#77 - Schei*e, Sam

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„Was?!?!?!"

Wow, das hatte gesessen.

Krass.

...oha.

Caro biss sich auf die Unterlippe und gab eine Mischung aus einem Jaulen und einem Seufzen von sich. Sie vergrub das Gesicht für ein paar Sekunden in ihren Händen, bis sie es wieder hob und mich ansah. In der Zeit starrte ich sie immer noch entgeistert an. Ich war überhaupt nicht in der Lage, irgendwo anders hinzuschauen.

„Sam, es tut mir so Leid, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte!", jammerte sie und sah mich mit ihrem Hundeblick an.

„Sam?"

Sie zog die Augenbrauen zusammen und knetete ihre Hände auf ihrem Schoß. Das Abspülen hatten wir längst vergessen.

„Sam, sag was", bat sie mich. „Bitte."

„Ich kann jetzt nichts sagen. Ich muss das erst einmal verdauen."

Meine Stimme klang ziemlich hohl, als ich das sagte. Ich bekam die Worte nur mit aller Kraft raus. Ich musste das wirklich erst einmal verdauen und darüber nachdenken.

Die beste Freundin und der eigene Bruder? Oh mein Gott, das war das Schlimmste, was passieren konnte!

Oder, das war es doch?

Vor allem CARO und LEO! Das war.. das... das .... da fehlten mir die Worte.

Ich drehte mich wieder zum Spülbecken um und spülte wie ein Roboter weiter ab, ohne wirklich wahrzunehmen, was meine Hände machten. Mein Hirn war ganz wo anders.

Meine Augen waren weit aufgerissen und meine Gedanken überschlugen sich.

Okay. Bleib ruhig, Sam.

Leo und Caro hatten sich geküsst.

Naja, so etwas passierte. Viele Leute küssten sich aus Jux und Tollerei – aber ich wusste, dass das bei den beiden so nicht war. Eigentlich tickten die beiden nicht so. Weder Caro noch Leo waren welche, die einfach irgendwelche Leute küssten und es anschließend keine Bedeutung für sie hatte. Besonders nicht sich gegenseitig, Himmel nochmal!

Also musste da auf jeden Fall mehr dahinter stecken. Zumindest von Caros Seite, sonst wäre sie nicht so aufgewühlt.

Ich drehte mich wieder zu ihr um.

„Hast du Gefühle für ihn?"

Diese direkte Frage traf sie wie aus heiterem Himmel, das konnte ich sehen. Sie zuckte heftig zusammen und ließ beinahe den Wasserkrug fallen, den sie gerade abtrocknete.

Sie hatte Angst, zu antworten, weil sie nicht wusste, was ich gerade dachte.

„Caro, ich bin deine beste Freundin. Wir reden hier gerade einfach über irgendeinen Jungen. Rede einfach. Sag alles, was dir in den Sinn kommt", forderte ich sie ruhig auf.

„Okay", meinte sie vorsichtig. Sie holte tief Luft und die nächsten Sätze sprudelten in einem atemberaubenden Tempo aus ihrem Mund.

„Ich habe keine Ahnung, was ich denken soll. Leo war für mich immer nur dein Bruder. Er war schon fast mein Bruder. OH Gott, mir wäre niemals in den Sinn gekommen, jemals etwas mit ihm anzufangen. Aber dann, ... dann hat er mich vorhin einfach so überfallen und-"

„Also hat er dich geküsst?", unterbrach ich sie, um die Situation besser analysieren zu können.

„Ja."

Okay.

„Weiter?", sagte ich und sie kam meiner Bitte sofort nach.

„Als er mich..naja, geküsst hat, ich weiß auch nicht, was da in mir vorging! Ich .. ich.. scheiße, Sam, ich glaube, solche Gefühle hab ich noch nie für jemanden empfunden, und das ist keine Übertreibung oder theatralische und dramatische Darstellung... – es ist einfach so."

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt