#20 - Sam halt einfach.

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Würde wahrscheinlich eh nichts werden, aber egal. Ein Versuch war es ja wert.

„Was hast du jetzt?", fragte Philipp mich, während wir in die Uni reingingen und durch den großen Lichthof in der Mitte der Uni liefen.

„Irgendwas mit Geschichte schon wieder. Danke übrigens, dass du mir gestern so nett deinen Stundenplan geschickt hast", meinte ich und zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

„Uuuhh, das habe ich voll vergessen, sooorry!"

Philipp grinste entschuldigend und fuhr sich mit der Hand durch seine verstrubbelten, braunen Haare.

„Hab ich gemerkt!", bemerkte ich lachend, während wir den Raum betraten.


~~~


Seufzend ließ ich mich rückwärts auf den S-Bahn-Sitz fallen und schloss die Augen.

Heiliger, war das heute langweilig gewesen! Schlimmer als in der Schule. Schrecklich.

Und gestern hatte ich noch gedacht, dass das Studium ja vielleicht doch nicht so schlecht war. Tja, war wohl nichts.

Ich blieb dabei – ich wollte tanzen, und sonst nichts. Wenn ich mein Versprechen, das ich Papa gegeben hatte, halten wollte, musste ich wirklich die Zähne zusammenbeißen, damit ich das gesamte Studium überstand, ohne einen ichbinsounglücklich-Tod zu sterben.

Es war kurz nach sechs Uhr abends und ich kam endlich nach Hause.

Ich stöhnte leise, als ich die Haustür aufschloss und mit einem leisen Klicken hinter mir ins Schloss fallen ließ. Von irgendwo weit weg (ich tippte auf ihren Büroraum im Keller) rief Mom mir eine Begrüßung zu und ich murmelte etwas zurück (was sie eh nicht hörte, aber das war in dem Moment gerade ziemlich egal).

Meine Laune war auf dem Nullniveau. Nein, eigentlich war es noch viel, viel, VIEL weiter unten. Ich musste mich so sehr zusammenreißen, dass ich nicht losweinte oder mich auf den Bodenfallen ließ und dann nicht mehr aufstand für den Rest des Tages.

Erst Harry, dann die Uni.... es war einfach alles zum Mäuse melken. Konnte bitte jemand einen Strick nehmen und mich damit erschießen?

Langsam und schwerfällig stapfte ich die Treppe nach oben, öffnete meine Zimmertür und ließ meine Tasche auf den Boden plumpsen, nachdem ich die Tür mit einem etwas zu festen Kick wieder zugemacht hatte. Dann drehte ich mich zu meinem Bett um – und wäre vor Schreck beinahe umgefallen.

Meine allerliebste Lieblingscousine saß im Schneidersitz auf meinem Bett und sah mich mit großen Augen an.

„Ziehst du jetzt hier ein oder was? Du bist ja schon öfter hier als ich!", meinte ich und ließ mich neben sie fallen, sodass ich mein Gesicht in meinem Kopfkissen vergraben konnte.

„Nein, oder ja, hm weiß nicht, cool wär's schon", fing sie an und ich gab ein Geräusch von mir, das eine Mischung aus einem Grunzen und einem Seufzer war. Interessantes Geräusch, Samantha, musste man schon sagen.

„Saaaam, ich sterbeeee!"

Sie rüttelte an meinem Arm, aber ich bewegte mich nicht.

„Wieso?", fragte ich die Frage, die sie hören wollte. Meine Stimme wurde durch das Kissen so gedämpft, dass es sich eigentlich nach einem „hhhoouuu" angehört hatte, aber Jana hatte mich wohl verstanden. Das waren eindeutig die Gene, weswegen sie mich auch wortlos (beziehungsweise mit undeutlicher Artikulation) verstehen konnte.

„Ich hasse dich übrigens."

...bitte??!

Oh Gott, was hatte ich jetzt schon wieder angestellt...

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt