#84 - Mein Leben steht Kopf. Ich verliere den Verstand. Langsam. Aber sicher.

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~Sams Sicht~

Ich beobachtete am Türstock der Haustür lehnend, wie Caro wütend die Autotür hinter sich zuknallte und zu mir lief.

„Was bist'n du so sauer?", begrüßte ich sie verwundert, als ich ihren Gesichtsausdruck sah.

Sie umarmte mich und murmelte dabei in meine Haare: „Ach, ich habe gerade an deinen beschissenen Ex gedacht..."

Ich ließ sie los und sah sie fragend an.

„An wen, an Nico oder an Harry?"

Caro entglitten ihre Gesichtszüge und sie sah mich entgeistert an, während ich ihren Blick erwiderte.

„Harry ist nicht dein Ex, Samantha?!?!", schnaufte sie erschrocen. Ich zuckte nur mit den Schultern und verzog keine Miene. Was sollte ich darauf schon sagen? Es war so, dass wir momentan weder getrennt noch wirklich zusammen waren. Niall hatte geschrieben, dass die Sache für Harry jetzt gelaufen sei. Das hörte sich für mich sehr nach ‚getrennt' an, nicht nach ‚zusammen'.

„Da wäre ich mir nicht so sicher, Carolina", meinte ich so beiläufig wie möglich. Ich wollte eh nicht darüber reden. Ich wollte einfach nur meine beste Freundin hier haben, weil ich hohl drehen und die Wände hochgehen würde, wenn man mich jetzt alleine lassen würde. Leo war nicht zu Hause und Mom musste arbeiten. Ich war alleine und ich war wirklich kurz davor den Verstand zu verlieren. Ich brauchte sie hier, aber ich konnte einfach nicht über Harry reden. Ich konnte nicht, es zerriss mich innerlich immer mehr. Ich litt ständig. Inzwischen fing ich wirklich wieder an, zu zweifeln, ob das Ganze überhaupt Sinn machte.

Ich wollte mir nichts vormachen, aber unsere Beziehung bestand nur aus Missverständnissen, Streit und Tränen. Schmerz. Riesiger Schmerz. Ich wusste nicht, ob es überhaupt noch Sinn machte. Ich liebte ihn über alles, Gott, ich konnte ohne ihn nicht einmal mehr morgens aufstehen, aber es brachte mich um. Langsam aber sicher ging mir die Kraft aus, die ich benötigte, um das Ganze zu überstehen. Ein Weltstar als Freund war das Schwierigste, was man durchmachen konnte. Zumindest kam es mir so vor. Ich wusste nicht, ob ich das noch schaffte. Ich wusste es nicht. Ich zweifelte gerade an allem und ich verdrängte den Schmerz in meinem Inneren, denn wenn ich ihn zulassen würde, würde ich zusammenbrechen und nie wieder aufstehen.

Bevor einer von uns beiden noch etwas sagen konnte, kam Mom aus dem Keller und begrüßte Caro. Die beiden unterhielten sich noch ein wenig, während ich meinen Gedanken hinterherhing, als plötzlich die Haustür hinter Caro aufging und Leo hineinkam.

Aaaach du meine Güte..!

Ich glaube, mein Herz hatte noch nie so einen Aussetzer gehabt, wenn ich meinen Bruder gesehen hatte.

Ich beobachtete Caros Gesicht und ich konnte ihr förmlich ansehen, wie ihr Puls in die Höhe schnellte und sie fast nicht mehr atmen konnte. Sie sah mich extra nicht an. Ich wusste, dass sie das wahrscheinlich nur noch mehr aus dem Konzept bringen würde. Fuck, wenn ich ihr doch nur helfen könnte!

Kurzerhand griff ich nach ihrem Unterarm und zog sie schnell Richtung Treppe.

„Wir gehen hoch", sagte ich, bevor Leo auch nur seinen Mund aufmachen und eine Begrüßund starten konnte.

Während wir mein Zimmer betraten und ich die Zimmertür hinter uns schloss, war ich mir nicht sicher, ob es gut war, dass wir geflohen waren. Eigentlich sollten die beiden endlich mal darüber reden, denn ich würde nicht zusehen, wie mein Bruder und meine beste Freundin sich wie zwei Vierzehnjährige benehmen würden.

„Also. Leo", sagte ich und die Tür fiel ins Schloss. Ich ließ mich auf meinem Schreibtischstuhl nieder und Caro setzte sich auf die Bettkante.

„Ne, lass uns nicht darüber reden", wehrte sie seufzend ab und strich sich durch die Haare, „ich weiß eh nicht, wo mir der Kopf steht. Reden wir über dein Leben, das ist eh viel wichtiger und interessanter."

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt