#42 - Es war gut so.

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Während ich auf mein Handy starrte, erschien eine neue Nachricht nach der anderen von Jana. Ich sah sie zwar, aber ich las sie nicht. Ich drückte mechanisch auf den Knopf oben auf meinem Handy und das Display wurde schwarz. – Natürlich nur für zwei Sekunden, weil dann schon wieder die neueste Nachricht von Jana kam, gefolgt von weiteren fünf.

Dann war Stille.

Stille. Auf meinem Handy, in meinem Zimmer, in meinem Kopf.

In meinem Herzen.

Das einzige, was ich noch spürte, war mein Herzschlag. Mein Herzschlag, der ungewöhnlich langsam ging. Als würde mein Herz der Welt mitteilen wollen: Ihr könnt mich alle mal. Ich will nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr, weiter zu schlagen.

Mein Handy rutschte aus meiner Hand und blieb auf meinem Schoß liegen.

Ich fühlte mich einfach nur taub. Ich spürte nichts mehr.

Es vibrierte noch einmal.

‚Sammy?'

Mechanisch wie ein Roboter kämpfte ich mich aus meinem Bett und ging hinüber ins Badezimmer. Ich griff nach meiner Zahnbürste.

Ich wollte so weit weg von meinem Handy, wie es nur ging. Ich wollte weglaufen. Weglaufen, nie wieder kommen, alles vergessen.

Alles.

Ohne Ausnahme.

Jetzt war es klar. Es war vorbei.

Wenn ich ihn am Freitag sehen würde, würde ich ihm sagen, dass es eine schöne Zeit für mich mit ihn war, aber dass es vorbei war. Wahrscheinlich würde er auf mich zugehen und genau dasselbe sagen wollen.

Denn es war vorbei. Das war mehr als klar.

Ich saß zusammengekauert auf dem geschlossenen Klodeckel, die Arme um die Beine geschlungen, die Stirn auf die Knie gelegt.

Ich hatte das Gefühl, dass ich gleich auseinanderfallen würde. Ich war erstaunlich ruhig und gefasst. Wieso war ich das? Ich verstand mich selber nicht mehr. Es war alles zu viel.

Es war gut so, dass es vorbei war. Es war gut so.

Die erste Träne rollte meine Wange hinunter.

.

.

... und der Damm in mir brach.

Ich fing an, laut und verzweifelt zu schluchzen. Meine Beine sanken hinunter auf den Boden und ich kam auf dem Badezimmervorleger zu liegen.

Ich presste mir eine Hand vor den Mund, um die Geräusche, die ich von mir gab, zu unterdrücken. Aber nichts konnte den Schmerz in meinem Herzen unterdrücken.

Nichts würde mir den Schmerz jemals nehmen können.

Das Bild hatte sich in mir eingebrannt und ich würde es nie wieder vergessen können.

Wie er seinen Arm um ihre Taille geschlungen hatte.

Wie er in die Kamera lächelte. Wie er sich mit ihr zeigen konnte. Wie glücklich er aussah.

Ich schloss die Augen, aber das konnte meine Tränen auch nicht mehr aufhalten. Es war zu spät. Ich war gebrochen.

Harry hatte mich gebrochen.

Und ich würde nicht wieder aufstehen, das wusste ich. Das hatte ich von Anfang an gewusst.

Aber es war gut so. Es war gut, dass es jetzt noch am Anfang passiert war und nicht schon nach längerer Zeit. Dann würde es mir nur noch schlechter gehen.

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt