Heartthrob

#47 - Realität

Ich rutschte von der Holzbank nach unten auf den Boden und sackte in mich zusammen. Ich stützte mich rechts und links mit den Händen auf dem Boden ab und starrte nur gerade aus ins Nichts.

Ich konnte nicht einmal weinen. Ich konnte nicht. Ich konnte so viel Schmerz nicht ertragen. Ich fühlte mich, als würde es mich innerlich zerreißen.

NEIN NEIN NEIN ICH LIEBE IHN DOCH!

Ich atmete hektisch ein und aus und war schon wieder kurz davor, umzukippen.

ICH LIEBE DICH! ICH LIEBE DICH SO SEHR!

Meine Haare fielen mir ins Gesicht und ich war nicht mehr in der Lage, zu blinzeln.

ICH LIEBE DICH MEHR ALS ALLES ANDERE!

Wieso konnte ich mein Gehirn nicht ausschalten?!? Ich konnte es nicht mehr hören!!!

Ich krallte meine Hände in meine Haare und öffnete den Mund zu eine stummen Schrei. Ich saß zusammengekauert auf dem Boden.

Auf dem Boden der hässlichen, erbarmungslosen Realität. Die Realität, die mich jetzt eingeholt hatte. Die Realität, in der einem klar war, dass ein stinknormales Mädchen und der größte Weltstar nicht zusammen sein konnten.

Die Realität hatte mich wieder und ich könnte kotzen. Ich hasste mein Leben. Ich wollte nicht mehr.

„Bitte, rede mit mir!!!"

Ramiras Stimme drang ungewöhnlich deutlich zu mir durch.

Ich hob den Blick und blickte in ihre dunklen Augen, die vor lauter Sorge Funken sprühten. Sie zuckte zusammen und zog die Luft scharf ein.

Sah ich so schlimm aus?

„Ich habe mit der Liebe meines Lebens Schluss gemacht", hauchte ich lautlos.

„Sam, du musst lauter sprechen, ich kann dich nicht verstehen. Bitte, Schatz, bitte..."

Sie strich mir die Haare nach hinten und ließ ihre Hände rechts und links an meinem Gesicht liegen. Ihre Berührung belebte mich ein wenig. Ich schluckte.

„Ich habe die Liebe meines Lebens verlassen", wiederholte ich tonlos.

Scheiß Realität.

Wieso hatte ich nicht von Anfang an kapiert, dass es nicht ging? Mein Unterbewusstsein hatte mich tausendmal gewarnt, aber ich war blind. So blind vor Liebe. Ich hatte immer an das Gute geglaubt. Daran, dass wir eine Chance haben könnten. Zwei Seelen, die sich gefunden hatten. Zwei Seelen, die sich über alles liebten. Zumindest die eine die andere. Aber wir waren nicht dazu bestimmt, zusammen zu sein.

Unsere Zeit war abgelaufen. Jetzt stand wieder die graue, schreckliche Realität auf dem Plan.

Ramira starrte mich nur an und sagte nichts.

Ich machte mich sanft von ihr los, stand auf und mein Blick fiel auf den Spiegel, der mir gegenüber direkt an der Wand hing. Ich betrachtete mich, als wäre ich eine Fremde.

Ich sah aus wie ein Zombie.

„Frag nicht", sagte ich leise. Ich spürte genau, dass sie alles wissen wollte. Das konnte ihr keiner verdenken, ich wäre ebenfalls verwirrt und bis zum Umfallen neugierig, wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre.

„Erzähl es nur bitte keinem. Keiner wusste, dass wir zusammen waren. Das ist nie an die Öffentlichkeit gedrungen und das soll bitte so bleiben."

Ramira nickte nur leicht.

„Du kannst nicht weiter arbeiten, Sam."

„Wieso?"

„Weil das nicht geht. Wenn du ihn siehst..."