#43 - Stark bleiben

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Lange blieb ich da aber nicht liegen.

Irgendwann stürmte nämlich meine beste Freundin in mein Zimmer und klammerte sich an mich. Sie zog mich vom Boden auf mein Bett und hielt mich einfach nur ganz fest. Sie sagte kein Wort, sie war einfach nur da.

Sie war einfach so perfekt. Sie wusste genau, dass ich jetzt kein einziges Wort hören wollte. Kein Trost, kein Mitleid, nichts.

Ich weinte eine gefühlt Ewigkeit in ihren Armen.

Leo war irgendwann auch da. Dann Mom. Dann Jana. Dann Manu.

Sie kamen alle kurz in mein Zimmer und gingen dann wieder.

Ich liebte sie dafür, dass sie mich in Ruhe ließen. Selbst Jana blieb bei Mom in der Küche.

Nur Manu blieb neben mir auf dem Bett sitzen und ging nicht mehr. Ich hatte die Augen geschlossen, aber ich konnte seine Anwesenheit spüren. Sie beruhigte mich ein wenig. Diese Wirkung hatte er schon immer auf mich gehabt. Anders als Caro sie hatte. Tiefer, wirksamer, besser.

Irgendwann musste Caro los. Sie sagte zwar nichts, aber diese besondere Verbindung zwischen uns sagte mir, dass sie gehen musste.

Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und wischte mir einmal unter den Augen mit den Daumen entlang.

„Pass auf dich auf in London. Ich hab dich lieb, Sammy", flüsterte sie und verließ dann mein Zimmer. Mehr musste sie auch gar nicht sagen, denn Worte waren jetzt eh zu viel. Ich wusste, was sie dachte und was ihr alles auf der Zunge lag.

Ich rutschte zum Ende meines Bettes, wo Manu lehnte, und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

Wir sahen uns zwar momentan nicht oft, aber er war trotzdem noch mein bester Freund. Wir hatten schon früher ein besonderes Verhältnis gehabt, und das hatte sich über die Jahre hinweg nur gestärkt.

„Willst du reden?", fragte er ruhig nach ein paar Minuten der Stille.

Ich zögerte, dann nickte ich leicht. Es klang ein wenig fies, aber ich wollte jetzt nicht mit Jana, Leo oder Caro reden. Ich kannte die drei, sie würden Harry nur schlecht machen. Mom würde das nicht machen, aber ich konnte jetzt noch keinen mütterlichen Rat holen. Das würde ich später machen, wenn die anderen alle weg waren.

Ich wusste, dass Manu jemand war, der die Situation immer von allen Seiten beleuchtete, bevor er über irgendwen urteilte. Deswegen war er eigentlich grundsätzlich immer der Richtige, wenn ich mit jemandem reden musste. Deswegen hatte ich auch mit ihm damals geredet, als ich nicht wusste, ob ich nach London fliegen sollte oder nicht.

Ich vertraute ihm.

Schniefend richtete ich mich ein wenig auf und lehnte mich mit der Schulter gegen die Wand. Ich starrte nach unten. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Wo sollte man bei so etwas anfangen?

Aber Manu nahm mir das Anfangswort ab.

„Ohne, dass ich dir jetzt damit wehtun will – was ich dir damit eh tun werde – aber weißt du, was ich total auffällig finde?", fing er an und ich hob neugierig meinen Blick. Mit so einem Satz hatte ich nicht gerechnet.

Es war egal, was er jetzt sagte, es würde immer wehtun. Es tat jetzt schon weh, obwohl er es noch nicht einmal gesagt hatte.

„Diese Jenner ist ein billiger Abklatsch von dir."

Okay, damit hatte ich definitiv nicht gerechnet.

„Wie bitte?!", hakte ich nach und hörte für einen Augenblick auf, zu weinen.

„Ja klar, schau sie dir doch mal an!" Manu zog sein Handy aus seiner Hosentasche und suchte blitzschnell in Google Bilder nach einem Foto von ihr.

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt