gerade genau so hilfreich ist, wie ein Löffel bei einer Messerstecherei!", gestand ich. "Und es ist wichtig, was ich zu sagen habe. Also bitte?"
Er rollte genervt mit den Augen, fuhr sich durch die Haare und holte sich dann ein graues Shirt aus dem kleinen begehbaren Kleiderschrank, links neben der Tür.

"Jetzt sag was du willst.", gab er unfreundlich zurück. Ich stutzte. Es lag eindeutig nicht mehr daran, dass ich ihn geweckt hatte. Sondern vielmehr daran, dass ich es war.
"Ich hatte heute einen sehr interessanten Anruf. Es geht um die Leichen von Tobias und Maya.", erklärte ich und schmiss den Ordner mit den Berichten auf sein Bett.
"Was ist das?"
"Adam, meine bester Freund in der Schweiz, hat mich angerufen und dann diese Berichte per Email geschickt. Es geht um weitere Leichen, die in den letzten 200 Jahren auf die selbe weiße ermordet wurden, wie Tobias und Maya.", ich erklärte ihm alles, was Adam mir erzählt hatte und erzählte ihm auch die Geschichte von Jarik O'Gery. Als ich ihm auch noch sagte, dass ich glaubte, dass es das selbe Wesen wie damals war, verfinsterte sich seine Miene noch mehr. Aber er nickte.
"Scheiße!", fluchte er am Ende meiner Erklärung. "Ein Wesen das jagt auf Lykaner macht. Verdammt."
"Adam meinte er würde weiter suchen. Aber dieses Etwas tötet zum ersten Mal in den Staaten, deswegen wird es hier wahrscheinlich keine Aufzeichnungen geben."
"Hör auf!", platzte es plötzlich aus ihm heraus. "Hör auf so zu tun als würde dir etwas an uns liegen. Wenn das so wäre würdest du nicht einfach abhauen wollen. Also zu uns allen doch den Gefallen und geh endlich. Du gehörst nicht zu unserem Rudel also verschwinde und lass das unser Problem sein!" Ihr starrte ihn ungläubig an. Zarek wollte das ich verschwand, fein! Konnte er haben.

Wolfsblut - GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt