#3 - Up & Down

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Laut zeternd folgte er mir.

Als wir wieder aus dem Bad zurück in dem Gästezimmer waren, das momentan mein Zimmer war, zog sich Harry mit einer fließenden Handbewegung das T-Shirt über den Kopf und ließ sich in der gleichen Sekunde aufs Bett plumpsen.

Oookay, atmen, Samantha, aaatmen, sagte ich mir selber und versuchte geflissentlich, nicht auf seinen muskulösen Rücken zu starren, der sich vor mir im Halbdunkeln präsentierte und meinen Herzschlag ganz schön außer Rand und Band brachte.

Stattdessen griff ich nach Harrys T-Shirt, das in München in meinen Besitz übergegangen war und ich jetzt immer zum Schlafen trug. Ich zog es mir über und klaubte dann sein anderes Shirt, das er gerade fallen lassen hatte, vom Fußende des Bettes, um es wegzuräumen.

Harry hatte die Augen geschlossen und einen schmollenden Gesichtsausdruck aufgesetzt.

Ich musste trotzdem bei diesem Anblick lächeln, auch wenn ich genauso niedergeschlagen war wie er.

Mit dem Rücken zu ihm setzte ich mich auf die Bettkante und starrte auf den Boden vor meine Kuschelsocken.

Es würde schwer werden.

Ich wusste, dass ich mich hier in keine einfache Sache hatte hineinziehen lassen.

Tränen und Herzschmerz waren vorprogrammiert, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.

Ich würde ihn immer wieder viel zu lange nicht sehen, wenn er auf Tour war oder eben in der weiten Welt unterwegs war, während ich in München sitzen und mein blödes, blödes Studium absitzen würde.

Ich würde innerlich sterben, wenn ich sehen würde, mit wem er sich traf. Nicht vor Eifersucht!, sondern weil es niederschmetternd war, dass andere Leute mein Ein und Alles sehen und treffen konnten, während ich nicht dazu in der Lage war.

Es hatte noch nicht einmal richtig angefangen und ich starb jetzt schon beinahe.

Ich hatte eine Wahnsinnsangst.

Ich hoffte so sehr, dass ich nicht daran zerbrechen würde.

Eigentlich sprach so vieles gegen unsere Beziehung.

Okay, ich korrigiere: Eigentlich sprach alles gegen unsere Beziehung.

Aber wisst ihr was? Das war mir sowas von egal.

Ich würde weinen, schreien, jammern und was nicht sonst so alles – aber ich würde nicht aufgeben.

Das schwor ich mir hier und jetzt. Ich würde niemals aufgeben. Außer er gab mir einen Grund, die Hoffnung aufzugeben und nicht mehr zu kämpfen.

Aber solange ich wusste, dass er mich liebte, so wie ich ihn liebte, würde ich immer kämpfen. Niemand würde mich davon abhalten können, niemand. Und wenn sich die ganze Welt gegen uns stellte, wir hatten immer noch uns.

Wir konnten es schaffen.

Wir würden es schaffen.

Harry und Sam gegen den Rest der Welt, dachte ich spöttisch und grinste in mich hinein.

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ein Song ertönte.

‚Maybe it's the way she waaalked

Straight into my heart and stole iiiit',

erklang auf einmal in voller Lautstärke und ich spürte, wie das Bett erzitterte, weil Harry so heftig erschrak.

Ich drehte mich um und sah gerade noch, wie Harry mein iPhone mit einer kurzen Handbewegung (und immer noch geschlossenen Augen) vom Nachttisch fegte und dabei grummelte: „Was ist denn das für ein Idiot, der da gerade singt!"

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt