#57 - Tue ich das Richtige, Caro?

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Zum Nachdenken würde ich an diesem Tag nicht kommen. Das war mir aber gleich klar gewesen. Ich würde alle Hände voll zu tun haben, damit der morgige Tag für meinen kleinen Schatz keine Enttäuschung wurde.

Erst schickte ich Caro per Handy los und gab ihr durch, was sie alles kaufen musste. Dann knöpfte ich mir meinen Lieblingscousin alias besten Freund vor.

Ich wartete, bis er abhob, während ich in der Küche stand und damit rechnete, dass meine beste Freundin hier jeden Moment hineinschneite. Harry stand direkt neben mir und beobachtete jede Bewegung, die ich machte, was mich echt total durcheinander brachte.

„Hallöchen, mein Schatzilein", begrüßte ich Manu mit einer Sing-Sang-Stimme und grinste vor mich hin.

Er wurde sofort ein wenig misstrauisch.

„Hey Sam, was gibt's?", fragte er ein wenig forsch. Er kannte mich zu gut.

„Du bewegst deinen Knackarsch jetzt zu uns und hilfst mit, alles für den Geburtstag deiner kleinen Schwester vorzubereiten", ordnete ich ihm mit meiner immer noch zuckersüßen Stimme an.

„Aber ich-"

„Nichts aber", fuhr ich dazwischen und setzte hinterher: „Erstens ist das der Geburtstag deiner Schwester und zweitens habe ich immer noch etwas gut bei dir."

„Ach ja, von wann denn bitte?"

„Als ich gegen dich im Mohrenkopfwettessen verloren hab und mit Jana zur Olympiahalle gehen musste, damit du dein wunderbares Happy-One-Year-Date in Ruhe verbringen konntest."

„Komm schon, das hast du doch gerne gemacht, schließlich hast du da Harry kennen gelernt!", versuchte er, sich rauszureden, aber das kam überhaupt nicht in Frage.

„Nichts da, das wusste ich ja da noch nicht."

Und ich wusste nicht, wie sehr ich mich in ihn verlieben würde, wie sehr sich mein Leben verändern würde, wie viele Missverständnisse es bei uns geben würde, wie sehr er mich verletzen würde, wie sehr er mich und wie sehr ich ihn verändern würde, wie....

Ich hätte ewig so weitermachen können.

„Du kommst her und fertig. Bis gleich."

Dann legte ich einfach auf.

„Wer war das?", fragte Harry neugierig. Er hatte natürlich nichts verstanden, weil ich mit Manu auf Deutsch geredet hatte, aber er hatte an meinem Tonfall doch einiges raushören können.

„Manu, Janas älterer Bruder und mein bester Freund", sagte ich und ließ mein Handy auf den Küchentisch sinken.

„Harry, kannst du mal kurz kommen bitte?", rief Leo aus dem Gang, „ich brauche Hilfe beim Bänke aus dem Keller tragen!"

Harry löste sich von der Arbeitsplatte und strich mir einmal wortlos und ganz sanft mit den Fingerspitzen über die Wange, bevor er aus der Küche verschwand.

Ich drehte mich langsam um und stützte mich mit beiden Händen auf der Arbeitsplatte ab. Mein Herz pochte wie verrückt und ich atmete zitternd ein.

Okay, puh...

Mein Kopf fühlte sich an, als würde der Inhalt einen Purzelbaum nach dem anderen schlagen. – Ha, welcher Inhalt? Ich fühlte mich einfach nur total benebelt. Da war gerade rein gar nichts in meinem Kopf. Hirn schon dreimal nicht.

Ich konnte jetzt nicht über Harry und mich nachdenken, ich musste mich auf die Geburtstagsvorbereitungen konzentrieren.

Mein Handy hinter mir vibrierte auf dem Tisch und ich warf einen Blick drauf, aber ich nahm überhaupt nicht in mein (Nicht-)Hirn auf, was Jana mir mitteilen wollte.

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt