#29 - Nein, Harold. - Doch, Samantha.

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Hm.

Ich überlegte.

Ich wollte aber eigentlich wirklich kurz alleine sein.

Andererseits...wollte ich nicht der Grund sein, wieso Harry sich eine neue Tür kaufen musste, weil er die jetzige eingetreten hatte oder so.

Hm.

Zwickmühle, würde ich sagen.

„Samantha, mach jetzt sofort die Tür auf", erklang jetzt erstaunlich streng und ich verzog unwillkürlich den Mund.

„Hör auf, mich Samantha zu nennen, Harold", gab ich zurück und drehte im selben Moment den Schlüssel. Die Tür schwang auf und im nächsten Moment hatte Harry mich in seine Arme geschlossen.

Ich sog seinen unverkennbaren, wunderbaren Geruch durch meine Nase hinein bis in meine Seele. Ein wenig roch er nach dem Pancakes-Teig, aber das war mir egal.

Mein Herz schlug ein wenig höher und mein Mund wurde ganz trocken.

Ich verbarg mein Gesicht in dem Stoff von seinem klebrigen T-Shirt und musste lächeln. Ich liebte es, dass ich immer noch so auf ihn reagierte trotz der Tatsache, dass wir endlich zusammen waren und alles zwischen uns normal war. Mein Körper würde immer so auf ihn reagieren. Die Schmetterlinge würden jedes Mal in meinem Bauch anfangen zu tanzen, wenn er mich in seine Arme zog.

Die Tür fiel leise hinter uns ins Schloss. Harry hatte sie nebenbei mit dem Fuß zugekickt. Jetzt waren wir endgültig ungestört.

Harry löste seine Arme von meinem Rücken und sah mir besorgt in die Augen. Er legte eine Hand an meine Wange und strich sanft mit dem Daumen über meine Unterlippe.

„Alles okay?", fragte er leise.

Ich war nicht in der Lage, zu antworten. Das einzige, was mein Hirn wahrnahm, war das Kribbeln auf der weichen Haut meiner Unterlippe. Mein Gehirn schwamm vor sich hin.

„Sam?"

„Ich kann nicht antworten, wenn du mich so ablenkst", stellte ich ein wenig benebelt klar und schielte dabei vielsagend hinunter zu seinem Daumen.

Harrys freche Grübchen erschienen auf seinen Wangen und er lachte leise.

„Tut mir Leid, Madame."

Er ließ mich jetzt komplett los (neeeiiinnn!!!) und trat einen Schritt nach hinten, sodass er mit dem Rücken fast an der Tür stand.

„So besser?", fragte er grinsend und ich verdrehte nur die Augen.

Ich betrachtete ihn, wie er da in einer ein wenig angespannten Haltung an der Tür lehnte, und musste gegen meinen Willen lächeln.

„Also, ist alles in Ordnung bei dir?", wiederholte Harry seine Frage und sah mich ernst und aufrichtig an.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ja, passt schon."

„Haaaalt, nein nein nein, mit der Antwort braucht du mir erst gar nicht kommen!", fuhr Harry dazwischen und hob abwehrend eine Hand.

Als Antwort zog ich eine Augenbraue nach oben.

Bitte was?

Passt schon existiert hier nicht", erklärte er mir und wedelte mit seiner Hand in der Lücke zwischen uns herum. „Passt schon gibt es nicht. Wenn etwas los ist, dann sag es mir bitte. Genauso sage ich dir, wenn bei mir etwas los ist. Passt schon ist der erste Schritt zu der Tatsache, dass wir aneinander vorbeireden – oder gar nicht mehr miteinander reden. Und genau das ist das Fundament von einer Fernbeziehung. Beziehungsweise von jede Beziehung, egal ob normal oder Fernbeziehung. Man muss miteinander sprechen, auch über die Dinge, die einem unangenehm sind oder die einem auf dem Herzen liegen." Harry sah mich ernst an und ich erwiderte seinen Blick. „Ich möchte nicht, dass du meinst, du musst hier etwas mit einer beiläufigen Handbewegung wegwischen, nur weil es dir unangenehm ist. Sam, sprich mit mir. Ich bin dein Freund. Ich bin niemand, vor dem du perfekt sein musst. Ich liebe dich so, wie du bist. Für mich bist du so, wie du bist, perfekt."

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt