#5 - Zukunftspläne und nächtliche Nachrichten

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„Komm, bitte, Sammy. Biiitteeeee!"

„Ich denke drüber nach. Ich weiß noch nicht, ob ich jetzt schon heimkommen will."

„Hallo, dir ist schon klar, dass am Montag das Semester beginnt?!", erinnerte Caro mich entgeistert und ich biss mir auf die Unterlippe.

Natürlich wusste ich das. Nur hatte ich es bisher ziemlich erfolgreich verdrängt.

„Du hast es verdrängt", stellte Caro fest, als ich nicht antwortete. Wieso waren meine Gedanken auch so unverschlüsselt für sie.

„Du hast es mit Absicht verdrängt, weil du keinen Bock drauf hast."

„Ja, du  liegst richtig, können wir das Thema jetzt lassen? Bitte?", fuhr ich sie ein wenig gereizt an. „Also ich sag dir Bescheid, wenn ich weiß, wann ich nach Hause fliege. Bis dann, ich hab dich lieb!"

Zack, nahm ich das Telefon vom Ohr und legte auf.

Ich pfefferte es auf die Küchenablage und verfrachtete die Erdbeeren zurück in den Kühlschrank.

Mir war der Appetit vergangen.

Mit finsterer Miene tigerte ich hinüber zum Sofa und ließ mich drauf plumpsen.

Keine fünf Sekunden später ging die Haustür auf und Papa kam rein.

„Naaa?", begrüßte er mich und blieb im nächsten Augenblick stehen.

„Oh, da hat jemand ja blendende Laune! Schmerzendes Herz?", fragte er und zog sich Jacke und Schuhe aus. Dann kam er zu mir und setzte sich neben mich auf die Couch.

„Keine Ahnung... auch...", murmelte ich und seufzte tief.

„Was ist los, Sam?"

„Ach, nichts..."

„Ja, das sieht mir wirklich nach nichts aus", unterbrach Papa mich und sah mich auffordernd an.

Ich seufzte schon wieder und setzte mich auf.

„Am Montag beginnt das Semester", fing ich an und verzog wehleidig das Gesicht.

Papa verstand mich natürlich sofort.

„Und die liebe Samantha hat auf Anglistik keine Lust."

„Mhh...", grummelte ich und ließ den Hinterkopf gegen das Sofa sinken. „Das ist doch scheiße."

„Was genau? Red mit mir, Sam, so kann ich dir auch nicht weiterhelfen."

Ich warf Papa einen Seitenblick zu.

„Ich hab einfach keinen Bock. Jetzt bin ich gerade aus der Schule raus und soll mir schon wieder die nächsten drei Jahre meines Lebens den Hintern auf harten Holzbänken plattsitzen und lernen, lernen, lernen? Nur dass es diesmal nicht in der Schule ist, sondern in der Uni. Super. Macht wahnsinnig viel Unterschied. Ich hab einfach keine Lust, ach das ist doch alles kacke!"

Ich ließ den Kopf nach vorne sinken und vergrub das Gesicht in den Händen.

„Ich weiß, dass du tanzen willst", erklang Papas sanfte Stimme.

Ein Schauer überlief meinen Rücken.

Oh ja, das war genau das, was ich wollte.

Ich wollte nichts anderes. Ich war fürs Tanzen geboren.

„Ich unterstütze dich bei allem, was du tun willst, Sam, solange du mit deinem Herz dahinter stehst. Wenn du tanzen möchtest, dann tanze. Versuch, dass du an einer der Tanzschulen angenommen wirst." Er seufzte. „Aber das Gespräch hatten wir doch erst... Du musst für dieses eine Jahr etwas machen. Und wer garantiert dir, dass die dich wirklich nehmen? Ich zweifle nicht an deinem Talent, Schatz. Jeder weiß, dass Tanzen dein Element ist, aber...es kann immer schief gehen. Und deswegen solltest du dein Studium ernst nehmen."

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt