#21 - I believe I can fly.

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Währenddessen in der Münchner Fußgängerzone...

~Janas Sicht~

 

Neinneinneinneinneinneeiiin ich will niiiiiicht!! Uuggh ich weine gleich!!!

Frustriert lehnte ich die Stirn gegen die Haltestange in der S-Bahn, rückte meinen einen Kopfhörer zurecht, der leicht aus meinem linken Ohr rutschte, und versuchte, tief durchzuatmen. Was natürlich rein gar nicht funktionierte.

Toooorn in twoooo, and I knooow I shouldn't tell you but Iii just can't stop thinking of yoooouuuu...

Ich zog mein iPhone aus meiner Jackentasche und drückte auf den Home-Button. Sofort strahlte mir Lukes wunderbarumwerfendperfektes  Gesicht entgegen, das ich als Cover für seine Liveversion von Wherever You Are eingestellt hatte, und bemerkte nebenbei, dass es zwei Minuten vor drei war.

Ich würde zu spät kommen, aber das war mir so was von schnurzpiepegal. Sollte dieser blöde Fettsack doch warten müssen, mich juckte es nicht.

„Nächster Halt: Karlsplatz/Stachus, Umstieg zur U4/U5", kündigte die nervige S-Bahn-Stimme an und ich richtete mich ein wenig auf.

Ich stieg extra am falschen Ende von der Fußgängerzone aus, sodass ich wirklich zu spät kommen würde.

Was absolut nichts bringt, Jana Sabrina Ferroni, sagte ich mir selber, aber trotzdem verließ ich mit erhobenem Haupt die S-Bahn und stapfte die Rolltreppe nach oben. Eigentlich trafen wir uns irgendwo am Marienplatz (ich hatte inzwischen schon wieder vergessen wo genau). Wenn ich eine Station weiter gefahren wäre, wäre ich genau bei der S-Bahn-Station vom Marienplatz rausgekommen, aber nein, Jana, dieser kleine Feigling, fuhr nur bis zum Stachus und lief dann einmal durch die gesamte Münchner Fußgängerzone.

Als ob es etwas bringen würde! Ich wusste genau, dass ich mich nicht drücken konnte. Und trotzdem tat ich es.

Mahaaan ich will niiiicht! Wieso hatte ich mich noch einmal auf dieses Date eingelassen? Ach ja, damit meine liebste Lieblingscousine die Liebe ihres Lebens endlich wiedertreffen konnte. Wenigstens waren Harry und Sam jetzt zusammen. Ich glaube, ich hätte mir die Kugel gegeben, wenn die ganze Aktion umsonst gewesen wäre.

War sie ja aber Gott sei Dank nicht. Auch wenn es zwischen den beiden ja nicht so super lief... Ich verzog leicht den Mund, während ich mich durch die Menschenmenge schlängelte. Aber Sam hatte Recht, es war von Anfang an klar gewesen, dass es nicht einfach werden würde... Einen Star daten, war eine Herausforderung. Und zwar eine ziemlich große Herausforderung mit vielen Hürden und Hindernissen.

Jetzt war ich in der Fußgängerzone angekommen. Dafür, dass das Wetter eigentlich ziemlich beschissen war, war hier ganz schön viel los. Ich wunderte mich wirklich, dass so viel los war, gab es hier irgendetwas umsonst?

Ach nein, jetzt fiel es mir wieder ein. Nächste Woche begann das Oktoberfest und Millionen von Menschen würden wieder durch München zur Theresienwiese pilgern, um sich die Birne wegzusaufen und ihr Geld aus dem Fenster zu werfen.

Und trotzdem liebte ich die Wiesn über alles.

Ich musste Sam bei Gelegenheit mal fragen, wann wir hingehen würden. Ich hatte mir vor einem Monat ein neues Dirndl mit ihr gekauft, das ich jetzt endlich mal anziehen wollte. Es würde wahrscheinlich eh so wie jedes Jahr werden, dass ich jedes Wochenende auf die Wiesn ging. Als Münchner war das einfach Pflicht, konnte man schon fast sagen.

„Hey, pass auf, wo du hinläufst!!", blaffte ich den Jungen an, der mich gerade heftig angerempelt hatte. Er war ungefähr dreizehn und hielt sich wohl für den Allergeilsten. Ich musterte ihn einmal von oben bis unten und wieder zurück. Baseball-Cap, weiter Kapuzenpulli, Baggyjeans, die ihm ungefähr in den Kniekehlen saß, und hässliche Sportschuhe, für die ich keine Bezeichnung fand als...ja, hässlich. Einfach hässlich.

HeartthrobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt